Vorkosigan 11 Spiegeltanz
die Männer von der Vorhut an diesem Knotenpunkt gefunden, was sie suchten.
Die Lichter gingen aus. Um Mark herum schnappten die Helmvisiere der Dendarii zu, als sie auf Infrarot umschalteten. Er tat es ihnen gleich und starrte desorientiert in eine Welt ohne Farbe. Sein 164
Helm knisterte mit Sprechverkehr, der sich gegenseitig überlagerte, als zwei Mann von der Vorhut aus verschiedenen Korridoren in die Vorhalle zurückgerannt kamen und dabei Plasmabögen abfeuerten, die seine von der Hitze geschärften Augen blendeten. Vier bharaputranische Sicherheitsleute in Halbrüstung schwangen sich aus einem Liftrohr und trennten Quinns Kolonne in zwei Hälften. So eng war das Durcheinander, daß sie Mann gegen Mann kämpfen mußten. Mark wurde aus Versehen von einem Dendarii niedergeschlagen und kauerte sich neben die Schwebepalette.
»Dieses Ding ist nicht abgeschirmt«, stöhnte der Sanitäter und klopfte auf die Kryokammer, während nah über ihnen Feuerbögen dahinpeitschten. »Ein direkter Treffer, und …«
»Dann in das Liftrohr«, schrie Mark ihm zu. Der Sanitäter nickte und schwenkte die Schwebepalette herum und hinein in die nächste dunkle Öffnung, die frei von Bharaputranern war. Das Liftrohr war abgeschaltet, sonst hätten die kollidierenden Gravitationsfelder vielleicht im Rohr wie in der Palette Schaltkreise lahmgelegt. Der Sanitäter kletterte auf die Kryokammer, als wäre sie ein Pferd, und sank nach unten. Ein weiterer Kämpfer folgte und kletterte Hand über Hand die Rettungsleiter auf der Innenseite des Rohrs hinab. Mark wurde dreimal schnell hintereinander von Plasmabogenfeuer getroffen, als er sich hochrappelte, und er wurde wieder umgeworfen. Sein Spiegelfeld versprühte ein blaues Prasseln, während er sich durch Hitzewellen auf das Liftrohr zurollte. Er schwang sich hinter dem Kämpfer die Treppe hinab und war aus der Schußlinie.
Doch nicht lange. Ein bharaputranischer Helm blitzte über ihnen im Eingang auf, dann folgte ihnen Plasmabogenfeuer nach unten.
Im Rohr gleißte es wie ein Blitz. Der Kämpfer half dem Sanitäter die Schwebepalette aus dem plötzlich zum Schießstand gewordenen Rohr heraus und durch den untersten Eingang zu zerren und 165
duckte sich weg. Mark kletterte hinter ihnen her und kam sich dabei wie eine menschliche Fackel vor, von knisterndem blauen Leuchten umgeben. Wie viele Schüsse waren das gewesen? Er wußte es nicht mehr. Wie viele konnte seine Abschirmung noch abweisen, bevor sie nachgab und ausbrannte?
Der Kämpfer nahm Schußposition mit Ziel nach hinten ins
Liftrohr ein, doch es folgte ihnen kein Bharaputraner. Sie standen in einem Bereich der Dunkelheit und der Ruhe. Vom Kampf, der über ihnen tobte, drang der Widerhall von Rufen und Schüssen schwach durch das Rohr herab. Sie befanden sich in einer viel kleineren Vorhalle, die nur zwei Ausgänge hatte. Eine gedämpfte gelbe Notbeleuchtung am Boden vermittelte ein täuschend behagliches Gefühl von Wärme.
»Verdammt«, sagte der Sanitäter und starrte nach oben. »Ich glaube, wir haben uns gerade abgeschnitten.«
»Nicht unbedingt«, sagte Mark. Weder der Sanitäter noch der Kämpfer gehörten dem Kommando Grün an, aber Marks Helm
verfügte natürlich über die Programmierung des Grünen Kommandos. Er rief den Holo-Plan auf, fand ihren derzeitigen Standort und ließ den Computer des Helms eine Route skizzieren. »Man kann auch von dieser Ebene dorthin gelangen. Zwar auf gewissen Umwegen, aber genau aus diesem Grund ist es weniger wahrscheinlich, daß man Bharaputranern begegnet.«
»Lassen Sie mich mal sehen«, forderte der Sanitäter.
Halb widerstrebend, halb erleichtert reichte Mark ihm seinen Helm. Der Sanitäter schob ihn sich auf den Kopf und studierte die rote Linie, die wie eine Schlange durch das dreidimensionale schematische Gitter des medizinischen Komplexes verlief, das vor seine Augen projiziert wurde. Mark riskierte es, einen Blick das Liftrohr hinauf zu werfen. Kein Bharaputraner lauerte dort oben, 166
und der Kampflärm klang gedämpft, als käme er jetzt aus größerer Entfernung. Er zog sich wieder zurück und bemerkte, daß der Kämpfer ihn anstarrte. Seine Augen glitzerten beunruhigend durch das Helmvisier. Nein. Ich bin nicht euer verdammter Admiral. Um so schlimmer, was? Der Kämpfer war offensichtlich überzeugt, daß die Bharaputraner den falschen kleinen Mann niedergeschossen hatten. Mark bedurfte keiner Worte, um diese Botschaft zu verstehen. Er kauerte sich hin.
»Ja«,
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