Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
alles, was ich besitze, ist in dem Leichtflieger dort unten.«
Sie kostete die Freude aus, die während ihrer Worte in
seinen Augen aufleuchtete, als es ihm endlich aufging, dass sie für immer hier war. Sie war tief befriedigt.
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»Ich würde eigentlich aufstehen«, sagte er und rutschte auf seinem Sessel zur Seite, »aber aus irgendeinem Grund laufen meine Füße voraus und meine Zunge bummelt hinterher. Ich würde dir lieber auf eine etwas beherrschtere Art und Weise vor die Füße fallen. Ich werde bald besser beieinander sein Möchtest du dich in der Zwischenzeit hierher setzen?«
»Gern.« Sie wechselte auf den Sessel über. »Aber werde ich dich nicht zerquetschen? Ich bin ein bisschen groß.«
»Nicht im Geringsten. Ich mag keine kleine Frauen. Ach, das ist besser.«
»Ja.« Sie kuschelte sich neben ihn, schlang die Arme um
seine Brust, legte ihren Kopf auf seine Schulter und hakte auch noch eines ihrer Beine über die seinen, um so deutlich seine Gefangennahme zu vollenden. Der Gefangene stieß einen Laut aus, der halb ein Seufzer, halb ein Lachen war. Sie wünschte sich, sie könnten auf ewig so sitzen.
»Du wirst deine Methode, mit Alkohol Selbstmord zu
begehen, aufgeben müssen, weißt du.«
Er reckte den Kopf. »Ich dachte, ich wäre raffiniert.«
»Nicht sonderlich.«
»Na ja, diese Methode passt zu mir. Sie ist außerordentlich unangenehm.«
»Ja, du hast deinem Vater Sorgen bereitet. Er hat mich ganz seltsam angeschaut.«
»Nicht zornig, hoffe ich. Er hat einen sehr vernichtenden
zornigen Blick. Ein Leben lang perfektioniert.«
»Überhaupt nicht. Er hat gelächelt«
»Grundgütiger.« Ein Grinsen ließ in seinen Augenwinkeln
Fältchen erscheinen.
Sie lachte und reckte den Hals, um sein Gesicht besser sehen zu können. Das war besser…
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»Ich werde mich auch rasieren«, versprach er in einem
Ausbruch von Begeisterung.
Ȇbertreib es ja nicht um meinetwillen. Auch ich bin
gekommen, um mich vom Dienst zurückzuziehen. Ein
Separatfrieden, wie man so sagt.«
»Frieden, ja wirklich.« Er kuschelte sein Gesicht an ihr Haar und schnupperte daran. Sie spürte, wie sich seine Muskeln entspannten, als hätte man von einem allzu straff gespannten Bogen die Sehne abgenommen.
Ein paar Wochen nach ihrer Heirat unternahmen sie ihre
erste gemeinsame Reise; Cordelia begleitete Vorkosigan bei seiner regelmäßigen Pilgerfahrt in das kaiserliche Militärkrankenhaus in Vorbarr Sultana. Sie reisten in einem Bodenwagen, den sie von Vorkosigan senior geborgt hatten, wobei Bothan seine offensichtlich übliche Doppelfunktion als Fahrer und Leibwächter übernahm. Für Cordelia, die gerade erst begann, ihn gut genug zu kennen, um seine schweigsame Fassade zu durchschauen, schien er unter Spannung zu stehen.
Er blickte unsicher über ihren Kopf hinweg; sie saß zwischen ihm und Vorkosigan.
»Haben Sie es ihr gesagt, Sir?«
»Ja, alles. Es ist in Ordnung, Sergeant«
Cordelia fügte aufmunternd hinzu: »Ich denke, Sie tun das
Richtige, Sergeant. Ich bin… hm… sehr erfreut darüber.«
Er entspannte sich etwas und lächelte fast. »Danke,
Mylady.«
Sie studierte verstohlen sein Profil und dachte an das Bündel Schwierigkeiten, das er heute nach Vorkosigan Surleau mitbringen würde, zu der eigens dafür in Dienst genommenen Frau aus dem Dorf, und sie zweifelte ernstlich, ob er mit ihnen fertig werden würde. Sie wagte es, ein bisschen nachzubohren.
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»Haben Sie darüber nachgedacht – was Sie ihr über ihre
Mutter erzählen werden, wenn sie älter wird? Sie wird es
schließlich zwangsläufig wissen wollen.«
Er nickte, schwieg zunächst, dann sagte er: »Werde ihr
sagen, sie ist tot. Ihr sagen, wir waren verheiratet. Hierzulande ist es nicht gut, unehelich zu sein.« Seine Hand packte das Steuer fester. »Also wird sie es nicht sein. Niemand darf sie Bankert nennen.«
»Ich verstehe.« Viel Glück, dachte sie, und ging zu einer
leichteren Frage über. »Wissen Sie, wie Sie sie nennen
werden?«
»Elena.«
»Das ist hübsch. Elena Bothari.«
»Das war der Name ihrer Mutter.« Cordelia war so
überrascht, dass sie unvorsichtig bemerkte: »Ich dachte, Sie könnten sich nicht an Escobar erinnern!«
Es verging eine kleine Weile, dann sagte er: »Man kann die Gedächtnisdrogen austricksen, zumindest einige von ihnen.
Wenn man weiß, wie.«
Vorkosigan hob eine Augenbraue. Offensichtlich war dies
auch für ihn neu. »Wie machen Sie das denn, Sergeant?«,
fragte er in einem
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