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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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Fingern öffnete ich die Nachricht: Wenn du
nicht da bist, ist es sogar in der Notaufnahme schrecklich trist und
langweilig.
    Mein Gott!
    Eigentlich waren solche Sprüche ja so gar nicht mein Fall.
Als die Romantik verteilt wurde, stand ich nämlich in der allerletzten Reihe,
deswegen wunderte es mich umso mehr, dass ich von diesem überaus kitschigen
Satz Herzklopfen bekam.
    Ich klappte das Telefon zu, wieder auf, wanderte einmal um
den Couchtisch und las die Nachricht noch einmal.
    Mein Herz klopfte immer noch.
    Mist, was sollte ich denn jetzt schreiben? Hätte er mir nicht
irgendeine Frage stellen können, so wie „Wie geht es dir“, dann hätte ich
antworteten können „Super, und dir?“ und schon hätten wir eine Art Unterhaltung
am Laufen, aber nein! Er musste ja mit seinem Kitsch aufwarten und mir wieder
einmal Vorhofflimmern bescheren. Dieser Sack!
    So. Jetzt einmal tief durchatmen. Was hatte Vera noch gleich
gesagt? Sexy und selbstbewusst sein. Na schön, das war ja wohl die leichteste
Übung: Oh je, gibt es denn keine würdige Vertretung für mich?
    Nach nur fünfmal tippen und wieder löschen schickte ich den
Satz ab. Wo ich darin das Sexy und das Selbstbewusst versteckt hatte, wusste
ich selbst nicht so genau.
    Diesmal kam seine Antwort so schnell, dass ich gar nicht
richtig Zeit hatte, mich in meine eigene Unfähigkeit hineinzusteigern: Reinmann
gibt sein Bestes, aber mit ihm zu flirten macht nicht halb so viel Spaß, wie mit
Dir. Du fehlst mir.
    Dumdum dum dumdum di dum – Auch ein Laie musste erkennen,
dass dieser Pilsschlag meines Herzens nicht normal war!
    Du fehlst mir...
    Ich war sprachlos. Gut, dass ich nicht reden musste, sondern
nur Tasten bedienen: Du fehlst mir irgendwie auch.
    Irgendwie? Warum hatte ich das denn noch dazu gequetscht? Ich
war wirklich ein hoffnungsloser Fall. Verzweifelt warf ich mich aufs Sofa und
versteckte mich hinter meinen Händen.
    Ich lugte erst wieder hervor, als er antwortete: Mit
diesem Satz hast du mich gerade sehr glücklich gemacht, kleine Kriegerin.
    Hatte ich das?
    Mein ganzer Körper schien zu kribbeln, als meine Finger
zielstrebig über das Bedienfeld meines Handys flogen. Die Nachricht entstand wie
von selbst: Könntest du mich noch einmal fragen, ob ich mit dir ausgehe?
    Angespannt wartete ich auf seine Antwort. Der Sekundenzeiger
meiner Wanduhr wurde immer lauter und tat mir schon fast in den Ohren weh. Als
mein Handy zu klingeln anfing, wäre ich beinahe in Ohnmacht gefallen.
    Ein Anruf!
    Von Desiderio!
    Hilfe, was sollte ich denn jetzt machen? Von telefonieren war
hier absolut nicht die Rede gewesen!
    Es klingelte weiter.
    Verdammter Mist, ich fühlte mich absolut nicht dazu in der
Lage auch nur einen vernünftigen Satz über die Lippen zu bekommen.
    Es klingelte immer noch.
    Du verdammtes Riesenbaby, geh endlich ran!
    Ich folgte meinem eigenen Befehl, drückte die Anruftaste und
hielt mir das Telefon langsam ans Ohr. „Hallo?“
    Obwohl ich mein bestes gab, klar und deutlich zu sprechen,
hörte sich meine Stimme an, als stände ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Was ja auch so war...
    „Hi, Lena“, sagte Desiderio. Laut und klar. Wie immer das
Selbstbewusstsein in Person.
    „Hi“, hauchte ich.
    „Weißt du, ich habe gerade an dich gedacht und da ist mir
doch glatt etwas eingefallen“, plauderte er fröhlich. „Und zwar, dass ich dich schon
lange nicht mehr um ein Date gebeten habe, nicht wahr? Da dachte ich mir, ich
könnte es doch einfach noch einmal versuchen. Also, Lena Berger, würdest du mir
die Ehre erweisen und mit mir ausgehen?“
    Für einen Moment fiel ich tatsächlich in eine Art Ohnmacht.
Ich klammerte mich stumm an den Hörer und hörte einfach auf zu atmen.
    Würdest du mir die Ehre erweisen? Meine Güte, wer redete denn
heutzutage noch so? Außerdem konnte ich ganz deutlich sein Gesicht vor mir
sehen und sein verheißungsvolles Lächeln wirkte sich sogar in meiner Erinnerung
fatal auf meinen Körper aus.
    Desiderio wartete geduldig auf meine Antwort.
    Ich gab mir selbst eine Ohrfeige (natürlich auf meine gesunde
Backe) und presste schließlich hervor: „Das würde ich sehr gerne.“
    Meine Tonlage erklang zwar mindestens eine Oktave zu hoch,
aber wenigstens hatte ich es geschafft überhaupt zu antworten.
    Desiderio enthielt sich diesbezüglich eines Kommentars und
entgegnete mir mit ehrlicher Begeisterung. „Klasse!“, freute er sich. „Ich weiß
auch schon ganz genau, wo es hingehen wird!“
    „Wohin denn?“,

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