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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und ich glaube nicht, dass es dem Vor-Zwerg etwas ausmacht, was man ihm anbietet. Solange nur genug Wein dazu gehört.«
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    »Ich habe keine Ahnung, was Lord Vorkosigan gern
    tut.«
    »Frag ihn doch. Schlag ihm etwas vor. Nimm ihn …, ich weiß auch nicht, nimm ihn zu einem Einkaufsbummel
    mit.«
    »Einkaufsbummel?«, fragte sie unsicher.
    »Oder sonst wohin.« Er trat zu ihr und lächelte dabei immer noch verkniffen. Seine Hand glitt hinter ihren Rücken und hielt sie, und er küsste sie zögernd. Sie erwiderte den Kuss und versuchte dabei, sich nicht
    anmerken zu lassen, dass sie es nur aus Pflichtbewusstsein tat. Sie spürte die Wärme seines Leibes, seiner Hände, und wie arg angespannt seine Freundlichkeit war. Ach ja, das war also die Aufgabe dieses Abends, den noch nicht explodierten Tien zu entschärfen. Immer eine heikle Geschichte.
    Sie begann auf die gewohnten Rituale zu achten, auf die Schlüsselworte und die Gesten, die zu den gewohnten Intimitäten führten.
    Entkleidet im Bett liegend, schloss sie – während er sie liebkoste – die Augen, teils, um sich auf die Berührung zu konzentrieren, teils, um seinem Blick auszuweichen, der allmählich immer erregter und wollüstiger wurde. Gab es nicht irgendeinen bizarren mythischen Vogel oder so, auf der Erde, der sich einbildete, man könne ihn nicht sehen, wenn er einen nicht sehen konnte? Und steckte den Kopf in den Sand – eine seltsame Vorstellung. War da der Kopf noch am Hals dran, fragte sie sich.
    Sie öffnete die Augen, als Tien über sie hinweg langte und das Licht der Lampe zu einem sanfteren Schein
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    dämpfte. Sein gieriger Blick bewirkte nicht, dass sie sich schön und geliebt fühlte, sondern hässlich und beschämt.
    Wie konnte man schon allein von den Augen verletzt
    werden? Wie konnte man mit jemandem ein Liebespaar
    sein, und doch bei jedem Moment, den man mit dem
    anderen allein war, sich in seiner Intimsphäre, in seiner Würde belästigt fühlen? Schau mich nicht an, Tien.
    Absurd. Mit ihr stimmte wirklich etwas nicht. Er ließ sich neben ihr nieder; sie öffnete die Lippen und ergab sich schnell seinem suchenden Mund. Sie war nicht immer so befangen und vorsichtig gewesen. Damals am Anfang war es anders gelaufen. Oder war sie es allein gewesen, die sich verändert hatte?
    Sie wusste natürlich, wann die Veränderung in ihr
    stattgefunden hatte, damals, als er die sechste oder siebte Stelle innegehabt hatte. Als Tien aus Gründen, die sie immer noch nicht verstand, zu dem Schluss gekommen
    war, sie betrüge ihn – mit wem, das hatte sie auch nie verstanden, da die beiden Namen, die er schließlich als die von ihm Verdächtigten erwähnt hatte, so offenkundig absurd waren. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass ein solches sexuelles Misstrauen von seinem Denken Besitz ergriffen hatte, bis sie ihn dabei ertappt hatte, wie er ihr folgte, sie beobachtete, zu seltsamen Zeitpunkten und an bizarren Orten auftauchte, während er eigentlich bei seiner Arbeit hätte sein sollen – und hatte das vielleicht etwas damit zu tun gehabt, warum es mit der damaligen
    Anstellung so schlimm geendet hatte? Schließlich hatte sie die Anschuldigung aus ihm herausgelockt. Sie war
    erschrocken gewesen, tief verwundet und unterschwellig 109
    geängstigt. Konnte man es Belästigung durch Verfolgung nennen, wenn es sich bei dem Verfolger um den eigenen Ehemann handelte? Sie hatte nicht den Mut gehabt zu fragen, wen sie darüber hätte befragen sollen. Ihre einzige Quelle von Sicherheit war das Wissen, dass sie niemals an einem privaten Ort mit einem anderen Mann allein
    gewesen war. So viel hatte ihr wenigstens ihre Erziehung als Angehörige der Vor-Kaste genützt. Dann hatte er sie beschuldigt, sie schliefe mit ihren Freundinnen.
    Das hatte schließlich etwas in ihr zerbrochen: den
    Willen, sich zu wünschen, dass er eine gute Meinung über sie hätte. Wie konnte man jemanden mit Argumenten zur Vernunft bringen, der etwas deshalb nicht glaubte, weil es wahr war, sondern weil er ein Idiot war? Noch soviel panischer Protest oder empörtes Leugnen oder vergebliche Versuche, die Nichtigkeit der Vorwürfe zu beweisen, würde helfen, weil das Problem nicht beim Angeklagten, sondern beim Ankläger lag. Sie begann damals zu glauben, dass er in einem anderen Universum lebte, in dem
    vielleicht andere physikalische Gesetze und eine alternative Geschichte herrschten. Und ganz andere Menschen als diejenigen, die sie unter denselben Namen kennen gelernt hatte. Lauter

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