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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vorbeischlängelte. »Hm. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll… Ist er nüchtern?«
    Er warf einen Blick auf die Sonne und schürzte die ledrigen Lippen. »Um diese Zeit vermutlich nicht mehr. Nachdem er nach Hause gekommen war, trank er zuerst nur nach dem Abendessen, aber dann begann er allmählich immer eher. Es
    beunruhigt mich sehr, aber ich kann nicht viel dagegen tun.
    Wenn jedoch sein Darm wieder zu bluten anfängt, dann werde 281
    ich vielleicht …«Er brach ab und warf ihr einen eindringlichen, prüfenden Blick zu. »Er hat diesen Fehlschlag von Escobar unnötigerweise persönlich genommen, meine ich. Sein Abschied war völlig unnötig.«
    Aus diesen Worten schloss Cordelia, dass der Kaiser den
    alten Grafen in dieser Sache nicht ins Vertrauen gezogen hatte, und sie dachte: Es ist nicht der Fehlschlag, der seinen Geist niederdrückt, Sir, es ist der Erfolg. Laut sagte sie: »Loyalität gegenüber Ihrem Kaiser war eine sehr große Ehrensache für ihn, wie ich weiß.« Fast die letzte Bastion seiner Ehre, und Ihr Kaiser hatte sich entschlossen, sie im Dienst an seiner großen Bedrängnis bis auf die Grundmauern niederzureißen…
    »Warum gehen Sie nicht weiter hinauf«, schlug der alte
    Mann vor. »Aber er hatte heute keinen sehr guten Tag, ich –
    sollte Sie lieber warnen.«
    »Danke, ich verstehe schon.«
    Er blieb stehen und blickte hinter ihr her, als sie die
    ummauerte Einfriedung verließ. Sie folgte dem gewundenen
    Pfad im Schatten von Bäumen, die zumeist von der Erde
    stammten, und von anderen, buschartigen Gewächsen, die
    offensichtlich einheimisch waren. Eine Hecke mit Blüten – sie nahm an, es waren Blüten, Dubauer hätte es sicher gewusst –, die wie rosafarbene Straußenfedern aussahen, fiel ihr besonders auf.
    Der Pavillon, der einen schönen Ausblick auf den
    funkelnden See gewährte, war ein leicht orientalisch
    angehauchtes Bauwerk aus verwittertem Holz. Weinranken
    kletterten an ihm empor und schienen ihn für den felsigen
    Boden in Besitz zu nehmen. Er war auf allen vier Seiten offen, möbliert mit ein paar schäbigen Chaiselongues, einem großen, ausgeblichenen Sessel mit Fußschemel und einem kleinen Tisch. Auf diesem Tisch standen zwei Karaffen, einige Gläser und eine Flasche mit einer dicken weißen Flüssigkeit.
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    Vorkosigan lag zurückgelehnt in dem Sessel, die Augen
    geschlossen, die bloßen Füße auf dem Schemel; ein paar
    Sandalen waren achtlos zur Seite geworfen. Cordelia hielt am Rand des Pavillons an, um Aral mit einer Art zarter Freude zu betrachten. Er trug eine alte schwarze Uniformhose und ein sehr ziviles Hemd mit einem grellen und unerwarteten Blumenmuster. Er hatte sich offensichtlich an diesem Morgen nicht rasiert. Auf seinen Zehen, bemerkte sie, wuchsen ein paar drahtige schwarze Haare, wie auf den Rücken seiner Finger und Hände. Sie kam zu dem Schluss, dass sie seine Füße ausgesprochen gern hatte und dass sie wirklich leicht alles an ihm ganz närrisch lieb gewinnen konnte. Sein allgemein schäbiges Aussehen war weniger erfreulich. Er sah müde aus.
    Mehr als müde – krank.
    Er öffnete die Augen zu Schlitzen und griff nach einem
    Kristallglas, das mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war, dann schien er sich anders zu besinnen und nahm stattdessen die weiße Flasche. Ein kleiner Messbecher stand daneben, er ignorierte ihn jedoch und trank stattdessen einen Schluck der weißen Flüssigkeit direkt aus der Flasche. Mit einem spöttischen Grinsen blickte er kurz auf die Flasche, dann tauschte er sie gegen das Kristallglas aus und nahm einen Zug, spülte ihn in seinem Mund herum und schluckte schließlich.
    Schließlich kauerte er sich wieder in den Sessel, etwas tiefer als zuvor.
    »Flüssiges Frühstück?«, fragte Cordelia. »Schmeckt es so
    gut wie Hafergrütze und Blaukäsedressing?«
    Er riss die Augen auf. »Du …«, sagte er heiser nach einem
    Moment, »bist keine Halluzination.« Er begann sich
    hochzurappeln, dann schien er sich eines Besseren zu besinnen und sank in erstarrter Befangenheit zurück. »Ich wollte nie, dass du siehst…«
    Sie stieg die letzten Stufen bis zum Schatten des Pavillons empor, schob eine Chaiselongue näher und setzte sich.
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    Verdammt, dachte sie, jetzt ist er ganz verlegen, weil ich ihn in diesem üblen Zustand überrascht habe, wo er aus seinem Gleichgewicht geworfen ist. Wie kann ich nur die Befangenheit wieder von ihm nehmen? Ich hätte ihn gerne
    unbefangen, immer… »Ich habe

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