Vorkosigan 07 Cetaganda
gewöhnt ist, könnte ziemlich teuer werden.«
»Sehr teuer.«
»Also ... wenn der Kaiser von Cetaganda einen übermäßig erfolgreichen Untergebenen niederdrüc ken möchte, dann könnte er ihm ein paar Haud-Ehefrauen zuerkennen und ihn damit zum Bankrott treiben?«
»Ich... glaube nicht, daß es ganz so offensichtlich gemacht wird, aber dieses Element spielt durchaus eine Rolle. Sie sind sehr scharfsinnig, Mylord.«
»Aber wie empfindet die Haud-Lady, die wie eine Medaille für gutes Benehmen überreicht wird, das alles? Ich meine.., wenn der höchste Ehrgeiz einer Haud-Lady darin besteht, zu einem kaiserlichen Monopol zu werden, dann muß das doch ganz das Gegenteil sein. Für immer aus dem Haud-Genom herausgeworfen zu werden - ihre Nachkommen heiraten doch nie in die Haud zurück, oder?«
»Nein«, bestätigte Maz. »Ich glaube, die Psychologie der ganzen Sache ist etwas eigentümlich. Zum einen übertrifft die Haud-Braut im Rang sofort alle anderen Ehefrauen, die der Ghem-Lord sich zugelegt haben mag, und ihre Kinder werden automatisch seine Erben. Das kann einige interessante Spannungen in dem Haushalt auslösen, besonders falls dies wie gewöhnlich im mittleren Alter stattfindet, wenn seine anderen ehelichen Verbindungen vielleicht schon etwas an ... äh... Frische...«
»Dann muß das ja der Alptraum einer Ghem-Lady sein, wenn eine dieser HaudFrauen auf ihrem Ehemann abgeladen wird«, überlegte Ivan. »Protestieren sie nie dagegen? Oder veranlassen sie nie ihre Ehemänner dazu, die Ehre abzulehnen?«
»Anscheinend ist das eine Ehre, die man nicht ablehnen kann.«
»Mm.« Nur sehr schwer konnte Miles seine Vorstellungen aus der Faszination für dieses Nebenthema lösen und zu seinem unmittelbarsten Problem zurückkehren. »Dieses Siegel der Sternenkrippe - haben Sie vielleicht ein Bild davon?«
»Ich habe eine Anzahl von Vids mitgebracht, ja, Mylord«, erwiderte Maz. »Mit Ihrer Erlaubnis können wir sie auf Ihrer Konsole ablaufen lassen.«
Uff, ich verehre fähige Frauen. Haben Sie eine jüngere Schwester, Mylady Maz? »Ja, bitte«, sagte Miles.
Sie gingen alle zur Komkonsole hinüber, und Maz begann einen schnellen illustrierten Vortrag über Haud-Wappen und die Dutzende verschiedener kaiserlicher Siegel »Hier ist es, Mylord - das Siegel der Sternenkrippe.«
Es handelte sich um einen durchsichtigen kubischen Block mit vielleicht fünfzehn Zentimeter Seitenlänge; auf der Oberseite war das Vogelmuster eingeritzt. Also nicht der mysteriöse Stab. Miles atmete erleichtert auf. Der Schrecken, der ihn seit der Erwähnung des Siegels durch Maz gepeinigt hatte, nämlich daß er und Ivan durch Zufall ein Objekt aus den kaiserlichen Insignien gestohlen haben könnten, verging. Der Stab war offensichtlich eine Art kaiserliches Dingsbums und würde zurückgegeben werden müssen - lieber anonym -, aber zumindest war es nicht...
Maz rief die nächste Dateneinheit auf. »Und dieses Objekt ist der Große Schlüssel der Sternenkrippe, der zusammen mit dem Siegel weitergegeben wird«, fuhr sie fort.
Ivan würgte ein Wimmern hinunter. Miles stützte sich, der Ohnmacht nahe, am Tisch auf und blickte starr lächelnd auf das Bild des Stabes. Das Original lag wenige Zentimeter unter seiner Hand in der Schublade.
»Und ... äh... was ist eigentlich der Große Schlüssel der Sternenkrippe, Myla ... Maz?«
gelang es Miles noch zu murmeln. »Was macht man damit?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Irgendwann in der Vergangenheit, glaube ich, hatte es etwas zu tun mit der Datenwiedergewinnung aus den Genbanken der Haud, aber inzwischen kann es sich dabei auch um ein lediglich zeremonielles Instrument handeln. Ich will sagen, es ist ein paar hundert Jahre alt. Es muß veraltet sein.«
Das hoffen wir. Gott sei Dank, dass er es nicht hatte fallen lassen. Noch nicht. »Ich verstehe.«
»Miles ... «, murmelte Ivan.
»Später«, zischte Miles ihm aus dem Mundwinkel zu. »Ich verstehe deine Sorgen.«
Über den Kopf der sitzenden Maz hinweg formten Ivans Lippen einen obszönen Fluch.
Miles beugte sich über das Komkonsolenpult und verzog sein Gesicht zu einem realistischen Zucken. »Stimmt etwas nicht, Mylord?« Maz blickte besorgt auf.
»Ich fürchte, meine Beine machen mir ein bißchen Schwierigkeiten. Ich sollte lieber nachher noch einmal zum Botschaftsarzt gehen.«
»Wollen Sie lieber, daß wir hiermit erst später weitermachen?« fragte Maz sofort.
»Nun... um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich glaube, ich hatte
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