Vorkosigan 07 Cetaganda
auszunutzen.«
Ivan seufzte. »In Ordnung. Ich werde mit ihm reden. Nur dieses eine Mal.« Mit einem müden Knurren hob er sich aus seinem Sessel und wanderte zur Tür. Er schaute über die Schulter zurück. »Du spielst die Spinne im Mittelpunkt dieses Netzes, die alle Fäden zieht, Cousin, aber das Problem dabei ist, daß früher oder später alle interessierten Parteien anhand dieser Fäden auf dich stoßen werden. Das ist dir doch klar, oder? Und was wirst du dann tun, o Superhirn?«
Er verbeugte sich mit ächzender Ironie und ging; hinaus.
Miles sank auf seinem Stuhl vor der Komkonsole zusammen, stöhnte und rief wieder seine Liste auf.
Als Botschafter Vorob'yev am nächsten Morgen beim schon gewohnten Frühstück mit Barrayars jungen Gesandten in seinem privaten Eßzimmer saß, wurde er weggerufen. Als er zurückkehrte, waren Miles und Ivan schon fertig mit dem Essen.
Der Botschafter setzte sich nicht wieder hin, sondern blickte Miles nachdenklich an. »Lord Vorkosigan. Sie haben einen ungewöhnlichen Besucher.«
Miles' Herz tat einen. Sprung. Rian hier? Unmöglich... In Gedanken überprüfte er unwillkürlich schnell seine grüne Interimsuniform. Ja, seine Abzeichen saßen richtig, sein Hosenschlitz war zu ... »Wer, Sir?«
»Ghem-Oberst Dag Benin, vom cetagandanischen Sicherheitsdienst. Er ist ein Offizier mittleren Ranges, zuständig für innere Angelegenheiten im Himmlischen Garten, und möchte privat mit Ihnen sprechen.«
Miles versuchte, nicht zu hyperventilieren. Was ist schiefgegangen...? Vielleicht nichts, noch nicht. Beruhige dich! »Hat er gesagt, worum es geht?«
»Es scheint, daß er die Anweisung bekam, den Selbstmord dieses armen Ba-Sklaven zu untersuchen. Und. Ihre ... äh... erratischen Bewegungen lenkten seine negative Aufmerksamkeit auf Sie. Ich hatte mir schon gedacht, Sie würden es noch bereuen, daß Sie aus der Reihe ausgebrochen sind.«
»Und ... soll ich dann mit ihm reden?«
»Wir haben beschlossen, so höflich zu sein, ja. Wir haben ihn in eines der kleinen Empfangszimmer im Erdgeschoß geleitet. Es wird natürlich abgehört. Eine Leibwache der Botschaft wird zugegen sein. Ich habe nicht den Verdacht, daß Benin mörderische Absichten hegt; es geht lediglich darum, ihn an Ihren Status zu erinnern.«
Wir haben beschlossen. Also würden Oberst Varreedi, dem Miles immer noch nicht begegnet war, und wahrscheinlich auch Vorob'yev jedes Wort hören. O Mist. »Sehr gut, Sir.«
Miles stand auf und folgte dem Bot schafter. Ivan schaute hinterher, mit dem Gesichtsaus druck eines Mannes, der das unmittelbare Eintreffen einer unangenehmen Form kosmischer Gerechtigkeit erwartete.
Das kleine Empfangszimmer war ein bequem eingerichteter Raum, der für private Tete-atetes zwischen zwei oder drei Personen bestimmt war, wobei das Sicherheitspersonal der Botschaft den unsichtbaren Vierten bildete. Ghem-Oberst Benin hatte anscheinend nichts dagegen, daß alles, was er zu sagen hatte, aufgezeichnet würde. Ein barrayaranischer Wachsoldat, der vor der Tür stand, folgte Miles und dem Bot schafter, als sie den Raum betraten, und bezog gleichmütig und stumm seinen Posten. Selbst für einen Barrayaraner war er groß und kräftig, mit einem bemerkenswert ausdruckslosen Gesicht. Er trug die Ärmelstreifen eines Obersergeanten und das Abzeichen des Kommandokorps, woraus Miles schloß, daß der etwas einfältige Gesichtsausdruck nur vorgetäuscht war.
Ghem -Oberst Benin, der auf sie gewartet hatte, stand höflich auf, als sie eintraten. Er war von nur mittlerer Statur, also wahrscheinlich von seinen unmittelbaren Vorfahren nicht übermäßig mit Haud-Genen ausgestattet - die Haud bevorzugten körperliche Größe. Also hatte er wahrscheinlich seinen gegenwärtigen Posten eher durch Verdienst als durch gesellschaftlichen Rang erworben, was von Miles Standpunkt aus gesehen nicht unbedingt ein Pluspunkt war. In der dunkelroten cetagandanischen Ausgehuniform, die das Alltagsgewand des Sicherheitspersonals des Himmlischen Gartens darstellte, wirkte Benin tipp-topp.
Natürlich trug er die volle formelle Gesichtsbemalung im kaiserlichen Muster, nicht in dem seines Clans, wodurch er seine oberste Loyalität anzeigte: verschlungene schwarze Kurven auf weißem Untergrund, dazu rote Akzente - Miles nannte es bei sich das „Muster des blutenden Zebras“. Aber es handelte sich um ein Muster, das sofortigen und tiefen Respekt und totale, ergebene Kooperation forderte, und zwar auf acht Planeten. Barrayar
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