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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Der Graf hatte sich Mühe gegeben, Zeit für dieses private Beisammensein zu schaffen. Mark krümmte sich innerlich in Erwartung dessen, was ihm bevorstand. Da kam eine vertrauliche Plauderei auf ihn zu.
    Als sie den Rand des Waldes erreichten, raschelte das erste Herbstlaub unter ihren Füßen; von ihm ging ein organischer, jedoch angenehmer Geruch aus. Aber die Geräusche ihrer Schritte füllten nicht das Schweigen aus. Der Graf war steif und gespannt, trotz all seiner vorgeblichen ländlichen Saloppheit. Nicht im Gleichgewicht. Entnervt platzte Mark heraus: »Die Gräfin hat Sie veranlaßt, das zu unternehmen, nicht wahr?«
    »Nicht wirklich«, sagte der Graf, »… ja«.
    Eine ganz konfuse Antwort, und wahrscheinlich wahr.
    »Werden Sie je den Bharaputranern vergeben, daß sie den falschen Admiral Naismith erschossen haben?«
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    »Wahrscheinlich nicht.« Die Stimme des Grafen klang gleichmütig, nicht beleidigt.
    »Wenn es umgekehrt gekommen wäre – wenn dieser Bharaputraner auf den kleinen Kerl weiter links gezielt hätte –, würde dann der Kaiserliche Sicherheitsdienst jetzt meine Kryokammer suchen?« Hätte Miles überhaupt Soldatin Phillipi aus der Kryokammer entfernt, um statt dessen Mark hineinzulegen?
    »Da in diesem Fall Miles der Repräsentant des Sicherheitsdienstes vor Ort gewesen wäre, lautet die Antwort meiner Meinung nach ja«, murmelte der Graf. »Da ich dich nie zuvor getroffen hatte, wäre mein eigenes Interesse wahrscheinlich ein bißchen …
    akademisch. Deine Mutter hätte jedoch trotzdem darauf gedrängt«, sagte er nachdenklich.
    »Wir wollen doch unter allen Umständen ehrlich zueinander sein«, sagte Mark bitter.
    »Auf einer anderen Basis können wir nichts Bleibendes aufbauen«, sagte der Graf trocken. Mark errötete und brummte zustimmend.
    Der Pfad lief zuerst an einem Bach entlang, dann durchschnitt er eine Anhöhe in einer Art Rinne, die mit lockeren und rutschenden Steinen gepflastert war. Glücklicherweise verlief er dann einige Zeit eben, teilte sich zwischen den Bäumen in Seitenpfade, die sich wieder vereinigten. Ein paar kleine Sprunghindernisse für Pferde aus Baumstämmen oder Büschen waren absichtlich da und dort plaziert; die Reitpfade liefen drum herum und darüber hinweg, ganz nach Belieben. Warum war er sich so sicher, daß Miles immer darüber hinwegritt? Er mußte zugeben, daß im Wald eine urtümliche Ruhe herrschte, inmitten der Muster von Sonnenlicht und Schatten, mit den hohen Bäumen von der Erde und den einheimischen und importierten Büschen, die die Illusion einer endlosen 345
    Privatheit schufen. Man konnte sich vorstellen, daß der ganze Planet eine solche menschenleere Wildnis darstellte, wenn man nichts über das Terraformen wußte. Sie kamen auf einen breiteren doppelten Pfad, wo sie Seite an Seite gehen konnten.
    Der Graf befeuchtete seine Lippen. »Apropos, diese Kryokammer.«
    Mark hob den Kopf wie das Pferd, als es den Zucker gewittert hatte. Der Sicherheitsdienst sprach nicht mit ihm; der Graf hatte nicht mit ihm geredet. Das Fehlen jeder Information hatte ihn fast zum Wahnsinn getrieben und schließlich zermürbt, und er hatte der Gräfin keine Ruhe gelassen, obwohl ihm dabei nicht sehr wohl war. Aber auch sie konnte nur Negatives berichten. Der Kaiserliche Sicherheitsdienst kannte jetzt über vierhundert Orte, wo die Kryokammer nicht war. Das war immerhin ein Anfang. Vierhundert abgehakt, nur noch das restliche Universum abzusuchen … es war unmöglich, nutzlos, vergeblich …
    »Der Sicherheitsdienst hat sie gefunden.« Der Graf rieb sich das Gesicht.
    »Was?« Mark blieb abrupt stehen. »Man hat sie wieder? Teufel noch mal! Es ist vorbei! Wo hat man – warum haben Sie nicht …«
    Er biß sich auf die Zunge, als ihm dämmerte, daß es vielleicht einen sehr guten Grund gab, weshalb der Graf ihm diese Nachricht nicht sofort weitergegeben hatte. Und er war sich nicht sicher, ob er diesen Grund hören wollte. Das Gesicht des Grafen war düster.
    »Sie war leer.«
    »So?« Wie dumm, so? zu sagen. Mark kam sich in diesem Augenblick unglaublich dumm vor. »Wie – ich verstehe nicht.« Unter all den Szenarios, die er sich ausgemalt hatte, war dies nicht dabei gewesen. Leer? »Wo?«
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    »Der Agent des Sicherheitsdienstes fand sie im Verkaufslager einer Firma für medizinische Geräte in der Hegen-Nabe. Gereinigt und neu eingestellt.«
    »Ist man sicher, daß es die richtige ist?«
    »Falls die Identifikation, die Kapitänin Quinn und die

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