Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
befand. Der verantwortliche Militärarzt begrüßte Vorkosigan freundlich und blickte nur etwas verdutzt drein, als ihm Cordelia ohne Erklärungen als Lady Vorkosigan vorgestellt wurde.
»Ich wusste nicht, dass Sie verheiratet sind, Sir.«
»Wir haben erst neulich geheiratet,«
»Oh? Meine Glückwünsche! Ich bin froh, dass Sie sich
entschlossen haben, eines von ihnen anzusehen, Sir, bevor alle fertig sind. Es ist wirklich fast der interessanteste Teil. Würde Mylady vielleicht freundlicherweise hier warten, während wir uns um diese kleine Angelegenheit kümmern?« Er wirkte verlegen.
»Lady Vorkosigan ist über alles informiert.«
»Außerdem«, fügte Cordelia heiter hinzu, »habe ich ein
persönliches Interesse daran.«
Der Doktor schaute verblüfft drein, aber er führte sie zum Überwachungsraum. Cordelia blickte unsicher auf das halbe Dutzend übrig gebliebener Kanister, die in einer Reihe nebeneinander standen. Der Dienst habende Techniker schloss sich ihnen an und rollte ein Gerät vor sich her, das offensichtlich von der Geburtshilfeabteilung eines anderen Krankenhauses ausgeliehen worden war.
»Guten Morgen, Sir, sagte er fröhlich. »Wollen Sie
zuschauen, wie wir dieses Küken heute ausbrüten?«
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»Es wäre mir lieb, Sie fänden einen anderen Ausdruck
dafür«, sagte der Doktor.
»Ja, aber man kann es nicht ›gebären‹ nennen«,
argumentierte der Techniker. »Technisch gesehen sind sie alle schon einmal geboren worden. Sagen Sie mir also, wie es heißt.«
»Bei uns zu Hause nennt man es ›die Flasche anbrechen‹«,
kam ihm Cordelia zu Hilfe, dann beobachtete sie voller
Interesse die Vorbereitungen.
Der Techniker, der Messgeräte bereitlegte und ein Becken
unter ein wärmendes Licht platzierte, warf ihr einen sehr
neugierigen Blick zu. »Sie sind Betanerin, nicht wahr, Mylady?
Meine Frau hat die Heiratsanzeige des Admirals in den
Nachrichten entdeckt, unten im klein Gedruckten. Ich selbst lese die Rubrik Personenstandsanzeigen gar nicht.«
Der Doktor blickte überrascht auf, dann kehrte er zu seiner Prüfliste zurück. Bothari lehnte sich scheinbar unbeteiligt mit halb geschlossenen Augen an die Wand und verbarg seine angespannte Aufmerksamkeit. Der Doktor und der Techniker beendeten ihre Vorbereitungen und winkten die anderen näher heran.
»Haben Sie die Suppe fertig, Sir?«, murmelte der Techniker dem Doktor zu.
»Hier ist sie. Injizieren Sie in die Nährleitung C…«
Die korrekte Hormonmischung wurde in die richtige
Öffnung eingeführt, wobei der Doktor wiederholt auf seinem Monitor die Anleitungen auf der Instruktionsdisc konsultierte, »Fünf Minuten Wartezeit. Achtung – jetzt!« Der Doktor wandte sich an Vorkosigan. »Eine fantastische Maschine, Sir.
Haben Sie noch etwas darüber gehört, ob wir Geld und
Ingenieurpersonal bekommen für einen Versuch, sie
nachzubauen?«
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»Nein«, erwiderte Vorkosigan. »Offiziell bin ich aus diesem Projekt draußen, sobald das letzte Kind – entbunden oder fertig ist, oder wie auch immer Sie es nennen wollen. Sie werden Ihre eigenen regulären Vorgesetzten bearbeiten und sich eine militärische Anwendung dafür ausdenken müssen, oder zumindest eine, die militärisch klingt, um das Ganze zu tarnen.«
Der Doktor lächelte nachdenklich. »Die Sache ist es wert,
dass man sie weiterverfolgt, meine ich. Das wäre eine schöne Abwechslung gegenüber der Erfindung neuer Methoden, um Menschen zu töten.«
»Die Zeit ist um, Sir«, sagte der Techniker, und der Arzt
wandte sich wieder der Gegenwart zu.
»Die plazentale Separation sieht gut aus – zieht sich fest zusammen, genau wie erwartet. Wissen Sie, je mehr ich diese Sache studiere, desto mehr bewundere ich die Ärzte, die die Kaiserschnitte an den Müttern durchgeführt haben. Wir müssen irgendwie mehr Medizinstudenten auf andere Planeten schicken. Diese Plazentas unbeschädigt herauszuholen, das muss das Größte sein – da. Da. Und da. Jetzt öffnen wir.« Er vervollständigte die Regulierung und hob den Deckel auf. »Die Membran durchschneiden – und sie kommt heraus. Ansaugen, schnell, bitte.«
Cordelia bemerkte, dass Bothari, noch immer an die Wand
gelehnt, den Atem anhielt.
Das nasse und zappelnde Neugeborene, ein Mädchen, holte
Luft und hustete. Auch Bothari holte Luft. Nach Cordelias
Meinung sah die Kleine ziemlich hübsch aus, sie war nicht mit Blut verschmiert und viel weniger rot und verschrumpelt als gewöhnliche Neugeborene, die sie im Vid
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