Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
dem Rest der Schöpfung, dann
prallt man gegen etwas und fragt sich, warum es wehtut.«
Auch Vorkosigan schaute auf Bothari, Schweiß rann über
sein Gesicht herab. Dann sprang er auf die Beine und eilte zu seinem Schreibtisch.
»Der Protest. Muss ihn geschrieben und abgespeichert
haben, bevor Vorhalas weggeht, oder es wird, verdammt noch mal, nichts nützen.« Er glitt auf seinen Stuhl und begann an seiner Konsole schnell zu tippen.
»Was ist daran so wichtig?«, fragte Cordelia.
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»Pst. Später.« Er tippte wild zehn Minuten lang, dann
schickte er das Geschriebene elektronisch hinter seinem
Kommandeur her.
Bothari atmete in der Zwischenzeit weiter, obwohl sein
Gesicht grünlich blass blieb.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Cordelia.
»Warten. Beten, dass die Dosis stimmt«, er warf einen
gereizten Blick auf Illyan. »und dass sie ihn nicht in eine Art manischen Zustand versetzt.«
»Sollten wir nicht über eine Methode nachdenken, wie wir
sie beide hier herauskriegen?«, wendete Illyan ein.
»Denken Sie nur ruhig weiter.« Vorkosigan lud die neuen
Discs in seine Konsole und schaute sich die taktischen Daten an. »Aber als Versteck hat meine Kabine zwei Vorteile, die kein anderer Ort auf diesem Schiff aufweist. Wenn Sie so gut sind, wie Sie behaupten, dann wird sie weder vom Leitenden Politischen Offizier noch von den Leuten des Prinzen abgehört.«
»Ich bin ganz sicher, dass ich alle Wanzen erwischt habe. Ich würde meinen guten Ruf dafür aufs Spiel setzen.«
»Im Augenblick setzen Sie Ihr Leben dafür aufs Spiel, also sollten Sie lieber korrekt sein. Zweitens, es stehen zwei bewaffnete Wachen auf dem Korridor, um alle Leute draußenzuhalten. Sie könnten kaum mehr verlangen. Ich gebe zu, es ist ein bisschen voll hier drin.« Illyan rollte aufgebracht mit den Augen. »Ich habe die Suche der Sicherheitsleute so weit ausgetrickst, wie ich es riskieren kann. Ich kann nicht mehr tun, ohne dass ich die Aufmerksamkeit auf Sie lenke, anstatt sie abzulenken.«
»Wird es noch weitere 24 Stunden halten?«
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»Vielleicht.« Illyan blickte mit gerunzelter Stirn auf seinen Schutzbefohlenen, verwirrt und beunruhigt. »Sie planen etwas, nicht wahr, Sir.« Es war keine Frage.
»Ich?« Vorkosigans Finger bearbeiteten die Tasten seiner
Konsole, und der Widerschein der bunten Lichter von den
Bildschirmanzeigen spielte über sein regungsloses Gesicht.
»Ich warte einfach, in der Hoffnung auf eine vernünftige
Gelegenheit. Wenn der Prinz nach Escobar abfliegt, dann
werden die meisten seiner eigenen Sicherheitsleute mit ihm gehen. Geduld, Illyan.«
Er tippte wieder an seiner Konsole. »Vorkosigan an den
Taktikraum.«
»Hier Oberstleutnant Venne, Sir.«
»Oh, gut. Venne, ich hätte gerne, dass man stündliche
Updates nach hier unten überträgt, von dem Augenblick an, wo der Prinz und Admiral Vorhalas abfliegen. Und lassen Sie es mich sofort wissen, egal um welche Zeit, wenn Sie irgendetwas Ungewöhnliches bekommen, irgendetwas, das nicht in den Plänen vorgesehen ist.«
»Jawohl, Sir. Der Prinz und Admiral Vorhalas starten jetzt, Sir.«
»Sehr gut. Machen Sie weiter. Vorkosigan Ende.«
Er lehnte sich zurück und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Jetzt warten wir. Es dauert etwa zwölf Stunden, bis der Prinz den Orbit von Escobar erreicht. Sie werden kurz darauf mit den Landungen beginnen. Eine Stunde für die Signale von Escobar, um uns zu erreichen. Eine Stunde für die Antwortsignale. Eine so große Zeitdifferenz. Eine Schlacht kann in zwei Stunden vorbei sein. Wir könnten die Zeitdifferenz um drei Viertel verringern, wenn der Prinz uns erlaubte, die Position zu verlassen.«
Sein beiläufiger Ton verbarg kaum seine Spannung, trotz des Rates, den er Illyan gegeben hatte. Der Raum, in dem er saß, 192
schien für ihn kaum zu existieren. Seine Gedanken bewegten sich mit der Armada, die in einer immer enger werdenden Konstellation um Escobar kreiste, glitzernde Schnellkurierschiffe, gewaltige Kreuzer, schwerfällige
Truppentransporter, deren Bäuche mit Männern voll gestopft waren. Geistesabwesend drehte er den Lichtgriffel in den Fingern.
»Sollten Sie nicht lieber etwas essen, Sir?«, schlug Illyan vor.
»Was? 0 ja, vermutlich schon. Und Sie, Cordelia – Sie
müssen hungrig sein. Also los, Illyan!«
Illyan ging weg, um Essen zu besorgen. Vorkosigan arbeitete noch einige Minuten weiter an seiner Schreibtischkonsole, dann schaltete er sie mit einem Seufzer aus. »Ich nehme an,
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