Vorkosigan 13 Komarr
wohin. Wir werden dafür sorgen, dass Sie beide später abgeholt und heil und gesund nach Hause gebracht werden. Begeben Sie sich nur von der Station weg, und das auf der Stelle.«
Er zögerte bezüglich der Schlussworte; nein, dies war nicht die Zeit oder der Ort zu gestehen, ich liebe Sie, ganz gleich, welche Gefahren seiner Vorstellung nach ihr drohten. Zu dem Zeitpunkt, wo diese Botschaft eintreffen würde, könnte sie durchaus schon wieder in ihrer Unterkunft sein, und die Professora würde ihr vielleicht über die Schulter hinweg zuhören. »Seien Sie vorsichtig.
Vorkosigan Ende.«
Als Miles sich erhob, um zu gehen, bemerkte Vorthys unsicher: »Meinen Sie, ich sollte mit Ihnen gehen?«
»Nein. Ich glaube, Sie alle sollten hier bleiben und herausfinden, was zum Teufel passiert, wenn jemand
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versucht, diese Höllenmaschine abzustellen. Und wenn Sie es wissen, dann schicken Sie mir bitte per Dichtstrahl die entsprechenden Instruktionen.«
Vorthys nickte. Miles verabschiedete sich von allen mit der vagen Grußgeste der KBS-Analytiker – man winkte dabei mit der Hand in der Nachbarschaft der eigenen Stirn –, drehte sich um und ging auf die Tür zu.
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19
Ekaterin beobachtete verdrießlich, wie
die sonische Toilette mit kaum einem Rülpser ihre Schuhe verschlang.
»Es war einen Versuch wert, meine Liebe«, sagte Tante Vorthys, als sie Ekaterins Gesichtsausdruck sah.
»Auf dieser Raumstation sind zu viele störungssichere Systeme«, bemerkte Ekaterin. »Das hat bei Nikki funktioniert, auf dem Sprungschiff beim Herflug. Was für einen Aufruhr das zur Folge hatte. Der Steward des Schiffes war sehr ungehalten wegen uns.«
»Meine Enkel könnten damit schnellen Prozess machen, jede Wette«, pflichtete ihr die Professora bei. »Zu schade, dass wir nicht ein paar Neunjährige bei uns haben.«
»Ja«, seufzte Ekaterin. Und nein. Dass sich Nikki im Augenblick auf Komarr in Sicherheit befand, war in einem verborgenen Winkel ihres Bewusstseins eine Quelle
befreiender Freude. Aber es müsste eigentlich eine
Methode geben, eine sonische Toilette so zu sabotieren, dass auf der Kontrolltafel eines Stationstechnikers ein Lämpchen aufleuchtete und eine Untersuchung auslöste.
Wie man eine sonische Toilette in eine Waffe verwandelte, gehörte einfach nicht zu Ekaterins Berufsausbildung.
Vorkosigan wüsste wahrscheinlich, wie das geht, überlegte sie bitter. Das sah einem Mann ähnlich: Tagelang war er ihr ständig im Weg gewesen, und jetzt, wo sie ihn wirklich 512
brauchte, war er ein Viertel Sonnensystem weit weg.
Zum zehnten Male betastete sie die Wände, versuchte es an der Tür, durchsuchte ihrer beiden Kleider. Praktisch das Einzige, was in diesem Raum brennbar war, waren die Haare der Frauen. In einem abgeschlossenen Raum ein Feuer zu entzünden, erschien Ekaterin nicht sonderlich empfehlenswert, allerdings war es eine mögliche letzte Zuflucht. Sie steckte ihre Hände in die Nische in der Wand und ließ vom sonischen Reiniger den Schmutz entfernen, das UV-Licht die Keime wegspülen und den Ventilator vermutlich deren winzige Leichen wegwehen. Sie zog die Hände wieder heraus. Die Ingenieure mochten schwören, dieses System sei wirkungsvoller, aber sie fühlte sich danach nie so frisch wie nach einer altmodischen Wäsche mit Wasser. Und wie sollte man den Po eines Babys in dieses Ding stecken? Sie schaute mit finsterem Blick auf den Sterilisator. »Wenn wir irgendein Werkzeug hätten, könnten wir mit diesem Apparat da etwas machen.«
»Ich hatte mein Vorfemme-Messer dabei«, sagte die
Professora traurig. »Es war mein bestes Emailliertes.«
»Hattest?«
»Es war in der Scheide in meinem Stiefel. In dem
Stiefel, den ich warf, glaube ich.«
»Oh.«
»Du trägst deines dieser Tage nicht mit dir?«
»Nicht auf Komarr. Ich versuchte – ich weiß nicht recht
– modern zu sein.« Sie verzog den Mund. »Ich frage mich, welche kulturelle Botschaft das Vorfemme-Messer hat. Ich meine, ja, man war damit besser bewaffnet als die Bauern, 513
aber niemals so gut bewaffnet wie die Männer mit zwei Schwertern. Hatten die Vor-Lords Angst, ihre Frauen könnten ihnen überlegen sein?«
»Wenn ich mich an meine Großmutter erinnere, dann
halte ich das für möglich«, erwiderte die Professora.
»Mm. Und ich an meine Großtante Vorvayne.« Ekaterin seufzte und blickte besorgt auf ihre anwesende Tante.
Die Professora lehnte, sich mit einer Hand stützend, an der Wand und sah immer noch sehr blass und
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