Vorkosigan 07 Cetaganda
als wäre die jetzt nicht vorhandene Energiekugel eins geworden mit ihrer Haut. »Die Haud Rian handelte immerzu für das Wohl der Haud, niemals zugunsten ihrer eigenenn persönlichen Erhöhung oder Sicherheit« Allerdings könnte man vielleicht darüber streiten, wo das Wohl der Haud tatsächlich lag. »Ihre verstorbene Erhabene Mutter hat sich ihre Helferin gut gewählt, würde ich sagen.«
»Es ist wohl kaum an Ihnen, das zu beurteilen, Barrayaraner«, sagte der Haud Fletchir Giaja gedehnt; ob amüsiert oder drohend, konnte Miles' Ohr nicht unterscheiden.
»Verzeihen Sie, aber genaugenommen habe ich mich für diese Mission nicht freiwillig gemeldet. Ich bin in sie hineingetrickst worden. Meine Urteile haben uns hier alle zusammengebracht, auf die eine oder andere Weise.«
Giaja blickte etwas überrascht drein, sogar ein wenig verdutzt, als hätte er es noch nie erlebt, daß jemand ihm einen seiner zarten Hinweise zurück ins Gesicht schleuderte. Benin erstarrte, Vorreedi zuckte zusammen. Ivan unterdrückte ein Grinsen, auch das leiseste Zucken, und fuhr fort, den Unsichtbaren zu spielen.
Der Kaiser versuchte es auf einem anderen Weg. »Und wie haben Sie mit Lord Yenaro zu tun bekom men?«
»Hm... Sie meinen, von meinem Standpunkt aus gesehen?« Vermutlich hatte Benin ihm schon Yenaros eigene Zeugenaussage präsentiert; wenn der Kaiser dessen Angaben überprüfte, so ging das sicherlich in Ordnung. Mit sorgfältig neutralen Formulierungen beschrieb Miles seine und Ivans drei Begegnungen mit Yenaros zunehmend gefährlichen Streichen, verbunden mit viel Betonung auf Miles' klugen (inzwischen bewiesenen) Theorien über Lord X. Vorreedis Gesicht nahm einen interessanten Grünstich an, als Miles die Geschichte mit dem Teppich schilderte. »Meiner Meinung nach«, fügte Miles vorsichtig an,
»die sicher durch den Vorfall mit der Asterzin-Bombe bewiesen wird, war Lord Yenaro ebenso zum Opfer bestimmt wie Ivan und ich selbst. An dem Mann ist kein Verrat.« Miles legte ein Lächeln in sein Gesicht. »Er hat gar nicht die Nerven dafür.«
Yenaro zuckte zusammen, widersprach jedoch nicht. Ja, geh nur recht verschwenderisch mit Vorschlägen für kaiserliche Gnade um, vielleicht schwappt dann etwas davon auf den über, der sie am meisten braucht.
Auf Benins Anweisung hin bestätigte Yenaro mit farbloser Stimme Miles' Bericht. Benin rief einen Wachsoldaten herein und ließ den Ghem-Lord hinausführen, wonach noch acht in dieser Kammer der kaiserlichen Inquisition zurückblieben. Würden sie solange weitermachen, bis nur noch einer übrig blieb?
Giaja saß eine Zeitlang schweigend da, dann sprach er in einem formell modulierten Tonfall
»Das reicht für meine Beurteilung der Belange des Imperiums. Jetzt müssen wir uns den Belangen der Haud zuwenden. Haud Rian, Sie können Ihre barrayaranische Kreatur behalten. Ghem -Oberst Benin, würden Sie freundlicherweise mit Oberst Vorreedi und Lord Vorpatril im Vorzimmer warten, bis ich Sie rufe.«
»Eure Majestät!« Benin salutierte und ging hinaus, wobei er die widerstrebenden Barrayaraner mit sich trieb.
»Aber wollen Sie nicht Ivan auch haben, Himmlischer Herrscher?« warf Miles beunruhigt ein.
»Er ist mit mir zusammen Zeuge fast aller Vorgänge gewesen.
»Nein«, erklärte Giaja kategorisch.
Damit war es erledigt. Nun... bis Miles und Ivan aus dem Himmlischen Garten draußen waren, genaugenommen aus dem Imperium draußen und auf halbem Weg nach Hause, würden sie sowieso nicht sicherer sein als jetzt. Miles fügte sich mit einem schwachen Seufzer; dann weiteten sich seine Augen angesichts der abrupten Veränderung in der Atmosphäre des Raums.
Weibliche Blicke, die vorher sittsam gesenkt gewesen waren, hoben sich und schauten ihn direkt an. Ohne eine Erlaubnis abzuwarten, arrangierten sich die drei Schwebesessel in einem Kreis um Fletchir Giaja, der sich zurücklehnte und dessen Gesicht plötzlich viel ausdrucksvoller war: trockener, gereizter, ärgerlicher. Die gläserne Zurückhaltung der Haud wich einer neuen Heftigkeit. Miles schwankte auf seinen Beinen.
Auf die Bewegung hin warf Pel ihm einen Seitenblick zu. »Gib ihm einen Stuhl, Fletchir«, sagte sie. »Ketys Wache hat ihn ganz nach Dienstvorschrift mit dem Schockstab bearbeitet, weißt du.«
An ihrer Stelle, ja.
»Wie du willst, Pel.« Der Kaiser drückte eine Steuertaste in seiner Armlehne; neben Miles'
Füßen hob sich ein Stuhl aus dem Boden. Er fiel mehr darauf, als daß er sich hinsetzte, und saß
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