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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wird.«
    Illyan akzeptierte diese Antwort mit einem Achselzucken
    und verließ sie, um sein verlorenes Schaf zu suchen, den
    fehlenden Mann, der ursprünglich auf Koudelka angesetzt
    gewesen war.
    Innerhalb von fünf Tagen war Sergeant Bothari wieder im
    Palais Vorkosigan, allerdings noch nicht wieder im Dienst: 488
    Seinen gebrochenen Arm trug er in einer Plastikumhüllung. Er rückte keine Informationen über das brutale Geschehen heraus und entmutigte neugierige Fragesteller mit einem sauren Blick und nichts sagendem Brummen.
    Droushnakovi stellte keine Fragen und gab keine
    Kommentare. Aber Cordelia sah, wie sie gelegentlich in der Bibliothek einen gequälten Blick auf die unbesetzte

Kommunikationskonsole mit ihren doppelt gesicherten Verbindungen zur Kaiserlichen Residenz und zum Hauptquartier des Generalstabs warf, an der Koudelka
    gewöhnlich saß und arbeitete, wenn er im Palais Vorkosigan war. Cordelia fragte sich, wie viele Einzelheiten von den Ereignissen jener Nacht wohl Drou zu Ohren gekommen waren.
    Leutnant Koudelka kehrte im darauf folgenden Monat in den
    Dienst zu eingeschränkten, leichteren Aufgaben zurück,
    anscheinend ganz fröhlich und unberührt von dem, was er
    durchgemacht hatte. Aber auf seine Art war er genauso wenig mitteilsam wie Bothari. Bothari zu befragen, war wie die Befragung einer Wand gewesen. Koudelka zu befragen, war wie Sprechen mit einem Wasserlauf: Man erhielt als Echo
    Geplätscher oder kleine Strudel von Witzen oder Anekdoten, die die Strömung des Gesprächs unerbittlich vom ursprünglichen Thema abzogen. Cordelia reagierte auf seine sonnige Heiterkeit mit automatischer Bereitwilligkeit und spielte bei seinem offensichtlichen Wunsch mit, über die Angelegenheit so leicht wie möglich hinwegzugehen. Innerlich hegte sie viel mehr Zweifel.
    Ihre eigene Stimmung war auch nicht die beste. Ihre
    Vorstellung kehrte immer wieder zu den Schrecken des
    Attentats vor sechs Wochen zurück und beschäftigte sich
    unbehaglich mit dem Schicksal, das ihr fast Vorkosigan
    genommen hätte. Nur wenn er bei ihr war, fühlte sie sich ganz beruhigt, und er war doch jetzt mehr und mehr von zu Hause 489
    weg. Irgendetwas war im Kaiserlichen Hauptquartier am
    Kochen: Er war viermal zu Sitzungen gegangen, die die ganze Nacht hindurch dauerten, und hatte eine Reise ohne sie unternommen, eine Fluginspektion militärischer Angelegenheiten, über die er ihr keine Details mitteilte und von der er bleich und mit müden Augen zurückkehrte. Der Fluss von militärischem und politischem Klatsch und Tratsch, mit dem er sie bisher gern bei den Mahlzeiten oder beim Ausziehen unterhalten hatte, versickerte zu einem unkommunikativen Schweigen, obwohl er ihre Gegenwart nicht weniger zu brauchen schien.
    Wo würde sie ohne ihn sein? Eine schwangere Witwe, ohne
    Familie oder Freunde, die ein Kind zur Welt bringen sollte, auf das sich schon jetzt dynastische Wahnvorstellungen konzentrierten und das ein Erbe der Gewalt antreten würde.
    Könnte sie den Planeten verlassen? Und wenn sie könnte,
    wohin würde sie dann gehen? Würde Kolonie Beta sie je
    zurückkehren lassen?
    Selbst der Herbstregen und die anhaltende grüne Üppigkeit
    der Stadtparks gefiel ihr inzwischen nicht mehr. Ach, was gäbe sie jetzt für einen Atemzug von wirklich trockener Wüstenluft, für den vertrauten alkalischen Geruch, für die endlosen, ebenen Weiten! Würde ihr Sohn je wissen, was eine wirkliche Wüste war? Die Horizonte hier, dicht gesäumt mit Gebäuden und Vegetation, schienen sich manchmal um sie herum zu erheben wie eine hohe Mauer. An wirklich schlimmen Tagen schien die Mauer nach innen einzustürzen.
    Sie hatte sich an einem regnerischen Nachmittag in der
    Bibliothek verkrochen, zusammengekuschelt auf einem alten
    Sofa mit hoher Lehne, und las zum dritten Mal eine Seite in einem alten Band aus den Bücherregalen des Grafen. Das Buch war ein Relikt der Druckerkunst aus der Zeit der Isolation.
    Es war auf Englisch geschrieben, aber gedruckt in einer
    abgewandelten Variante des kyrillischen Alphabets, das mit 490
    seinen insgesamt sechsundvierzig Zeichen einst für alle
    Sprachen auf Barrayar benutzt worden war. Ihr Geist schien heute ungewohnt zerstreut und unempfänglich dafür zu sein.
    Sie schaltete das Licht aus und ließ ihre Augen einige Minuten ausruhen. Mit Erleichterung beobachtete sie, wie Leutnant Koudelka die Bibliothek betrat und sich steif und bedachtsam an der Kommunikationskonsole niedersetzte Ich werde ihn nicht

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