Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Ende bin. Allerdings kenne ich jemanden, der noch nicht damit am Ende wäre.«
»Wen?«
»Gräfin Vorkosigan.«
»Hm.« Quinn seufzte. »Das ist eine andere Geschichte. Wer wird ihr erzählen von …«, sie deutete mit dem Daumen nach unten und meinte damit Jackson's Whole und die fatalen Ereignisse, die dort gerade geschehen waren. »Und die Götter mögen mir helfen, denn wenn ich tatsächlich jetzt diesen Haufen befehligen soll, dann werde ich all dies Simon Illyan berichten müssen.« Sie zögerte.
»Möchtest du den Befehl übernehmen, Elena? Als dienstälteste anwesende Kapitänin, nachdem Bel jetzt quasi unter Arrest steht und so. Ich habe den Befehl einfach an mich gerissen, weil ich mußte, im Schußwechsel.«
»Du machst das gut«, sagte Bothari-Jesek mit einem kleinen Lächeln. »Ich werde dich unterstützen.« Dann fügte sie hinzu: »Du warst die ganze Zeit enger in die nachrichtendienstliche Arbeit eingeweiht, deshalb bist du die logische Wahl.«
»Ja, ich weiß.« Quinn schnitt eine Grimasse. »Sagst du es der Familie, wenn es soweit ist?«
»Dafür bin ich die logische Wahl«, sagte Bothari-Jesek und seufzte. »Ich werde es der Gräfin sagen, ja.«
191
»Abgemacht.« Aber beide blickten drein, als überlegten sie, wer von beiden das bessere und wer das schlechtere Los gezogen hatte.
»Was die Klons angeht«, Bothari-Jesek faßte wieder Mark ins Auge, »wie würdest du gern ihre Freiheit verdienen?«
»Elena«, sagte Quinn warnend, »mach keine Versprechungen.
Wir wissen noch nicht, welchen Handel wir eingehen müssen, damit wir von hier wegkommen. Und um ihn« – wieder eine Geste, die zum Planeten hinabzeigte – »wiederzubekommen.«
»Nein«, flüsterte Mark, »das könnt ihr nicht. Ihr könnt sie nicht … wieder dorthin schicken, nach allem, was geschehen ist.«
»Ich habe Phillipi ausgetauscht«, sagte Quinn grimmig. »Ich würde auch dich im Nu austauschen, außer daß er… Weißt du, warum wir überhaupt zu dieser verdammten Mission auf den Planeten gekommen sind?«, fragte sie.
Er schüttelte stumm den Kopf.
»Wegen dir, du kleiner Trottel. Der Admiral hatte schon zur Hälfte einen Handel mit Baron Bharaputra abgeschlossen. Wir waren drauf und dran, Kampfkommando Grün für eine Viertelmillion betanischer Dollar herauszukaufen. Es hätte nicht viel mehr als die Landemission gekostet, wenn man die ganze Ausrüstung mitrechnet, die wir mit Thornes Shuttle verloren haben.
Und die Verluste an Menschenleben. Aber der Baron weigerte sich, dich herauszugeben. Warum er dich nicht verkaufen wollte, weiß ich nicht. Du bist für alle anderen wertlos. Aber Miles wollte dich nicht zurücklassen.«
Mark starrte auf seine Hände, die aneinander zupften. Dann blickte er auf und sah, daß Bothari-Jesek ihn wieder studierte, als wäre er ein lebenswichtiges Kryptogramm.
192
»Wie der Admiral seinen Bruder nicht zurücklassen wollte«, sagte Bothari-Jesek langsam, »so will auch Mark die Klons nicht zurücklassen. Oder? Na?«
Er hätte gern geschluckt, aber sein Mund war zu trocken.
»Du wirst alles tun, um sie zu retten, oder? Alles, worum wir dich bitten?«
Er machte den Mund auf und wieder zu. Es hätte ein dumpfes, tonloses Ja sein können.
»Wirst du die Rolle des Admirals für uns spielen? Wir werden dich natürlich trainieren.«
Er brachte ein halbes Nicken zustande, und es gelang ihm hervorzustoßen: »Was für ein Versprechen …?«
»Wir nehmen alle Klons mit, wenn wir abfliegen. Wir werden sie irgendwo absetzen, wo das Haus Bharaputra sie nicht erreichen kann.«
»Elena!«, protestierte Quinn.
»Ich möchte«, diesmal konnte er schlucken, »ich möchte das Ehrenwort der Barrayaranerin haben. Dein Wort«, sagte er zu Bothari-Jesek.
Quinn saugte an ihrer Unterlippe, sagte aber nichts.
Nach einer langen Pause nickte Bothari-Jesek. »In Ordnung. Du hast mein Wort darauf. Aber du arbeitest total mit uns zusammen, einverstanden?«
»Dein Wort als was?«
»Einfach mein Wort.«
»… Ja. In Ordnung.«
Quinn erhob sich und schaute auf ihn hinunter. »Aber ist er überhaupt fähig, die Rolle gerade jetzt zu spielen?«
193
Bothari-Jesek folgte ihrem Blick. »Nicht in diesem Zustand, nein, vermutlich nicht. Er soll sich erst waschen, essen, ausruhen. Dann werden wir sehen, was möglich ist.«
»Baron Fell gibt uns vielleicht nicht die Zeit, um Mark zu hätscheln.«
»Wir werden Baron Fell sagen, daß der Admiral unter der Dusche ist. Das dürfte wahr genug
Weitere Kostenlose Bücher