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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vorsichtig neutralen Ton.
    »Jemand, den ich einmal kannte, hat es mir gesagt… Man
    schreibt nieder, woran man sich erinnern will, und denkt
    darüber nach. Dann versteckt man es – auf die gleiche Weise, wie wir immer Ihre geheimen Dateien vor Radnov versteckt haben, Sir –, das haben die ja auch nie herausgebracht. Wenn man zurückkommt, dann nimmt man den Zettel als Erstes heraus, noch bevor der Magen sich wieder beruhigt hat, und schaut ihn an. Wenn man sich an eine Sache auf der Liste erinnern kann, dann kann man gewöhnlich auch das Übrige wieder herholen, bevor die Mediziner wiederkommen. Und
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    dann macht man das wieder. Und immer wieder. Es hilft auch, wenn man einen… einen Gegenstand hat.«
    »Hatten Sie… hm… einen Gegenstand?«, fragte Vorkosigan,
    sichtlich fasziniert.
    »Ein Stück Haar.« Er schwieg wieder lange Zeit, dann sagte er unaufgefordert: »Sie hatte langes schwarzes Haar. Es roch gut.«
    Cordelia, die die Hintergründe dieser Geschichte anrührten und nachdenklich stimmten, lehnte sich zurück und blickte durch das Verdeck nach draußen. Vorkosigan sah aus, als hätte er eine kleine Erleuchtung erlebt, wie jemand, der ein entscheidendes Stück in einem schwierigen Puzzle gefunden hat. Sie betrachtete die vielfältige Szenerie, genoss das klare Sonnenlicht, die Sommerluft, die kühl genug war, dass man keine Schutzvorrichtungen brauchte, und die kleinen Flecken von Grün und Gewässer in den Senken zwischen den Hügeln.
    Sie bemerkte auch noch etwas anderes. Vorkosigan folgte der Richtung ihres Blicks.
    »Aha, du hast sie auch entdeckt, nicht wahr?«
    Bothari lächelte verhalten.
    »Meinst du den Flieger, der uns nicht überholt?«, fragte
    Cordelia, »Weißt du, wer das ist?«
    »Kaiserlicher Sicherheitsdienst«
    »Folgen sie dir immer in die Hauptstadt?«
    »Sie folgen mir immer, rund um die Uhr. Es war nicht leicht, die Leute zu überzeugen, dass es mir damit ernst war, in den Ruhestand zu treten. Bevor du kamst, amüsierte ich mich gewöhnlich damit, sie zur Weißglut zu bringen. Machte Sachen wie mich in meinem Flieger zu betrinken, während ich in Mondnächten in diesen Canons nach Süden flog. Mein Flieger ist neu. Sehr schnell. Das trieb sie zum Wahnsinn.«
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    »Himmel, das hört sich ja direkt lebensgefährlich an. Hast du das wirklich gemacht?«
    Er blickte etwas beschämt drein. »Ich fürchte, ja. Damals
    dachte ich nicht daran, dass du je hierher kommen würdest. Es war ein Nervenkitzel. Ich war seit meiner Jugend nicht mehr absichtlich auf einen Adrenalintrip gegangen, der Dienst in den Streitkräften stillte dieses Bedürfnis hinlänglich.«
    »Es überrascht mich, dass du dabei keinen Unfall hattest.«
    »Ich hatte einen, einmal«, gab er zu. »Nur einen kleineren.
    Das erinnert mich daran, ich muss mal in die Werkstatt
    schauen. Die scheinen ewig für die Reparatur zu brauchen. Der Alkohol hatte mich schlaff gemacht wie einen Lappen, nehme ich an, und ich hatte niemals ganz den Nerv, ohne Schultergurt zu fliegen. Es gab keinen Schaden, außer an dem Flieger und an den Nerven des Agenten von Oberst Negri.«
    »Zweimal«, warf Bothari unerwartet ein.
    »Wie bitte, Sergeant?«
    »Sie hatten zweimal einen Unfall mit dem Leichtflieger.«
    Die Lippen des Sergeanten zuckten. »Sie erinnern sich nicht an das zweite Mal. Ihr Vater sagte, er wäre nicht überrascht. Wir halfen… hm… Sie aus dem Sicherheitskäfig herauszuholen.
    Sie waren einen Tag lang bewusstlos.«
    Vorkosigan blickte verdutzt drein. »Nehmen Sie mich auf
    den Arm, Sergeant?«
    »Nein, Sir. Sie können sich die Trümmer des Fliegers
    anschauen. Sie liegen über anderthalb Kilometer verstreut
    drunten in der Dendaril-Schlucht.«
    Vorkosigan räusperte sich und versank in seinem Sitz. »Ich verstehe.« Er schwieg. Schließlich fügte er hinzu: »Wie –unangenehm, eine solche Lücke in seinem Gedächtnis zu haben.«
    »Jawohl, Sir«, stimmte Bothari höflich zu.
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    Cordelia blickte durch eine Kluft zwischen den Hügeln zu
    dem Flieger empor, der ihnen folgte, »Haben die uns die ganze Zeit beobachtet? Mich auch?«
    Vorkosigan lächelte über den Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    »Von dem Augenblick an, als du im Raumhafen von Vorbarr
    Sultana gelandet bist, nehme ich an. Ich bin nun mal politisch umstritten, nach Escobar. Die Presse, die hier Ezar Vorbarras dritten Arm darstellt, hat mich als eine Art Held des Rückzugs dargestellt, der den Sieg spontan den Fängen der Niederlage entriss und so weiter –

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