Vorkosigan 07 Cetaganda
Maz.
Und auch nicht über einen beliebigen Holovid-Übertragungskanal auf diesem Planeten, dachte Miles, ob nun angeblich gesichert oder nicht. »Könnten Sie gleich nach dieser Zeremonie bei der barrayaranischen Botschaft vorbeikommen? Wir könnten... zusammen Tee trinken oder dergleichen.«
»Ich glaube, das wäre sehr passend«, sagte Maz. Sie betrachtete ihn mit einer aufs neue erwachten Neugier in den dunklen Augen.
»Ich brauche eine Lektion in Etikette«, fügte Miles hinzu, um die interessierten Zuhörer in der Nähe zufriedenzustellen.
Maz' Augen funkelten amüsiert. »Das habe ich gehört, Mylord«, murmelte sie. Von wem?
wollte er schon fragen, schluckte es aber hinunter. Ich befürchte, von Vorob'yev. »Ade«, sagte er statt dessen, klopfte fröhlich auf den Tisch und zog sich auf seinen Platz zurück.
Vorob'yev beobachtete, wie Miles sich setzte, und hatte dabei einen leicht gefährlichen Ausdruck in den Augen, der verriet, daß er daran dachte, den herumstreifenden jungen Abgesandten bald an die Leine zu legen, doch er gab keinen Kommentar von sich.
Als sie sich durch etwa zwanzig Gänge winziger Köstlichkeiten gegessen hatten, wobei die Vielzahl den Mangel an Menge bei den einzelnen Speisen wettmachte, hatten sich die Cetagandaner wieder gefangen. Der als Haushofmeister fungierende Haud-Lord gehörte offensichtlich zu jenen Befehlshabern, die im Rückzug ihre wahre Meisterschaft zeigen, denn es ge lang ihm, alle wieder in der korrekten Rangfolge hinauszugeleiten, obwohl die Schlange jetzt in um gekehrter Richtung durch die Rundhalle geschleust wurde. Man spürte, der Haushofmeister würde sich später, am passenden Ort und mit der passenden Zeremonie, seine Kehle durchschneiden, doch keineswegs auf diese schrecklich unbesonnene Art und Weise.
Miles setzte den Ahornholzkasten in der zweiten Drehung der wachsenden Spirale von Geschenken auf dem Malachitboden ab, etwa einen Meter entfernt von der Stelle, wo Ba Lura sein Leben ausgehaucht hatte. Der perfekt polierte Boden zeigte keinerlei Spur und war nicht einmal feucht. Hatten die cetagandanischen Sicherheitsleute vor der Reinigung Zeit gehabt, eine forensische Spurensicherung durchzuführen? Oder hatte jemand damit gerechnet, daß die subtileren Beweise in der Hast vernichtet werden würden? Verdammt, ich wünschte, ich hätte die Spurensicherung leiten dürfen.
Auf der anderen Seite des Östlichen Pavillons warteten die weißen Schwebewagen, um die Abgesandten wieder zu den Toren des Himmlischen Gartens zu bringen. Die ganze Zeremonie war nur um ungefähr eine Stunde verspätet worden, doch Miles' Zeitgefühl hatte sich durch seine erste wundersame Vision von Xanadu als Feenland verändert. Ihm kam es vor, als seien innerhalb der Kuppel hundert Jahre vergangen, während in der Außenwelt nur ein Vormittag vergangen war. Er zuckte im hellen Nachmittagslicht zusammen, als Vorob'yevs Sergeant den Luftwagen der Botschaft zu ihrem Treffpunkt einflog. Dankbar ließ sich Miles auf seinen Sitz fallen.
Ich fürchte, man wird mir diese verdammten Stiefel von den Beinen schneiden müssen, wenn wir zu Hause sind.
KAPITEL 4
Zieh!« befahl Miles und biß die Zähne in Erwartung des Schmerzes zusammen.
Ivan packte den Stiefel am Knöchel und am Absatz, stemmte sein Knie gegen das Fußende der Couch, auf der Miles lag, und zog gehorsam.
»Au!«
Ivan hielt inne. »Tut das weh?« »Ja, mach weiter, verdammt!«
Ivan blickte sich in Miles' persönlicher Suite um. »Vielleicht solltest du wieder zur Krankenstation hinuntergehen.
»Später. Ich werde doch diesen Metzger von einem Arzt nicht meine besten Stiefel sezieren lassen. Zieh!«
Ivan machte sich wieder ans Werk, schließlich gab der Stiefel nach. Er hielt ihn in der Hand, betrachtete ihn einen Augenblick lang und lächelte. »Weißt du, ohne mich wirst du den anderen nicht herunterbekommen«, bemerkte er.
»Also?«
»Also ... gib mir etwas.«
»Was?«
»Da ich deine übliche Stimmung kenne, hätte ich gedacht, der Gedanke, daß in der Trauerhalle noch eine weitere Leiche liegt, würde dich so amüsieren wie Vorob'yev, doch statt dessen kamst du mit einem Gesicht zurück, als hättest du gerade den Geist deines Großvaters gesehen.«
»Der Ba hatte sich die Kehle durchgeschnitten. Kein schöner Anblick.«
»Ich glaube, du hast schon unschönere Leichen gesehen.«
O ja. Miles beäugte das Bein, das noch im Stiefel steckte und schmerzte, und stellte sich vor, wie er auf der Suche nach einem
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