Vorkosigan 07 Cetaganda
Wie die Puppe eines Bauchredners, flüsterte seine düstere Phantasie, doch er schob den Gedanken beiseite. Der Energieschirm der Kugel schloß sich um sie beide; Rian trat zurück und nickte. Pel legte die rechte Hand auf das Steuerfeld, ließ die Kugel sich drehen, und schon schwebten sie schnell dem Ausgang zu, der sich öffnete und sie hindurchließ; zwei weitere Gemahlinnen schwebten gleichzeitig mit ihnen hinaus und sausten in verschiedene Richtungen davon.
Miles spürte einen kurzen Stich des Bedauerns in seinem Herzen, daß Pel und nicht Rian seine Waffengefährtin war. In seinem Herzen, aber nicht in seinem Kopf. Es war wesentlich, Rian, die ranghöchste Zeugin für Ketys Verrat, nicht Ketys Macht auszuliefern. Und ... Miles gefiel Pels Stil. Sie hatte schon in einem Notfall ihre Fähigkeit bewiesen, schnell und klar zu denken. Er war sich immer noch-nicht sicher, ob der Sturzflug über den Rand des Daches vorletzte Nacht nicht ihrem Vergnügen gedient hatte, statt der Sicherheit. Eine HaudFrau mit einem Sinn für Humor, fast... zu schade, daß sie achtzig Jahre alt war und eine Gemahlin und eine Cetagandanerin und ... Hör auf damit, ja? Du bist nicht Ivan und wirst es auch nie sein. Aber so oder so, Gouverneur Haud Ilsum Ketys Verrat wird nicht den Tag überdauern.
Sie schlossen sich Ketys Gruppe an, als sie sich gerade fertig machte, um den Himmlischen Garten durch das Südtor zu verlassen. Die Haud Vio war sicher im letzten möglichen Moment geschickt worden, Ivan zu holen. Ketys Gefolge war groß, wie es seiner Würde als Gouverneur entsprach: zwei Dutzend Ghem-Wachen, dazu Ghem-Ladies, Diener (die keine Ba waren) in seiner persönlichen Livree und - zu Miles Entsetzen - Ghem -General Chilian.
War Chilian am Verrat seines Herrn beteiligt, oder sollte er zusammen mit der Haud Nadina auf dem Rückweg verklappt und durch Ketys eigenen Kandidaten ersetzt werden? Es gab nur diese beiden Möglichkeiten, denn vom Befehlshaber der kaiserlichen Truppen auf Sigma Ceta konnte man wohl kaum erwarten, daß er beim bevorstehenden Putsch neutral blieb.
Kety selbst winkte die Kugel der Haud Vio in sein eigenes Fahrzeug für die kurze Fahrt zum kaiserlichen Shuttlehafen, dem exklusiven Start-und Landeort für alle so hohen offiziellen Gäste des Himmlischen Gartens. Ghem-General Chilian nahm einen anderen Wagen; Miles und die Haud Pel befanden sich allein mit Kety auf einer Ladefläche, die sichtlich für die Kugeln der Damen bestimmt war.
„Du bist spät dran. Hat es Komplikationen gegeben?„, fragte Kety und lehnte sich auf seinem Sitz zuriick. Er blickte sorgenvoll und finster drein, wie es einem ernsthaft Trauernden geziemte - oder einem Mann, der einen besonders hungrigen und unzuverlässigen Tiger ritt.
Tja, ich hätte wissen sollen, daß er Lord X ist, als ich zum ersten mal dieses falsche graue Haar sah, dachte Miles. Hier war ein Haud-Lord, der nicht einfach darauf warten wollte, was das Leben ihm bringen mochte.
»Nichts, womit ich nicht fertig werden konnte«, berichtete Pel. Der Sprachfilter, auf maximale Undeutlichkeit eingestellt, veränderte ihre Stimme zu einer angemessenen Nachahmung der Haud Vio.
»Des sen bin ich mir sicher, meine Liebe. Laß deinen Energieschirm an, bis wir an Bord sind.«
»Ja.«
Ja. Ghem
-General Chilian hat bestimmt eine Verabredung mit einer unfreundlichen Luftschleuse, war Miles' Schluß. Armer gutgläubiger Trottel. Die Haud Vio beabsichtigte vielleicht, auf die eine oder andere Weise wieder in das Haud-Genom zurückzukehren. War sie also Ketys Maitresse, oder seine Meisterin? Oder bildeten sie ein Team? Falls sich hinter dieser Verschwörung eher zwei Gehirne befanden als nur eins, dann waren die Schnelligkeit, die Flexibilität und auch die Konfusion des Komplotts leichter verständlich.
Die Haud Pel drückte eine Taste und wandte sich Miles zu. »Wenn wir an Bord sind, müssen wir entscheiden, ob wir zuerst nach der Haud Nadina oder nach dem Großen Schlüssel suchen.«
Miles erstickte fast. »Äh...« Er zeigte auf Kety, der weniger als einen Meter von seinem Knie entfernt saß.
»Er kann uns nicht hören«, beruhigte ihn Pel. Dies schien zu stimmen, den Kety blickte zerstreut auf die Aussicht, die an dem polarisierten Verdeck des luxuriösen Schwebelasters vorüberzog.
»Die Rettung des Schlüssels«, fuhr Pel fort, »hat höchste Priorität.«
»Mm. Aber wenn die Haud Nadina noch lebt, dann ist sie eine wichtige Zeugin zugunsten von Barrayar. Und ... sie
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