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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wer waren diese Leute, verdammt noch mal?
    Und wie lang waren die Gedanken des Grafen auf diesen gleichen Schienen gelaufen, und wie, zum Teufel, brachte er es noch fertig, zu gehen und gleichzeitig zu reden? »Wie lange haben Sie das schon gewußt?«
    »Der Bericht ist gestern nachmittag eingetroffen. Also verstehst du doch … es wird wesentlich wichtiger für mich zu wissen, wo du stehst. In Beziehung zu Barrayar.« Er ging wieder weiter, den Pfad hinauf, dann nahm er einen Seitenpfad, der schmaler wurde und steil aufwärts führte, durch ein Gebiet mit höheren Bäumen und dünneren Büschen.
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    Mark mußte sich anstrengen, um dem Grafen auf den Fersen zu folgen. »Niemand, der alle Tassen im Schrank hat, würde in einer Beziehung zu Barrayar stehen wollen. Jeder würde aus einer Beziehung zu Barrayar weglaufen.«
    Der Graf blickte über die Schulter zurück und grinste. »Ich fürchte, du hast zu oft mit Cordelia gesprochen.«
    »Ja nun, sie ist so gut wie der einzige Mensch hier, der mit mir reden will.« Er holte den Graf wieder ein, der etwas langsamer geworden war.
    Der Graf verzog schmerzhaft das Gesicht. »Das stimmt.« Er stieg den steilen, steinigen Pfad hinauf. »Tut mir leid.« Nach einigen weiteren Schritten fügte er mit einem Anflug von schwarzem Humor hinzu:
    »Ich frage mich, ob die Gefahren, denen ich mich immer ausgesetzt habe, meinen Vater genauso berührten. Wenn dem so ist, dann wurde er vortrefflich gerächt.« Mehr schwarz als Humor, urteilte Mark. »Aber mehr denn je ist es notwendig … daß wir wissen …«
    Der Graf hielt an, setzte sich abrupt neben dem Pfad nieder und lehnte den Rücken an einen Baum. »Das ist seltsam«, murmelte er.
    Sein Gesicht, bisher vom Besteigen des Hügels und von der zunehmenden Wärme des Morgens gerötet und feucht, war plötzlich blaß und feucht.
    »Was?«, sagte Mark vorsichtig, während er keuchte. Er legte die Hände auf die Knie und blickte auf den Mann, der jetzt so seltsam auf seine Augenhöhe herabgekommen war. Der Gesichtsausdruck des Grafen war zerstreut und gedankenverloren.
    »Ich glaube … ich sollte mich lieber einen Augenblick ausruhen.«
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    »Das paßt mir.« Mark setzte sich auch, auf einen Felsblock in der Nähe. Der Graf nahm das Gespräch nicht sofort wieder auf. Äu
    ßerstes Unbehagen ließ Marks Magen zusammenkrampfen. Was ist mit ihm los? Irgend etwas stimmt nicht mit ihm. Oh, Mist … Der Himmel war blau und heiter, eine leichte Brise ließ die Bäume seufzen und noch ein paar goldene Blätter herunterflattern. Die Kälte, die an Marks Rücken emporkroch, hatte nichts mit dem Wetter zu tun.
    »Es ist«, sagte der Graf in einem distanzierten, akademischen Ton, »kein perforiertes Magengeschwür. So eins habe ich schon gehabt, und jetzt ist es anders.« Er kreuzte die Arme über der Brust.
    Sein Atem wurde flach und schnell und fand auch im Sitzen seinen Rhythmus nicht wieder.
    Hier ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Ein tapferer Mann, der sich anstrengt, nicht erschrocken auszusehen, war für Mark einer der erschreckendsten Anblicke, die er je gesehen hatte.
    Tapfer, aber nicht dumm: der Graf zum Beispiel tat nicht so, als wäre nichts, und stürmte auch nicht den Pfad empor, um es zu beweisen.
    «Sie sehen nicht gut aus.«
    »Ich fühle mich nicht gut.«
    »Was fühlen Sie?«
    »Ah … Schmerzen in der Brust, fürchte ich«, gab er offensichtlich verlegen zu. »Eigentlich noch mehr als Schmerz. Ein sehr …
    seltsames … Gefühl. Es kam ganz plötzlich zwischen einem Schritt und dem nächsten.«
    »Das ist doch keine Magenverstimmung, oder?« Wie sie in diesem Augenblick aus Marks Bauch sauer hochkam.
    »Ich fürchte, nein.«
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    »Vielleicht sollten Sie lieber über Ihren Kommunikator Hilfe rufen«, schlug Mark schüchtern vor. Es war verdammt sicher, daß er nichts tun konnte, wenn es sich hier um den medizinischen Notfall handeln sollte, nach dem es aussah.
    Der Graf lachte. Es klang wie ein trockenes Keuchen. Kein beruhigendes Geräusch. »Ich habe ihn im Haus gelassen.«
    »Was? Sie sind doch der Premierminister, verdammt noch mal, Sie können doch nicht herumspazieren, ohne …«
    »Ich wollte sicherstellen, daß unser Gespräch privat und ungestört bleibt. Mal eine Abwechslung. Keine Unterbrechungen durch irgendwelche Vizeminister aus Vorbarr Sultana, die mich anrufen und fragen, wo sie ihre Notizbücher gelassen haben. Das habe ich immer … für Miles so gehalten. Manchmal, wenn es zu dicht wurde. Das hat

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