Vorkosigan 13 Komarr
dämpfte das Geräusch ihres Atems und es überkam sie ein Gefühl der Übelkeit.
»Sie werden alles über Ihren süßen kleinen Plan herausfinden, und dann stecken wir alle bis zu den Ohren in der Scheiße«, sagte Tien.
»Nein, das werden sie nicht. Wir sind nahe dran. Halten Sie sie einfach von der Versuchsstation weg, und wir werden sie ohne einen Mucks rein-und rausschleusen.«
»Die Versuchsstation ist eine hohle Schale. Sie haben doch gar keine Abteilung, außer in den Dateien. Was ist.
wenn sie einen Ihrer Geisterangestellten sprechen wollen?«
»Solche wie Sie selbst?« Soudha verzog den Mund zu
einem schmalen Lächeln, »Entspannen Sie sich.«
»Ich gehe nicht mit Ihnen zusammen unter.«
»Sie glauben, Sie hätten eine Chance?«, schnaubte
Soudha. »Schauen Sie mal. Es wird alles OK sein. Die können den ganzen Tag lang prüfen, und alles, was sie finden werden, sind eine Menge Zahlenkolonnen, die
perfekt zusammenpassen. Lena Foscol in der Buchhaltung ist die akribischste Diebin, der ich je begegnet bin. Wir sind denen so weit voraus, dass sie uns nie einholen werden.«
»Soudha, sie werden mit Leuten sprechen wollen, die 201
nicht existieren. Was dann?«
»Die sind hält in Urlaub. Draußen bei der Arbeit im Testfeld. Wir können sie hinhalten.«
»Für wie lange? Und was dann?«
»Gehen Sie ins Bett. Vorsoisson, und hören Sie auf herumzuhampeln.«
»Verdammt, ich habe seit drei Tagen zwei Kaiserliche Auditoren in meinem Haus. « Er hielt inne und holte tief Luft. Soudha schenkte ihm ein mitfühlendes Achselzucken.
Tien fuhr leiser fort: »Da ist… noch etwas anderes. Ich brauche einen Vorschuss auf meine Bezüge. Ich brauche weitere zwanzigtausend Mark. Und ich brauche sie jetzt.«
»Jetzt? Ach, sicher, unter den Augen des KBS, zweifellos. Vorsoisson, Sie reden Unsinn.«
»Verdammt. Ich muss das Geld haben. Oder sonst…«
»Oder sonst was? Oder sonst gehen Sie zum KBS und
zeigen sich selbst an? Hören Sie mal, Tien.« Soudha fuhr sich hastig mit den Händen durchs Haar. »Verhalten Sie sich ruhig. Halten Sie Ihren Mund. Seien Sie zuckersüß zu den netten Kerlen vom KBS, schicken Sie sie zu mir, und wir werden uns mit ihnen befassen. Machen wir bloß in aller Ruhe eins nach dem anderen, OK?«
»Soudha, ich weiß, dass Sie die zwanzigtausend rausrücken können. Es müssen allein schon von den fiktiven Angestellten mindestens fünfzigtausend Mark jeden Monat aus dem Budget Ihrer Abteilung in Ihre Taschen fließen, und Gott-weiß-wie-viel vom Rest – Ihre Lieblingsbuchhalterin weiß es sicher auch. Was ist, wenn man beschließt, sie unter Schnell-Penta zu befragen?«
202
Ekaterin wich zurück. Ihre bloßen Füße glitten still über den Boden nahe der Wand. Du lieber Gott! Was hat Tien jetzt getan? Es war nur allzu leicht, die leeren Stellen auszufüllen. Zumindest Veruntreuung und Bestechung, und das in großem Ausmaß. Wie lange geht das schon so?
Die gedämpften Stimmen in der Küche tauschten noch
ein paar kurze Worte aus, dann erlosch das blaue Licht des Holovids, und den Flur erleuchtete nur noch der
bernsteinfarbene Schein der Lampen draußen im Park. Mit klopfendem Herzen schlich Ekaterin zurück durch den Flur in ihr Badezimmer und sperrte die Tür ab. Sie betätigte schnell die Klospülung und stand zitternd am Waschbecken, während sie ihr dunkles Spiegelbild betrachtete.
Das schwache Nachtlicht hinterließ ertrunkene Funken in ihren geweiteten Augen. Einen Moment später knarrte das Bett, als Tien wieder hineinkroch.
Sie wartete lange, doch als sie aus dem Bad geschlichen kam, war er immer noch wach.
»Hm?«, sagte er duselig, als sie wieder unter die Bettdecken kroch.
»Ich fühle mich nicht so gut«, murmelte sie. Wahrheitsgemäß.
»Arme Kat. Hast du was Falsches gegessen?«
»Bin mir nicht sicher.« Sie rollte sich zusammen, auf Distanz zu ihm. Das Übelkeitsgefühl in ihrem Magen
musste sie nicht heucheln.
»Nimm doch was dagegen, ja? Wenn du die ganze
Nacht herumgeisterst, dann bekommt keiner von uns
Schlaf.«
203
»Ich werde mal schauen.« Ich muss es jetzt wissen. Nach einer Weile fügte sie hinzu: »Hast du heute etwas erreicht wegen unserer Reise in die Galaxis?«
»Himmel, nein. War viel zu beschäftigt.«
Nicht zu beschäftigt, um den Transfer ihres Geldes auf sein eigenes Konto zu bestätigen, wie sie bemerkt hatte.
»Hättest du… gern, dass ich es übernehme, alles in die Wege zu leiten? Es gibt keinen Grund, warum du die ganze Bürde
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