Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 07 Cetaganda

Vorkosigan 07 Cetaganda

Titel: Vorkosigan 07 Cetaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
holte endlich die vor ihnen gehende Delegation ein, als sie gerade die Tür zu einem der hochaufragenden Gebäude erreichte. Die Prozession zog in einen Rundbau, der über ein gutes Echo verfügte. Miles entdeckte vor sich in der Reihe einige weiße Kugeln, doch war nicht zu erkennen, ob eine davon seine alte Haud-Lady war. Das Zeremoniell sah vor, daß jedermann langsam den Katafalk umkreiste, das Knie beugte und die Geschenke in der Rangfolge von Alter, Status und Einfluß in einem Spiralmuster niederlegte und dann durch die gegenüberliegenden Türen hinauszog, zum Nördlichen Pa
    villon die Haud-Lords und Ghem -Lords, zum Östlichen Pavillon die galaktischen Botschafter.
    Dort würde dann ein Leichenschmaus folgen.
    Doch die Prozession stockte und begann sich unter den Bögen des breiten Eingangs zu stauen. Von vorn, von der Rotunde, war statt getragener Musik und gedämpft schlurfender Schritte ein verwundertes Geplapper zu hören. Heftige Überraschung wurde geäußert, dann ertönten scharfe Befehle.
    »Was ist da schiefgegangen?« fragte Ivan und reckte den Hals. »Ist jemand ohnmächtig geworden, oder was?«
    Da sich Miles' Augenhöhe nur bis zur Schulter des Mannes vor ihm reichte, konnte er kaum eine Antwort auf diese Fragen geben. Mit einem Ruck setzte sich die Schlange erneut in Bewegung. Sie erreichte den Rundbau, doch dann wurde sie zu einer Tür unmittelbar auf der linken Seite wieder hinausgeleitet. Ein Ghem-Kommandant stand an der Abzweigung und lenkte den Verkehr mit leisen Anweisungen, die er ständig wiederholte: »Bitte behalten Sie Ihre Geschenke und folgen Sie draußen direkt dem Gehweg zum Östlichen Pavillon, bitte behalten Sie Ihre Geschenke und gehen Sie direkt zum Östlichen Pavillon. Sie bekommen bald neue Anweisungen. Bitte behalten Sie ...
    In der Mitte der Rotunde lag über den Köpfen aller auf einem großen Katafalk die Kaiserinwitwe feierlich aufgebahrt. Selbst im Tode sollten die Blicke von Ausländern nicht auf sie fallen. Ihre Bahre war von einer durchscheinenden Energiekugel umgeben; wie durch Gaze gesehen war von der Gestalt der Kaiserin nur ein schattenhafter Umriß sichtbar, ein weiß gekleidetes, schmächtiges, schlafendes Gespenst. Eine Reihe verschiedener Ghem
    Wächter, die anscheinend gerade eben erst von den vorübergehenden Satrapie-Gouverneuren abgezogen worden waren, standen in einer Kette vom Katafalk zur Wand auf beiden Seiten der Bahre und schirmten noch etwas anderes vor den Augen der Vorübergehenden ab.
    Miles hielt es nicht aus. Schließlich können sie mich doch hier nicht vor aller Augen massakrieren, oder? Er schob Ivan den Kasten aus Ahornholz zu und duckte sich unter dem Ellbogen des Ghem-Offiziers hindurch, der alle zur anderen Tür hinauszuscheuchen bemüht war. Mit einem freundlichen Lächeln hielt er seine Hände offen vor sich, um zu zeigen, daß sie leer waren., und schlüpfte zwischen zwei überraschten Ghem-Wachen hindurch, die offensichtlich ein so rüdes und unverschämtes Verhalten nicht erwartet hatten.
    Auf der anderen Seite des Katafalks lag auf der Stelle, die für das erste Geschenk des Haud-Lords mit dem höchsten Status reserviert war, eine Leiche. Ihr war die Kehle durchgeschnitten, eine Lache aus frischem roten Blut hatte sich auf dem Boden aus glänzendem grünen Malachit gebildet und tränkte die grau-weiße Palastdieneruniform des Toten, dessen rechte Hand ein dünnes, juwelenbesetztes Messer umklammert hielt. Bei der Leiche handelte es sich um eine kahle, brauenlose Kreatur in Menschengestalt, ältlich, aber nicht gebrechlich... Miles erkannte sogar ohne das falsche Haar den Eindringling vom Landedock.
    Sein Herz schien vor Überraschung stehenzubleiben.
    Irgend jemand hat gerade den Einsatz in diesem kleinen Spiel erhöht.
    Der höchstrangige Ghem-Offizier im Raum stürzte sich auf ihn. Selbst durch die Wirbel seiner Gesichtsbemalung hindurch war zu erkennen, wie starr sein Lächeln war: der Ausdruck eines Mannes, der sich zwingen mußte, freundlich zu jemandem zu sein, den er natürlicherweise viel lieber zu Boden geprügelt hätte. »Lord Vorkosigan, würden Sie sich bitte wieder Ihrer Delegation anschließen?«
    »Natürlich. Wer war denn der arme Kerl?«
    Der Ghem -Kommandant machte leicht scheuchende Bewegungen - natürlich war der Cetagandaner nicht so dumm, Miles tatsächlich zu berühren - und Miles ließ sich wegscheuchen. Dankbar, erzürnt und verwirrt zugleich, ließ sich der Mann tatsächlich überrumpeln und

Weitere Kostenlose Bücher