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Vorkosigan 07 Cetaganda

Vorkosigan 07 Cetaganda

Titel: Vorkosigan 07 Cetaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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völlig zu, Mylady, und ich bin froh, Ihnen zurückzugeben, was Ihnen anvertraut ist. Aber im Lichte der ganzen Situation wäre ich gerne in der Lage zu bezeugen - wenn nötig unter Schnell-Penta -, wem ich eigentlich den Großen Schlüssel zurückgegeben habe. Sie könnten ja irgend jemand sein, da drin in dieser Kugel. Zum Beispiel meine Tante Alys. Oder jemand von der cetagandanischen Sicherheit, oder ... wer weiß wer. Ich werde Ihnen das Ding zurückgeben - von Angesicht zu Angesicht.« Er hielt seine Hand halboffen hin. Der Schlüssel ruhte einladend auf der Handfläche.
    »Ist das ... der Rest Ihres Preises?«
    »Ja. Ich werde nicht mehr verlangen.«
    Es war ein kleiner Triumph. Er würde eine HaudFrau sehen, Ivan nicht. Es würde zweifellos den alten Drachen in Verlegenheit bringen, sich ausländischen Augen zu offenbaren, aber verdammt, wenn man bedachte, wie sehr Miles an der Nase herumgeführt worden war, dann schuldete sie ihm etwas. Und ihm war es tödlicher Ernst, daß er in der Lage sein wollte zu identifizieren, wohin der Große Schlüssel ging. Die Haud Rian Degtiar, Helferin der Sternenkrippe, war gewiß nicht die einzige Spielerin in diesem Spiel.
    »Gut«, flüsterte sie. Die weiße Kugel verblaßte, wurde durchsichtig und löste sich auf.
    »Oh«, sagte Miles mit sehr leiser Stimme.
    Sie saß in einem Schwebesessel, vom schlanken Hals bis zu den Fesseln in fließende Gewänder von leuchtendem Weiß gekleidet, wobei ein Dutzendd schimmernde Gewebe übereinanderlagen. Ihr dichtes Haar glitzerte ebenholzschwarz und floß über ihre Schultern, vorbei an ihrem Schoß und rollte sich um ihre Füße. Wenn sie aufstünde, dann würde es auf dem Boden schleifen wie eine Schleppe. Ihre großen Augen waren eisblau von einer solchen arktischen Reinheit, daß Lady Gelles Augen dagegen wie Schlammpfützen wirkten.
    Die Haut... Miles kam es vor, als hätte er nie zuvor Haut gesehen, nur fleckige Säcke, die die Menschen um sich herum trugen, damit sie nicht ausliefen. Diese vollkommene, elfenbeinerne Oberfläche ... Seine Hände schmerzten in dem Verlangen, sie zu berühren, nur einmal, und dann zu sterben. Ihre Lippen waren warm, als pulsierten Rosen mit Blut .. .
    Wie alt war sie? Zwanzig? Vierzig? Sie war eine HaudFrau. Wer konnte es sagen? Wen würde es küm
    mern? Menschen der alten Religion haben auf ihren Knien viel weniger herrliche Ikonen verehrt, die in Silber geschlagen und in Gold gehämmert waren. Miles war jetzt auf den Knien und konnte sich nicht erinnern, wie er dahin gekommen war.
    Jetzt verstand er, warum in gewissen Sprachen „sich verlieben“ auch hieß: „in Liebe fallen“.
    Es war der gleiche übelkeiterregende Schwindel des freien Falls, die gleiche grenzenlose befreiende Hingabe, die gleiche grausige Gewißheit, sich beim Aufprall auf der sich schnell nähernden Wirklichkeit die Knochen zu brechen. Miles rückte ein Stückchen vor und legte den Großen Schlüssel vor ihre vollkommen geformten Füße in den weißen Pantöffelchen, sank zurück und wartete.
    Ich bin Fortunas Hofnarr.

KAPITEL 6
    Sie beugte Sich vor, ließ eine anmutige Hand blitzschnell hinuntergleiten und nahm das ehrwürdige Objekt ihrer Obsorge wieder an sich. Sie legte den Großen Schlüssel in ihren Schoß und zog unter den Schichten weißer Gewänder eine lange Halskette hervor. Daran hing ein Ring, der mit einem bossierten Vogelmotiv verziert war. Die goldenen Adern elektronischer Kontakte schimmerten filigran auf der Oberfläche. Sie schob den Ring in das Siegel auf der Spitze des Stabes. Nichts geschah.
    Sie holte Atem und blickte zornig auf Miles hinab. »Was haben Sie damit angestellt?«
    »Mylady, ich, ich... nichts, das schwöre ich bei meinem Wort als Vorkosigan! Ich habe es nicht einmal fallen lassen. Was ... sollte denn geschehen?«
    Es sollte sich öffnen.«
    »Hm... hm ... « Eigentlich hätte ihm der Schweiß der Verzweiflung ausbrechen müssen, aber er war irgendwie viel zu gleichmütig, benommen von ihrem Duft und der himmlischen Musik ihrer ungefilterten Stimme. »Es gibt nur drei Möglichkeiten, wenn etwas damit nicht in Ordnung ist. Jemand hat es beschädigt - nicht ich, das schwöre ich!« Könnte das der Grund für Ba Luras seltsames Eindringen gewesen sein? Vielleicht hatte der Ba den Schlüssel beschädigt und nach einem Sündenbock gesucht, auf den er die Schuld abschieben konnte?
    »... oder jemand hat ihn umprogrammiert, oder, am unwahrscheinlichsten, man hat ihn irgendwie ausgetauscht.

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