Vorkosigan 13 Komarr
Paar: Er hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt, ihr Arm umschlang seine Taille. In der Schwerelosigkeit würde sich ein solcher Größenunterschied ausgleichen, bei Gott. Und wie bewältigten die im Weltraum lebenden vierarmigen Quaddies diese Momente? Miles war einmal einer Quaddie-Musikerin begegnet. Bestimmt musste es ein Quaddie-Äquivalent für eine so universell menschliche Geste geben…
Stimmen, die aus dem Wohnzimmer klangen, brachten
ihn von seinen müßigen, neidischen Überlegungen ab.
Ekaterin begrüßte einen Gast. Die Stimme eines Mannes mit komarranischem Akzent: Miles versteifte sich, als er die schnelle Sprechweise des kaninchenhaften Venier erkannte.
»… der KBS gab seine persönlichen Habseligkeiten eher frei, als ich gedacht hatte. Also sagte Oberst Gibbs, ich solle sie Ihnen vorbeibringen.«
»Danke, Venier«, erwiderte Ekaterins Stimme in dem
leisen Ton, der – wie Miles erfahren hatte – Wachsamkeit bedeutete. »Stellen Sie die Schachtel einfach auf den Tisch, ja?«
»Das meiste davon ist nichts Besonderes, Schreibstifte und dergleichen, aber ich dachte, Sie würden den Vid-Clipper gern haben, mit all den Holos von Ihnen und Ihrem Sohn.«
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»Ja, gewiss.«
»Eigentlich geht es bei meinem Besuch um mehr als nur um das Ausräumen von Administrator Vorsoissons Büro.«
Venier holte tief Luft. »Ich wollte mit Ihnen unter vier Augen sprechen.«
Miles, der gerade dabei gewesen war, vom Balkon aus wieder in die Küche zurückzukehren, erstarrte. Verdammt, der KBS hatte doch Venier befragt und für unbedenklich erklärt, nicht wahr? Welches neue Geheimnis konnte er anbieten wollen, und vor allem Ekaterin? Wenn Miles jetzt die Küche beträte, würde Venier dann nichts mehr sagen?
»Nun… nun ja, in Ordnung. Hm, warum setzen Sie sich nicht?«
»Danke.« Man hörte, wie Stühle über den Boden
geschoben wurden.
»Ich habe darüber nachgedacht, wie schwierig Ihre
Situation hier geworden ist seit dem Tod des Administrators. Es tut mir sehr Leid, aber im Verlauf der Monate kam ich nicht umhin zu beobachten, dass es zwischen Ihnen und Ihrem verstorbenen Gatten nicht so stand, wie es hätte sein sollen.«
»Tien … war schwierig. Ich war mir nicht klar darüber, dass man das sehen konnte.«
»Tien war ein Esel«, stellte Venier kategorisch fest.
»Das konnte man doch sehen. Tut mir Leid, tut mir Leid.
Aber es stimmt, und wir beide wissen es.«
»Das ist jetzt abgehakt.« Ihr Ton war nicht ermutigend.
Doch Venier redete weiter: »Ich habe davon gehört, wie er Schindluder mit Ihrer Pension getrieben hat. Sein Tod 442
hat Sie in eine schreckliche Situation gestürzt. Ich habe gehört, Sie seien gezwungen, nach Barrayar zurückzukehren.«
»Ich plane nach Barrayar zurückzukehren, ja«, sagte Ekaterin langsam.
Miles dachte, jetzt müsste er sich eigentlich räuspern.
Über einen Balkonstuhl stolpern. Wieder in der Tür
erscheinen und rufen: Vennie, nett, Sie hierzu treffen!
Stattdessen begann er durch den Mund zu atmen, um kein Geräusch zu erzeugen.
»Mir ist klar, dass dies ein schlechter Zeitpunkt ist, um so etwas vorzubringen, viel zu früh«, fuhr Venier fort.
»Aber ich habe Sie seit Monaten beobachtet. Die Art und Weise, wie Sie behandelt wurden. Praktisch eine Gefangene, in einer traditionellen barrayaranischen Ehe. Ich wusste nicht, wie gern Sie Gefangene waren, aber jetzt –
haben Sie daran gedacht, auf Komarr zu bleiben? Nicht in Ihre Zelle zurückzukehren? Sie haben jetzt die Chance zu entkommen, wissen Sie.«
Miles spürte, wie sein Herz panisch zu pochen begann.
Worauf zielte Venier damit ab?
»Ich… die Ersparnis… unsere Rückreise ist eine Versicherungsleistung, wissen Sie.« Dieselbe wachsame leise Stimme.
»Ich kann Ihnen eine Alternative anbieten.« Venier
schluckte. Miles hätte schwören können, dass er das leichte Gurgeln im schmalen Hals des Komarraners hören konnte.
»Heiraten Sie mich. Das würde Ihnen den gesetzlichen Schutz geben, den Sie brauchen, um hier zu bleiben. Dann 443
würde niemand Sie zwingen zurückzukehren. Ich könnte Sie unterstützen, während Sie sich zu Ihrem vollen Talent ausbilden, in Botanik oder Chemie oder was immer Sie wollen. Sie könnten so viel erreichen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie es mir den Magen umgedreht hat, zu sehen, dass so viel menschliches Potenzial an diesen Clown von einem Barrayaraner verschwendet wurde. Mir ist klar, dass es für Sie als Vernunftehe beginnen würde, aber für Sie
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