Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
ich sollte jetzt auch lieber an Schlaf denken. Das letzte Mal schlief ich an Bord der General Vorhartung, als wir uns Escobar näherten – vor anderthalb Tagen, nehme ich an. Etwa um die Zeit, als Sie gefangen genommen wurden.«
»Wir wurden schon etwas früher gefangen genommen. Wir
waren fast einen Tag lang im Schlepp.«
»Ja. Übrigens meine Gratulation zu einem sehr erfolgreichen Manöver. Das war kein echter Schlachtkreuzer, wenn ich es richtig verstehe?«
»Das kann ich wirklich nicht sagen.«
»Jemand möchte es als einen Treffer verzeichnen.«
Cordelia unterdrückte ein Grinsen. »Ich habe nichts
dagegen.« Sie machte sich auf mehr Fragen gefasst, aber
seltsamerweise wechselte er das Thema.
»Armer Bothari. Ich wünschte mir, der Kaiser möge ihm
eine Medaille verleihen. Ich fürchte, das Beste, was ich für ihn tun kann, ist dafür zu sorgen, dass er angemessen in einem Hospital untergebracht wird.«
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»Wenn der Kaiser Vorrutyer so wenig mochte, warum hat er
ihm dann die Leitung übertragen?«
»Weil Vorrutyer Grishnovs Mann war und als solcher
weithin berühmt – und der Favorit des Prinzen. Es ging
sozusagen darum, alle schlechten Eier in einen Korb zu legen.«
Vorkosigan brach ab und ballte die Faust.
»Er weckte bei mir ein Gefühl als wäre ich dem absolut
Bösen begegnet. Ich glaube, nach ihm wird mich nichts mehr wirklich erschrecken.«
»Ges Vorrutyer? Er war nur ein kleiner Schurke. Ein
altmodischer Handwerker, der Verbrechen einzeln herstellte.
Die wirklich unverzeihlichen Taten werden verübt von ruhigen Männern in schönen grünen Seidenzimmern, die mit dem Tod en gros handeln, nach Schiffsladungen, ohne Lust oder Wut oder Verlangen oder irgendeine erlösende Emotion, die sie
entschuldigen könnte, außer einer kalten Angst vor einer
vorgeblichen Zukunft. Aber die Verbrechen, die sie in jener Zukunft zu vereiteln hoffen, sind imaginär. Diejenigen, die sie in der Gegenwart begehen – die sind real.« Seine Stimme wurde leiser, während er sprach, sodass er am Ende fast flüsterte.
»Kommodore Vorkosigan – Aral – was nagt an Ihnen? Sie
sind so aufgedreht. Ich erwarte jeden Augenblick, dass Sie die Wand hochgehen.« Von irgendetwas gepeinigt, dachte sie.
Er lachte leicht. »So komme ich mir vor. Es ist das Warten, nehme ich an. Ich bin schlecht im Warten. Das ist nicht gut für einen Soldaten. Ich beneide Ihre Fähigkeit, in Geduld zu warten. Sie erscheinen mir so ruhig wie Mondlicht auf dem Wasser.«
»Ist das schön?«
»Sehr schön.«
»Es hört sich hübsch an. Wir haben keines von beidem zu
Hause.« Sie hatte ein absurdes Vergnügen an dem
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Kompliment, das in seinen Worten enthalten war. Illyan kam mit einem Tablett wieder, deshalb holte sie aus Vorkosigan für den Augenblick nichts mehr heraus. Sie aßen, und dann war Vorkosigan an der Reihe mit Schlafen, oder zumindest damit, mit geschlossenen Augen auf dem Bett zu liegen, aber er stand jede volle Stunde auf, um sich die neuesten taktischen Meldungen anzuschauen.
Leutnant Illyan blickte ihm über die Schulter, und
Vorkosigan wies ihn auf hervorstechende Charakteristika der Strategie hin, sobald diese sich zeigten.
»Nach meinem Eindruck schaut das ziemlich gut aus«,
kommentierte Illyan einmal. »Ich weiß nicht, warum Sie so
besorgt sind. Wir könnten es wirklich schaffen, obwohl die Escos auf lange Sicht überlegene Ressourcen haben. Die werden ihnen aber nicht helfen, wenn alles sehr schnell vorbei ist.«
Da sie Angst davor hatten, Bothari wieder in ein tiefes Koma zu versetzen, ließen sie ihn wieder fast zu Bewusstsein kommen. Er saß als kläglicher Haufen in der Ecke, versank immer wieder in Schlaf und hatte in beiden Zuständen
schlimme Träume.
Schließlich zog sich Illyan in seine Kabine zum Schlafen
zurück, und auch Cordelia genehmigte sich ein weiteres
Nickerchen. Sie schlief aber ungewohnt lange, bis Illyan mit einem weiteren Tablett voller Essen kam. Ihr Zeitgefühl geriet durcheinander, da sie in diesen Raum eingesperrt war, in dem sich nichts änderte. Vorkosigan verfolgte jedoch jetzt die Zeit minutenweise. Nachdem sie gegessen hatten, verschwand er im Bad, um sich zu waschen und zu rasieren, und kehrte in einer frischen grünen Uniform zurück, so sauber, als wäre er bereit für eine Konferenz beim Kaiser.
Er überprüfte das letzte taktische Update zum zweiten Mal.
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»Hat die Landung der Truppen schon begonnen?«, fragte
Cordelia.
Er blickte auf sein
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