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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ich stelle mir vor, ich habe eine bessere Chance auf seine ungeteilte Aufmerksamkeit, wenn ihr euer Wiedersehen hinter euch gebracht habt.« Er lächelte ermutigend.
    »Ich frage mich, in welchem Zustand er wohl sein mag.«
    »Du kannst sicher sein, daß es ihm viel besser geht, sonst würde Dr. Minchenko ihn nicht dem Stress der Reise aussetzen, nicht einmal, um ihn im Auge behalten zu können.«
    Ein dumpfer Schlag war zu hören, dazu das Surren und Knirschen von Maschinen, und so wußte Ciaire, daß das Shuttle angekommen und in seine Klampen eingeklickt war. Sie streckte die Hände aus und zog sie dann befangen wieder zurück. Der Quaddie in der Steuerkabine winkte den beiden anderen in der Bucht; sie brachten die Anschlußrohre in Position und befestigten sie. Zuerst öffnete sich das Personalrohr, und der Ingenieur des Shuttles steckte den Kopf hindurch, um alles zu überprüfen, dann ver197
    schwand er wieder. Claires Herz pochte in ihrer Brust, und ihre trockene Kehle war wie zugeschnürt.
    Schließlich kam Dr. Minchenko heraus und verweilte einen
    Augenblick lang, dabei hielt er sich mit einer Hand am Griff neben der Luke fest. Er war ein kraftvoller Mann mit einem Gesicht wie aus Leder; sein Haar war so weiß wie der Overall des Medizinischen Dienstes von GalacTech, den er trug. Einst hochgewachsen, war er jetzt zusammengeschrumpft wie eine getrocknete Aprikose, aber wie eine getrocknete Aprikose war er noch gesund. Ciaire hatte den Eindruck, er müßte nur wieder hydratisiert werden und würde dann wieder jung und frisch aussehen.
    Dr. Minchenko stieß sich von der Luke ab, kam durch die Ladebucht auf sie zu und landete genau neben den Griffen an der luftdichten Tür. »Nanu, Ciaire, hallo«, sagte er überrascht. »Und, aha – Graf«, fügte er weniger freundlich hinzu. »Sie sind mir ja einer! Ich muß Ihnen sagen, daß ich es nicht schätze, wenn man mich unter Druck setzt, damit ich die Verletzung vernünftiger medizinischer Regeln billige. Sie müssen für die Dauer Ihrer Dienstverlängerung die doppelte Zeit im Turnraum zubringen als sonst, verstanden?«
    »Ja, Dr. Minchenko, danke«, sagte Leo prompt, der – soweit Ciaire wußte – in all diesen Tagen überhaupt keine Zeit im Turnraum verbracht hatte. »Wo ist Tony? Können wir Ihnen helfen, ihn zur Krankenstation zu bringen?«
    »Ah«, er schaute Ciaire eingehender an. »Ich verstehe. Tony ist nicht dabei, meine Liebe, er ist noch im Krankenhaus auf dem Planeten.«
    Ciaire unterdrückte einen Laut des Erschreckens. »O nein – geht es ihm schlechter?«
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    »Überhaupt nicht. Ich hatte durchaus die Absicht, ihn mitzubringen. Meiner Meinung nach braucht er die Schwerelosigkeit, um seine Genesung zu vollenden. Das Problem ist administrativer, nicht medizinischer Art. Und ich bin jetzt direkt unterwegs, um es zu lösen.«
    »Hat Bruce angeordnet, daß Tony unten bleibt?«, fragte Leo.
    »Ja, so ist es.« Dr. Minchenko blickte Leo finster an. »Und es gefällt mir auch in diesem Fall ganz und gar nicht, daß man sich in meine medizinische Verantwortung einmischt. Er sollte lieber eine außerordentlich überzeugende Erklärung parat haben. Daryl Cay hätte ein solches Durcheinander nicht zugelassen.«
    »Sie … hm … haben also von den neuen Anordnungen noch
    nichts gehört?«, sagte Leo vorsichtig und warf Ciaire einen warnenden Blick zu – pst …
    »Welche neuen Anordnungen? Ich bin unterwegs, um mit dem
    kleinen Fiesling – das heißt, mit dem Mann zu reden. Um dieser Sache auf den Grund zu gehen …« Er wandte sich Ciaire zu und wechselte in einen freundlicheren Ton über. »Das wird schon gut, wir renken alles ein. Tonys innere Blutungen haben aufgehört, und es gibt keine weiteren Anzeichen für eine Infektion. Ihr Quaddies seid zäh. Ihr bewahrt eure Gesundheit viel besser unter Schwerkraft als wir Planetarier in der Schwerelosigkeit. Nun ja, wir haben euch explizit so entworfen, daß ihr keiner Dekonditionierung unterliegt. Ich könnte mir nur wünschen, daß das Experiment, wodurch das bestätigt wurde, nicht unter so bedrückenden Umständen stattgefunden hätte. Natürlich«, er seufzte, »die Jugend hat auch etwas damit zu tun … Da ich von der Jugend spreche, wie geht es dem kleinen Andy? Läßt er dich jetzt besser schlafen?«
    Ciaire brach fast in Tränen aus. »Ich weiß es nicht«, piepste sie und schluckte heftig.
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    »Was?«
    »Ich darf ihn nicht sehen.«
    »Was?«
    Leo, der distanziert seine Fingernägel studierte,

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