Vorkosigan 07 Cetaganda
trottete hinter Ivan her, der die bunten Papiere fest in Händen hielt und seinen Cousin mißtrauisch beäugte.
»Die gehören mir«, betonte Ivan, sobald sie außer Hörweite waren. »Du hast Ghem-Oberst Benin, der sowieso mehr deinem Geschmack entspricht«
»Hier in der Hauptstadt gibt es eine Menge Ghem-Frauen, die den HaudFrauen im Himmlischen Garten als Hofdamen dienen, darum geht es«, sagte Miles. »Ich würde ...
gerne zum Beispiel diese Ghem -Lady treffen, mit der ich gestern abend spazierengegangen bin, aber sie hat mir ihren Namen nicht genannt.«
»Ich bezweifle, daß von Yenaros Kreisen viele eine Beziehung zum Himmlischen Garten haben.«
»Ich glaube, sie war eine Ausnahme. Die Leute, die ich allerdings wirklich treffen möchte, sind die Satrapie-Gouverneure. Und das von Angesicht zu Angesicht«
»Dafür hättest du bei einer der offiziellen Veranstaltungen bessere Chancen.«
»O ja. Ich schmiede schon einschlägige Pläne.«
KAPITEL 8
Beim zweiten Besuch ist der Himmlische Garten nicht so einschüchternd, beruhigte sich Miles. Diesmal gingen sie nicht in einem großen. Strom galaktischer Gesandter unter, sondern bildeten nur eine kleine Gruppe von drei Personen. Miles, Botschafter Vorob'yev und Mia Maz wurden fast privat durch ein Seitentor eingelassen und von einem einzelnen Diener zu ihrem Ziel geleitet.
Das Trio gab ein gutes Bild ab. Miles und der Botschafter trugen wieder die höchst formellen schwarzen Uniformen ihrer Häuser. Maz trug schwarze Unterkleider und rein weiße Obergewänder, womit sie die beiden Trauerfarben kombinierte und die cetagandanische Farbe anerkannte, ohne die Grenzen des Haud-Privilegs zu überschreiten. Nicht zufällig hob diese Kleidung auch ihr eigenes dunkles Haar und ihren frischen Teint vorteilhaft hervor und setzte sie auch von ihren beiden Begleitern ab. Ihr erwartungs
volles und vergnügtes
Lächeln, das über Miles' Kopf an Botschafter Vorob'yev gerichtet war, ließ ihre Grübchen hervortreten. Miles, der zwischen beiden ging, kam sich vor wie ein unartiges Kind, das beide Eltern streng begleiteten. An diesem Tag ging Vorob'yev kein Risiko einer unbefugten Verletzung der Etikette ein.
Die Darbringung der elegischen Dichtungen an die tote Kaiserin war eine Zeremonie, an der normalerweise keine galaktischen Gesandten teilnahmen, ausgenommen einige wenige hochrangige cetagandanische Verbündete. Miles war weder hochrangig noch verbündet, und so war Vorob'yev gezwungen gewesen, alle Fäden zu ziehen, die ihm zu Gebote standen, um diese Einladung zu bekommen. Ivan hatte sich gedrückt und erklärt, er sei noch müde von der Übung der Hoftänze und den Feuerschau-Parties vom Vorabend; außerdem hatte er vier weitere Einladungen für den Nachmittag und den Abend bekommen. Seine Müdigkeit war verdächtig selbstzufrieden gewesen. Miles hatte ihn kneifen lassen; sein sadistischer Wunsch ihn an einen - wie es schien - endlosen Nachmittag und Abend neben sich sitzen zu lassen, wurde von der Überlegung gedämpft, daß sein Cousin wenig zum Erfolg dieser Expedition beitragen konnte, bei der es im wesentlichen um das Sammeln von Informationen ging. Und Ivan konnte vielleicht - nur vielleicht - unter den Ghem ein paar nützliche neue Kontakte aufnehmen. Vorob'yev hatte Ivan durch die Vervani-Frau ersetzt, zu ihrem offensichtlichen Vergnügen und zu Miles' Nutzen.
Zu Miles' Erleichterung wurde die Zeremonie nicht in der Rotunde mit all ihren beunruhigenden Assoziationen abgehalten; dort lag noch der Leichnam der Kaiserin aufgebahrt. Auch benutzten die Haud nicht etwas so Unfeines wie einen Hörsaal, wo die Leute in praktische Sitzreihen gepackt wären. Statt dessen geleitete der Diener sie zu einem kleinen Tal, so konnte man es nach Miles' Meinung wohl nennen: zu einer riesigen, stadionähnlichen Mulde im Garten, die mit Blumen und Pflanzen und Hunderten kleiner Logensitze gesäumt war, von denen aus man einen Überblick über ein Gewirr von Podesten und Plattformen auf dem Grund der Mulde hatte. Wie es ihrem (fehlenden) Rang entsprach, brachte der Diener die barrayaranischen Gäste zur letzten und höchsten Reihe. Das paßte Miles - so war er in der Lage, fast die ganze Zuhörerschaft zu beobachten, ohne daß jemand ihn überwachen konnte. Die niedrigen Bänke waren aus makellosem Holz, auf Nachglanz handpoliert. Mia Maz wurde mit einer höflirhen Verbeugung zu ihrem Platz neben Vorob'yev geleitet; sie strich ihre Röcke glatt und blickte mit leuchtenden Augen
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