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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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unterbrechen; wenigstens er hat echte Arbeit zu erledigen, dachte sie und kehrte noch nicht zu ihrer Seite zurück, aber sie fühlte sich dennoch getröstet durch seine unabsichtliche Gesellschaft.
    Er arbeitete nur ein paar Augenblicke lang, dann schaltete er die Maschine mit einem Seufzer ab, starrte geistesabwesend auf die leere, mit Steinmetzarbeiten verzierte Feuerstelle, die ursprünglich der Mittelpunkt des Raumes gewesen war, und bemerkte sie immer noch nicht. Also bin ich nicht die Einzige hier, die sich nicht konzentrieren kann. Vielleicht ist es dieses seltsame graue Wetter. Es scheint eine deprimierende Wirkung auf die Leute zuhaben…
    Er nahm seinen Stockdegen und ließ eine Hand an der
    glatten Scheide entlanggleiten. Er klickte sie auf, wobei er sie festhielt und die Feder schweigend und langsam losließ. Er blickte die schimmernde Klinge an, die in dem dämmerigen Raum fast mit einem eigenen Licht zu glühen schien, und drehte sie, als dächte er über ihr Muster und ihre exzellente Qualität nach. Dann wendete er sie um, die Spitze über seine linke Schulter und das Heft weg von sich. Er wickelte ein Handtuch als Halt um die Klinge und drückte sie, sehr sanft, gegen die Seite seines Halses über der Halsschlagader. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war kühl und nachdenklich, sein Griff an der Klinge so leicht wie der eines Liebhabers.
    Plötzlich spannte sich seine Hand.
    Ihr vernehmliches Einatmen ließ ihn aus seiner Träumerei
    aufschrecken. Er blickte auf und sah sie erst jetzt; seine Lippen 491
    pressten sich aufeinander und sein Gesicht rötete sich. Er senkte die Klinge. Sie ließ eine weiße Linie auf seinem Hals zurück, wie eine Halskette, und ein paar rote Tropfen Blut quollen daran hervor.
    »Ich… habe Sie nicht gesehen, Mylady«, sagte er heiser.
    »Ich… machen Sie sich keine Gedanken über mich. Ich habe
    nur ein bisschen herumgespielt.«
    Sie blickten sich schweigend an. Gegen ihren Willen kamen
    ihr ihre Worte über die Lippen: »Ich hasse diesen Ort! Ich habe jetzt immerzu Angst.«
    Sie drehte ihr Gesicht zu der hohen Lehne des Sofas und
    begann zu ihrem eigenen Entsetzen zu weinen. Hör damit auf?
    Von allen Leuten nicht vor Koudelka! Der Mann hat schon genügend echte Schwierigkeiten, ohne dass du deine eingebildeten bei ihm ablädst.
    Er stand auf und hinkte zu ihrer Couch. Er sah beunruhigt
    aus. Zögerlich setzte er sich neben sie.
    »Hm …«, begann er, »weinen Sie nicht, Mylady. Ich habe
    nur herumgespielt, wirklich.« Er klopfte ihr unbeholfen auf die Schulter.
    »Unfug«, erwiderte sie ihm mit erstickter Stimme, »Sie
    haben mir einen höllischen Schreck eingejagt.« In einem
    Impuls nahm sie ihr tränenverschmiertes Gesicht von dem
    kalten Seidenstoff des Sofas und lehnte es an die raue Wärme der Schulter seiner grünen Uniform. Dies provozierte ihn zu gleicher Offenheit.
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie das ist«, flüsterte er heftig. »Die anderen bemitleiden mich alle, wissen Sie? Sogar er.« Mit einem unbestimmten Ruck seines Kopfes wies er auf Vorkosigan hin. »Das ist hundertmal schlimmer als Verachtung. Und das wird immer so weitergehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Angesichts dieser unzweifelhaften Wahrheit gab es keine Antwort.
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    »Ich hasse diesen Ort auch«, fuhr er fort, »genauso, wie er mich hasst. Und an manchen Tagen noch mehr. Also sehen Sie, Sie sind nicht allein.«
    »So viele Leute versuchen, ihn umzubringen«, flüsterte sie zurück und verachtete sich dabei ob ihrer Schwäche. »Völlig Fremde… einer von ihnen wird am Ende auch Erfolg haben.
    Ich denke jetzt die ganze Zeit daran.« Würde es eine Bombe sein? Ein Gift? Ein Plasmabogen, der Arals Gesicht wegbrannte und nicht einmal Lippen übrig ließ, die sie zum Abschied küssen könnte?
    Koudelkas Aufmerksamkeit wurde schmerzlich von seinem
    Kummer auf den ihren gelenkt. Er zog irritiert seine
    Augenbrauen zusammen.
    »0 Kou«, sprach sie weiter und streichelte seinen Ärmel,
    »ganz gleich, wie weh es tut, tun Sie ihm das nicht an. Er liebt Sie… Sie sind wie ein Sohn für ihn, gerade die Art Sohn, die er immer wollte. Das«, sie deutete mit einem Nicken auf das Schwert, das auf der Couch lag und mehr glänzte als die Seide, »würde ihm das Herz zerschneiden. Diese Welt hier schüttet jeden Tag Wahnsinn über ihn aus und verlangt, dass er Gerechtigkeit zurückgibt. Er kann das nur mit einem ganzen Herzen tun. Oder er muss schließlich beginnen, den Wahnsinn zurückzugeben,

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