Vorkosigan 13 Komarr
brauche ein halbes Dutzend eifriger 194
Informanten. Ich möchte allein in einem abgeschlossenen Raum sein, zusammen mit Marie Trogir und einer Spritze voller Schnell-Penta. Ich wünsche mir sogar, ich könnte diese arme, verbitterte Witwe unter Schnell-Penta setzen.
Für einen so invasiven und offensiven Schritt würde Rigby eine gerichtliche Anordnung brauchen, Miles hingegen konnte es nach Laune und mit seiner geliehenen kaiserlichen Stimme tun, wenn es ihm nichts ausmachte, ein wirklich unbeliebter Lord Auditor zu werden. Die Rechtfertigung reichte einfach nicht aus. Aber Soudha sollte morgen lieber auf seine Schritte achten! Miles schüttelte den Kopf. »Nein, verschaffen Sie sich etwas Schlaf.«
»Endlich.« Tuomonen lächelte schief. »Gute Nacht,
Mylords, gute Nacht, Administrator.«
Sie verließen das Haus der Witwe in entgegengesetzte Richtungen.
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Halb dösend und auf dem niedrigen
Wohnzimmersofa zusammengerollt, wartete Ekaterin auf die Rückkehr der Männer. Sie schob ihre Ärmel zurück und betrachtete die blauen Flecken, die im Muster von Lord Vorkosigans Griff auf ihren Handgelenken prangten.
Normalerweise war sie ihrer Meinung nach nicht sehr körperbewusst. Sie beobachtete die Gesichter der Leute und schenkte allem, was sich unterhalb des Halses befand, kaum einen Blick, sofern es über die gesellschaftliche Sprache der Kleidung hinausging. Diese… nicht Abneigung, sondern Abschirmung … schien eine bloße Höflichkeit zu sein, und ein Teil ihrer sexuellen Treue, der so automatisch war wie das Atmen. Daher war es doppelt beunruhigend zu entdecken, dass sie sich des kleinen Mannes so bewusst war. Und wahrscheinlich auch sehr unverschämt angesichts der Seltsamkeit seines Körpers.
Vorkosigans Gesicht war, sobald sie seine erste wachsame Undurchschaubarkeit durchdrungen hatte, nun … charmant, voll von trockenem Esprit, der nur darauf wartete, in offenen Humor auszubrechen. Es war verwirrend, dieses Gesicht mit einem Körper verbunden zu finden, der eine Chronik erschreckender Schmerzen aufwies. War es eine Art perverser Voyeurismus, dass ihre zweite Reaktion nach dem Schock ein unterdrücktes Verlangen gewesen war, ihn zu überreden, er solle ihr alle Geschichten über seine Verwundungen im Kampf erzählen? Ich stamme nicht von 196
hier, hatten mit exotischen Versprechen diese Hieroglyphen geflüstert, die in sein Fleisch eingegraben waren.
Und: Ich habe überlebt. Wollen Sie wissen, wie?
Ja, ich will wissen, wie. Sie presste ihre Finger an ihren Nasenrücken, als könnte sie die beginnenden Kopfschmerzen zurückdrängen, die sich hinter ihren Augen sammelten. Ihr Körper zuckte zusammen, als das schwache Klick und Klirr ertönte, mit dem die Wohnungstür geöffnet wurde. Aber vertraute Stimmen, die von Tien und ihrem Onkel, beruhigten sie, dass es sich nur um die erwartete Rückkehr der Informationsjäger handelte. Sie überlegte, was für eine seltsame Beute sie wohl gemacht hatten, setzte sich auf und zog ihre Ärmel herunter. Es war schon weit nach Mitternacht.
Als sie um die Ecke zum Flur bog, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass Tuomonen nicht mehr dabei war.
Sie konnte ihren Haushalt für die Nacht absperren wie eine regelrechte Kastellanin. Tien wirkte angespannt, Vorkosigan müde, und Onkel Vorthys sah aus wie immer. Vorkosigan murmelte gerade: »Ich hoffe, es versteht sich von selbst, Vorsoisson, dass es morgen eine unangekündigte Inspektion geben wird?«
»Gewiss, Mylord Auditor.«
»Habt ihr etwas Interessantes gefunden?«, erkundigte sich Ekaterin ganz allgemein, während sie das Schloss hinter ihnen absperrte.
»Hm, Madame Radovas konnte nichts dazu sagen, wie
ihr fremdgehender Ehemann sich in das Wrack unseres Sonnenspiegels verirrt hat«, antwortete Onkel Vorthys.
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»Ich hatte gehofft, sie hätte etwas gewusst.«
»Es ist so traurig. Bei den wenigen Malen, wo ich ihnen begegnet bin, erschienen sie als ein so nettes Paar.«
»Tja, man kennt ja die Männer mittleren Alters.« Tien zuckte missbilligend die Achseln und schloss sich deutlich aus dieser Kategorie aus.
Ach, Tien. Warum bist es nicht du, der mit einer jüngeren, reicheren Frau durchbrennt? Vielleicht wärst du glücklicher. Du könntest kaum weniger glücklich sein.
Warum muss deine einzige Tugend die Treue sein? Jedenfalls, so weit sie wusste. Allerdings hatte sie sich damals während jener seltsamen Phase, als er sie dauernd beschuldigte, gefragt, warum eine Tat, die sie so
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