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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schmeichlerische Doppelgänger.
    Doch die Beschuldigung allein hatte schon ausgereicht, um ihre Freundschaften abkühlen zu lassen, ihnen ihren unschuldigen Reiz zu rauben und ihn durch eine
    unwillkommene neue Wachsamkeit zu ersetzen. Beim
    nächsten Umzug schwächten Zeit und Entfernung ihre
    Kontakte. Und beim darauffolgenden Umzug hatte sie
    aufgehört, überhaupt noch neue Freundschaften zu suchen.
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    Bis zum heutigen Tag wusste sie nicht, ob er ihre entrüstete Weigerung, sich zu verteidigen, als ein verstecktes Eingeständnis ihrer Schuld genommen hatte. Seltsamerweise hatte er nach dem Krach das Thema einfach fallen lassen; er brachte es nicht mehr zur Sprache, und sie ließ sich ebenfalls nicht dazu herab, davon zu reden. Hielt er sie für unschuldig oder sich für unerträglich edel dafür, dass er ihre nicht vorhandenen Vergehen verziehen hatte?
    Warum ist er so unmöglich?
    Sie wollte die Einsicht nicht, aber sie kam trotzdem.
    Weil er fürchtet, dich zu verlieren. Und deshalb in Panik herumtappte und ihre Liebe zerstörte und damit eine selffulfilling prophecy schuf? Es schien so. Es ist nicht so, dass du so tun kannst, als hätten seine Ängste keine Grundlage.
    Ihre Liebe war schon lange verschwunden. Zur Zeit kam sie nur mit einer Hungerdiät an Loyalität durch.
    Ich bin eine Vor. Ich habe geschworen, in Krankheit zu ihm zu halten. Er ist krank. Ich werde meinen Eid nicht brechen, nur weil die Dinge schwierig geworden sind. Das ist schließlich der ganze Sinn eines Eids. Manche Dinge, wenn einmal zerbrochen, können nicht mehr wiederhergestellt werden. Eide. Vertrauen…
    Sie wusste nicht, in welchem Ausmaß seine Krankheit die Wurzel seines sprunghaften Verhaltens war. Wenn sie von der galaktischen Behandlung zurückkämen, dann
    könnte er ebenso gut emotional viel besser beieinander sein. Oder zumindest würde sie endlich wissen, wie viel davon Vorzohns Dystrophie war, und wie viel einfach nur… Tien.
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    Sie wechselten die Positionen; seine kundigen Hände begannen sich ihren Rücken vorzunehmen und nach ihrer Entspannung und Reaktion zu forschen.
    Da kam ihr ein noch unglücklicherer Gedanke. Hatte
    Tien bewusst oder unbewusst seine Behandlung aufgeschoben, weil er auf einer obskuren Ebene erkannte, dass seine Krankheit, seine Verletzlichkeit eine der wenigen Bindungen war, die sie immer noch an ihn band. Ist dieser Aufschub meine Schuld? Ihr Kopf schmerzte.
    Tien, der immer noch tapfer ihren Rücken rieb,
    murmelte einen Protest. Sie entspannte sich nicht; es würde nicht funktionieren. Resolut richtete sie ihre Gedanken auf eine bewährte erotische Phantasie; sie war unschön, aber funktionierte gewöhnlich. Handelte es sich hier um eine seltsame umgekehrte Form von Frigidität, diese Sache, die an Selbsthypnose grenzte und die sie scheinbar tun musste, um trotz Tiens allzu naher Anwesenheit sexuelle Enthemmung zu erlangen? Wie wusste man den Unterschied, ob man Sex nicht mochte, oder nur die einzige Person nicht mochte, mit der man jemals Sex gehabt hatte?
    Doch es verlangte sie fast verzweifelt nach Berührung, nach bloßer Zuneigung, die unbefleckt war von den
    Demütigungen des Erotischen. Tien war sehr gut darin, er massierte sie unglaublich lange; allerdings seufzte er manchmal vor einer Langweile, die sie ihm kaum zum
    Vorwurf machen konnte. Die Berührung, das Noch-besser-Machen, die schiere katzenhafte Behaglichkeit entspannten trotz allem ihren Leib und dann ihr Herz. Sie hätte es stundenlang so haben können – sie öffnete ein Auge zu einem Schlitz, um auf die Uhr zu schauen. Besser, wenn 112
    sie nicht gierig wurde. Es war so verwirrend, dass Tien einerseits von ihr eine solche sexuelle Show verlangte, und andrerseits sie der Untreue bezichtigte. Wollte er, dass sie hinschmolz, oder wollte er, dass sie erstarrte? Was immer du tust, es ist falsch. Nein, das half nichts. Sie brauchte viel zu lange, um ihre Erregung zu kultivieren. Zurück an die Arbeit! Sie versuchte, erneut ihre Phantasie anzukurbeln.
    Er mochte ein Anrecht auf ihren Körper haben, aber ihr Geist gehörte ihr allein, der einzige Teil von ihr, in den er sich nicht einschmuggeln konnte.
    Danach ging es ganz nach Plan und Übung. Operation
    rundum gelungen. Tien küsste sie, als sie fertig waren.
    »Na, alles besser«, murmelte er. »Wir sind zur Zeit besser, nicht wahr?«
    Sie antwortete murmelnd mit den üblichen Beteuerungen, Sätzen aus einem leichten Standarddrehbuch. Ein ehrliches Schweigen wäre ihr

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