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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Folter. Wenn vor drei Tagen jemand Miles gesagt hätte, Gibbs würde ihm die kompletten Konstruktionsspezifikationen von Soudhas geheimer Waffe auf dem Tablett servieren, dann hätte er sich mit Freuden vorgestellt, sein Fall sei nahezu gelöst.
    Ha.
    An diesem Abend trafen Miles und Vorthys zu spät zum Abendessen in Ekaterins Wohnung ein, aber noch rechtzeitig für ein hausgemachtes Dessert, das offensichtlich nach dem Geschmack des Professors zubereitet worden war und Schokolade, Sahne und Mengen hydroponischer Pekannüsse enthielt. Sie saßen alle um Ekaterins Küchentisch und verzehrten den Leckerbissen. Nikki hatte sich heute mit seinen Spielgefährten getroffen, und Miles bemerkte anerkennend, dass dieses Treffen nicht so
    unangenehm gewesen war, dass es den Appetit des Jungen beeinträchtigt hätte.
    »Wie war es heute in der Schule?«, fragte ihn Miles. Er schämte sich zwar, dass eine so todlangweilige Banalität über seine Lippen kam, aber wie hätte er sonst herausfinden sollen, wie die Dinge standen.
    »Ging schon«, erwiderte Nikki, den Mund voller Sahne.
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    »Glaubst du, dass es morgen Schwierigkeiten geben
    wird?«
    »Nö.« Der Ton von Nikkis einsilbigen Antworten war
    wieder zu seiner normalen präpubertären, den Erwachsenen gegenüber vorsichtigen Gleichgültigkeit zurückgekehrt; von der keuchenden panischen Schärfe des Morgens war nichts mehr zu spüren.
    »Gut«, sagte Miles freundlich. Ekaterins Augen lächelten, wie Miles aus den Augenwinkeln bemerkte. Gut.
    Und als Nikki seinen Nachtisch hinuntergeschlungen
    und sich wieder davongemacht hatte, fragte sie: »Und wie ging heute die Arbeit? Ich war mir nicht sicher, ob die Überstunden Fortschritt oder dessen Gegenteil bedeuteten.«
    Wie ging heute die Arbeit? Ihr Ton schien sich für die prosaische Qualität der Frage zu entschuldigen. Miles überlegte, wie er ihr erklären sollte, dass er diese Frage als ganz wunderbar empfand und sich wünschte, sie würde sie noch einmal stellen. Und noch einmal und … Ihr Parfüm weckte in seinem Reptilienhirn den Wunsch, Purzelbäume zu schlagen und Tricks vorzuführen, und dabei war er sich gar nicht einmal sicher, ob sie ein Parfüm trug. Diese verwirrende Mischung aus Lust und Häuslichkeit war für ihn völlig neu. Nun ja, halb neu; er wusste, wie er mit Lust umzugehen hatte. Es war die Häuslichkeit, die ihn überrumpelt hatte. »Wir sind zu neuen und überraschenden Stufen der Verwirrung gelangt«, erwiderte er Ekaterin.
    Der Professor machte den Mund auf, schloss ihn wieder und sagte schließlich: »Das sagt in etwa alles. Lord 439
    Vorkosigans These hat sich als zutreffend erwiesen; das Unterschlagungskomplott war eingefädelt worden, um die Produktion eines… äh… neuartigen Geräts zu fördern.«
    »Einer geheimen Waffe«, korrigierte ihn Miles. »Ich sagte, eine geheime Waffe.«
    Die Augen des Professors funkelten vergnügt. »Definieren Sie Ihre Begriffe. Wenn es sich um eine Waffe handelt, wo ist dann das Ziel?«
    »Die Waffe ist so geheim«, erklärte Miles Ekaterin,
    »dass wir uns nicht einmal vorstellen können, was sie bewirkt. Also habe ich zumindest zur Hälfte Recht.« Er schaute hinter Nikki her. »Ich nehme an, nachdem Nikki sich wieder in sein vertrautes Umfeld begeben hat, haben sich die Dinge geglättet?«
    »Ja, ich war mir fast sicher gewesen, dass es so kommen würde«, sagte Ekaterin. »Vielen Dank für Ihre Hilfe heute Morgen, Lord Vorkosigan. Ich bin sehr dankbar, dass…«
    Es läutete an der Wohnungstür, was Miles aus einer
    gewissen Verlegenheit rettete. Ekaterin stand auf und ging öffnen, der Professor folgte und blockierte damit Miles’
    Gegenfrage Wie ging es heute beim Erbschafisanwalt? Ich war mir sicher, Sie würden die Sache deichseln. Miles erinnerte sich daran, dass der KBS-Wächter jetzt im Flur auf Posten stand; er brauchte keine Parade aus der Sache zu machen. In Gedanken legte er die Sätze als Eröffnung des nächsten Gesprächs beiseite, drückte den Knopf zum
    Öffnen der luftdichten Tür und schlenderte auf den Balkon hinaus.
    Sonne und Sonnenspiegel waren beide schon vor
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    Stunden untergegangen. Nur die Stadt selbst verlieh der Nacht einen Schein. Ein paar Fußgänger durchquerten noch drunten den Park, bewegten sich zwischen den Schatten hin und her, hastig auf ihrem Weg zur Bubblecar-Plattform und von dort weg, oder sie spazierten langsam paarweise daher. Miles lehnte sich auf das Geländer und verfolgte mit dem Blick ein flanierendes

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