Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
versucht, mich vorher
    anzukündigen, nachdem ich gestern gelandet war, aber ich
    habe dich immer wieder verpasst. Wenn du Halluzinationen
    erwartest, dann muss das ein bemerkenswerter Stoff sein. Gieß mir auch ein, bitte.«
    »Ich glaube, du würdest das da lieber mögen.« Er goss ihr
    aus der zweiten Karaffe ein. Neugierig probierte sie jedoch von seinem Glas.
    »Pah! Das ist kein Wein.«
    »Brandy.«
    »Um diese Zeit?«
    »Wenn ich nach dem Frühstück anfange«, erklärte er, »dann
    kann ich im Allgemeinen bis zum Mittagessen totale
    Bewusstlosigkeit erreichen.«
    Jetzt ist bald Essenszeit, dachte sie. Seine Sprechweise hatte sie zuerst in die Irre geführt, da er vollkommen klar sprach, nur langsamer und zögerlicher als gewöhnlich. »Es muss doch weniger giftige Betäubungsmittel geben.« Der strohgelbe Wein, den er ihr eingegossen hatte, war ausgezeichnet, allerdings für ihren Geschmack zu trocken. »Machst du das
    jeden Tag?«
    »Gott, nein«, er schauderte, »Höchstens zwei-oder dreimal die Woche. An einem Tag trinke ich, am nächsten habe ich einen Kater – ein Brummschädel hilft genauso gut, den Geist von anderen Dingen abzulenken, als wenn man betrunken ist –, am dritten Tag mache ich Erledigungen und so weiter für meinen Vater. Er ist in den letzten paar Jahren arg langsam geworden.«
284
    Allmählich bekam er sich immer besser in den Griff, je mehr seine anfängliche Angst nachließ, er könnte ihr widerwärtig erscheinen. Er setzte sich auf, rieb sich in der vertrauten Geste mit der Hand über das Gesicht, als müsste er die Benommenheit wegwischen, und machte einen Versuch in leichter Konversation. »Das ist ein hübsches Kleid. Eine große Verbesserung gegenüber dem orangefarbenen Zeug.«
    »Danke«, sagte sie und nahm sofort sein Stichwort auf. »Es tut mir Leid, dass ich nicht das Gleiche von deinem Hemd sagen kann – offenbart das zufällig deinen eigenen Geschmack?«
    »Nein, es war ein Geschenk.«
    »Da bin ich ja erleichtert.«
    »Es war eine Art Scherz. Einige meiner Offiziere hatten sich zusammengetan und es anlässlich meiner ersten Beförderung zum Admiral gekauft, vor Komarr. Ich denke immer an sie, wenn ich es trage.«
    »Na, wie nett. In diesem Fall kann ich mich vielleicht daran gewöhnen.«
    »Drei von den vieren sind jetzt tot. Zwei starben vor
    Escobar.«
    »Ich verstehe.« So weit kam man also mit leichtem
    Geplauder. Sie schwenkte den Wein auf dem Boden ihres
    Glases herum. »Du siehst schlecht aus, weißt du das? Käsig.«
    »Ja. Ich habe mit meinem Training aufgehört. Bothari ist
    ganz beleidigt.«
    »Ich bin froh, dass Bothari nicht zu viele Schwierigkeiten wegen Vorrutyer bekommen hat.«
    »Es stand auf des Messers Schneide, aber ich habe ihn
    freibekommen. Dabei war Illyans Zeugenaussage hilfreich.«
    »Aber Bothari wurde entlassen.«
    »In allen Ehren. Aus gesundheitlichen Gründen.«
285
    »Hast du deinem Vater den Tipp gegeben, ihn zu
    engagieren?«
    »Ja. Es schien mir das Richtige zu sein. Er wird nie normal sein in unserem Sinn, aber so hat er wenigstens eine Uniform und eine Waffe und bestimmte Vorschriften, nach denen er sich richten kann. Das scheint ihm einen festen Halt zu geben.«
    Er fuhr langsam mit einem Finger am Rand des Brandyglases
    entlang. »Vier Jahre lang war er Vorrutyers Offiziersbursche, weißt du. Es ging ihm nicht sonderlich gut, als er auf die General Vorkraft versetzt wurde. Am Rande einer Persönlichkeitsspaltung – gespaltenes Gedächtnis und all das.
    Das Soldatendasein scheint die einzige menschliche Rolle zu sein, deren Anforderungen er entsprechen kann. Es erlaubt ihm eine Art von Selbstachtung.« Er lächelte sie an. »Du, andrerseits, siehst himmlisch aus. Kannst du… hm …lange bleiben?«
    In seinem Gesicht lauerte ein Hunger, ein stummes
    Verlangen, unterdrückt von der Ungewissheit. Wir haben so
    lange gezögert, dachte sie, es ist schon eine Gewohnheit
    geworden. Dann dämmerte es ihr, dass er fürchtete, sie wäre nur zu Besuch da. Eine verdammt lange Reise für eine Plauderei, mein Liebster. Du bist betrunken.
    »So lange es dir gefällt. Als ich nach Hause kam, entdeckte ich, dass sich dort alles verändert hatte. Oder ich hatte mich verändert. Nichts passte mehr zusammen. Ich habe alle beleidigt und bin mit gerade einem Schritt Vorsprung vor – einer Menge Schwierigkeiten abgehauen. Ich kann nicht zurückgehen. Ich habe meinen Abschied vom Dienst genommen – habe das Gesuch von Escobar aus geschickt – und

Weitere Kostenlose Bücher