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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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bevor sie den letzten Teil ihrer Reise hinter sich brachte. Ekaterin wünschte, sie hätte auf ihrer eigenen Reise nach Komarr einen solchen Luxus zur Verfügung gehabt. Da ihr klar war, dass eine Mahlzeit das Letzte war, wonach die Professora unmittelbar nach ihrem Flug
    verlangte, kehrte Ekaterin klugerweise in einem benachbarten Cafe zu einem Imbiss ein, dann begab sie sich zur Ankunftshalle an der vorgesehenen Andockbucht und
    wartete auf das Schiff ihrer Tante.
    Sie wählte einen Platz mit guter Sicht auf die luftdichten Türen und bedauerte es ein wenig, dass sie für den Fall von Verspätungen nicht ihr Lesegerät mitgebracht hatte. Aber die Station und deren Bewohner und Gäste bildeten eine faszinierende Ablenkung. Wohin waren all diese Leute unterwegs, und warum? Am auffallendsten waren für sie die offensichtlichen Galakter, die mit ihren seltsamen planetarischen Kleidungen signalisierten, dass sie nicht von hier stammten. Waren sie auf der Durchreise als
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    Geschäftsleute oder Diplomaten, auf der Flucht oder zur Erholung? Ekaterin hatte in ihrem Leben bisher zwei Welten gesehen; würde sie noch mehr sehen? Zwei, so rief sie sich ins Gedächtnis, waren eine mehr, als die meisten Leute je sahen. Sei nicht gierig!
    Wie viele hatte Vorkosigan gesehen…?
    Ihre müßigen Gedanken begannen wieder um ihre
    eigene persönliche Katastrophe zu kreisen, wie ein
    Überschwemmungsopfer, das seine ruinierten Besitztümer durchsucht, nachdem das Wasser zurückgewichen ist.
    Stand das Ideal der Alten Vor bezüglich Ehe und Familie in einem inneren Widerspruch zur Seele einer Frau, oder war bloß Tien die Ursache ihres Schrumpfens gewesen? Es schien keineswegs klar, wie man ohne mehrfache Versuche die Antwort herausfinden sollte, und die Ehe war kein Experiment, das sie gerne wiederholen würde. Doch die Professora schien der Beweis des Möglichen zu sein. Sie hatte etwas in der Öffentlichkeit erreicht – sie war Historikerin, Dozentin. Gelehrte in vier Sprachen – sie hatte drei erwachsene Kinder, und eine Ehe, die bald ein halbes Jahrhundert gedauert hatte. War sie geheime Kompromisse eingegangen? Sie hatte eine solide Position in ihrem Beruf
    – könnte sie auch einen Platz an der Spitze erreicht haben?
    Sie hatte drei Kinder – hätte sie auch sechs haben können?
    Wir werden einen Wettlauf machen, Madame Vorsois
    son. Soll man Ihnen das rechte Bein abhacken oder das linke?
    Ich möchte auf beiden Beinen laufen.
    Tante Vorthys war auf beiden Beinen gelaufen, ziemlich 457
    gelassen – Ekaterin hatte in ihrem Haushalt gelebt und glaubte nicht, dass sie ihre Tante überidealisierte –, aber schließlich war die Professora mit Onkel Vorthys verheiratet. Die Karriere eines Menschen hing vielleicht allein von dessen eigenen Bemühungen ab, aber die Ehe war eine Lotterie, und man zog sein Los im späten Jugend-oder frühen Erwachsenenalter, zum Zeitpunkt maximaler Idiotie und Verwirrung. Vielleicht war dies auch gut so. Wenn die Menschen zu vernünftig wären, würde die Menschheit
    vielleicht aussterben. Die Evolution begünstigte die maximale Produktion von Kindern, nicht von Glück.
    Warum hast du also beides nicht geschafft?
    Sie schnaubte selbstkritisch, dann richtete sie sich auf, als die Türen aufglitten und Menschen hindurchzutröpfeln begannen. Der größte Teil der Flut war vorüber, als Ekaterin die kleine Frau mit dem unsicheren Schritt entdeckte, der ein Gepäckträger der Raumschifflinie assistierte, indem er sie durch die Tür hindurch geleitete und ihr die Führungsleine der Schwebepalette überreichte, die ihr Gepäck trug. Ekaterin erhob sich, lächelte und trat vor. Ihre Tante wirkte völlig erschöpft, ihr langes graues Haar hatte sich aus den Flechten auf ihrem Kopf gelöst und hing ihr ins Gesicht, das sein normales attraktives rosafarbenes Glühen gegen eine grünlich-graue Färbung eingetauscht hatte. Ihr blauer Bolero und der wadenlange Rock sahen zerknittert aus, die dazu passenden bestickten Reisestiefel lagen auf dem Gepäckhaufen, an den Füßen trug die
    Professora stattdessen offensichtlich Schlafzimmerpantoffel.
    Tante Vorthys und Ekaterin fielen sich in die Arme.
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    »Oh! Es ist so schön, dich zu sehen.«
    Ekaterin hielt sie von sich, um ihr Gesicht zu betrachten.
    »War die Reise sehr schlimm?«
    »Fünf Sprünge«, sagte Tante Vorthys hohl. »Und es war ein so schnelles Schiff, es blieb nicht viel Zeit dazwischen, um sich zu erholen. Sei froh, dass du zu den Glücklichen

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