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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nächste logische Schritt Hauptmann Vaagen und Dr. Henri standen in sterilisierter Kleidung auf der anderen Seite des Operationstisches und warteten. Neben ihnen befand sich der tragbare
    Uterusreplikator, ein Kanister aus Metall und Plastik von einem halben Meter Höhe, versehen mit Bedienungsfeldern und Zugangsöffnungen. Die Lichter an seinen Seiten glühten grün und bernsteingelb. Er war gereinigt und sterilisiert worden, seine Nährmittel—

und Sauerstofftanks waren
    aufgeladen und bereit… Cordelia betrachtete den Replikator mit tiefer Erleichterung. Die primitive barrayaranische Art der Schwangerschaft nach dem Motto ›Zurück zu den Affen!‹ war doch nichts anderes als die totale Niederlage der Vernunft im Kampf mit der Emotion. Sie hatte so sehr gewünscht, zu gefallen, sich anzupassen, zu versuchen, barrayaranisch zu werden… Und jetzt bezahlt mein Kind den Preis, Nie wieder!
    Dr. Ritter, der Chirurg, war groß und dunkelhaarig, mit
    olivbrauner Haut und langen, schlanken Händen. Cordelia hatte seine Hände von dem Augenblick an gemocht, als sie sie das erste Mal gesehen hatte. Sie waren zuverlässig. Ritter und eine medizinischtechnische Assistentin nahmen über dem Operationstisch ihre Plätze ein und schoben das Schwebebett unter ihr weg, Dr. Ritter lächelte ihr beruhigend zu. »Sie sind in großartiger Verfassung.«
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    Natürlich bin ich in guter Verfassung, wir haben ja noch nicht mal angefangen, dachte Cordelia gereizt. Dr. Ritter war spürbar nervös, obwohl die Spannung irgendwie an seinen Ellbogen aufhörte. Der Chirurg war ein Freund von Vaagen, den Vaagen zur dieser Aufgabe gedrängt hatte, nachdem sie einen ganzen Tag damit verbracht hatten, eine Liste erfahrener Männer durchzugehen, die es abgelehnt hatten, diesen Fall anzunehmen.
    Vaagen hatte es Cordelia erklärt: »Wie bezeichnet man vier riesige Schläger mit Knüppeln in einer dunklen Gasse?«
    »Wie denn?«
    »Kunstfehlerprozeß eines Vor-Grafen.« Er hatte dabei
    gekichert. Vaagens Humor war ätzend und rabenschwarz.
    Cordelia hätte ihn dafür umarmen können. Er war der Einzige gewesen, der in den letzten drei Tagen in ihrer Gegenwart Witze gemacht hatte; möglicherweise war er der vernünftigste und ehrlichste Mensch, dem sie seit dem Weggang von Kolonie Beta begegnet war. Sie war froh, dass er hier war. Man rollte sie auf die Seite und berührte ihr Rückgrat mit dem medizinischen Betäuber. Ein Krabbeln, und ihre kalten Füße fühlten sich plötzlich warm an; ihre Beine wurden abrupt schlaff.
    »Können Sie das spüren?«, fragte Dr. Ritter.
    »Was spüren?«
    »Gut.« Er nickte der Assistentin zu, und sie legten sie wieder in die Ausgangslage. Die Assistentin machte Cordelias Bauch frei und schaltete das Sterilisierfeld ein. Der Chirurg tastete sie ab und überprüfte mithilfe der Holovid-Monitore die genaue Lage des Kindes im Mutterleib. »Sind Sie sicher, dass Sie während der ganzen Sache nicht lieber schlafen möchten?«, fragte Dr. Richter sie zum letzten Mal.
    »Nein. Ich möchte zusehen. Da wird mein erstes Kind
    geboren.« Vielleicht wird mein einziges Kind geboren.
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    Er lächelte matt: »Tapferes Mädchen.«
    Mädchen, zum Teufel, ich bin älter als Sie. Sie spürte, dass Dr. Ritter allerdings lieber unbeobachtet gewesen wäre.
    Dr. Ritter hielt inne und blickte sich noch einmal in der
    Runde um, als ob er in Gedanken auf einer Prüfliste seine
    Geräte und Leute als bereit abhakte. Und seinen Willen und seine Nerven, vermutete Cordelia.
    »Los, Ritter, guter Mann, bringen wir's hinter uns«, sagte Vaagen und klopfte ungeduldig mit seinen Fingern. Sein Ton war eine eigenartige Mischung, ein leichter sarkastischer anstachelnder Klang über der zugrunde liegenden Wärme echter Ermutigung. »Meine Untersuchungen zeigen, dass die Auflösung der Knochen schon im Gange ist. Wenn sie zu weit fortschreitet, dann bleibt mir keine Gewebesubstanz mehr für den Neuaufbau übrig. Schneiden Sie jetzt und kauen Sie an ihren Nägeln später.«
    »Kauen Sie an Ihren eigenen Nägeln, Vaagen«, sagte der
    Chirurg freundlich. »Stupsen Sie noch einmal meinen
    Ellbogen, und ich lasse meine Assistentin Ihnen ein Spekulum in den Rachen stecken.«
    Sehr alte Freunde, urteilte Cordelia. Aber der Chirurg hob seine Hände, holte Atem und griff nach seinem Vibra-Skalpell; dann schnitt er mit einer perfekt geführten Bewegung ihren Bauch auf. Die Assistentin folgte seiner Bewegung geschmeidig mit dem chirurgischen Handtraktor und

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