Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
zusammengekniffenen Augen auf seinen Quaddie-Kollegen. »Richter Leutwyn, kommen Sie zu der Entscheidung, dass wir hinreichend Grund haben für eine zwangsweise chemisch unterstützte Vernehmung dieses Durchreisenden?«
Der Richter schaute keineswegs ganz begeistert drein,
aber er erwiderte: »Im Lichte seiner zugegebenen
Verbindung zu dem beunruhigenden Verschwinden eines
geschätzten Angestellten der Station, ja, da steht es außer Frage. Ich erinnere Sie daran, dass es den Bestimmungen widerspricht, wenn Sie Verhaftete, die sich in Ihrer Gewalt befinden, unnötigen körperlichen Unannehmlichkeiten unterziehen.«
Venn blickte auf Gupta, der jämmerlich in der Luft hing.
»Wie kann es ihm unangenehm sein? Er befindet sich in
der Schwerelosigkeit.«
Der Richter schürzte die Lippen. »Durchreisender
Gupta, empfinden Sie abgesehen von Ihrer Fesselung im
Augenblick irgendwelche besonderen Unannehmlichkeiten? Brauchen Sie etwas zu essen oder zu trinken, oder Zugang zu sanitären Einrichtungen für Planetarier?«
Gupta riss mit den Handgelenken an den Fesseln und
zuckte die Achseln. »Nö. Na ja, meine Kiemen trocknen
aus. Wenn Sie mich nicht loslassen, dann muss jemand sie 1240
besprühen. Das Zeug ist in meinem Sack.«
»Das hier?« Die Quaddie-Polizistin hielt etwas hoch, das ein vollkommen gewöhnlicher Plastiksprayer zu sein
schien, von der Art, die Ekaterin benutzte, um einige ihrer Pflanzen zu besprühen. Die Polizistin schüttelte den Behälter und er gluckerte.
»Was ist da drin?«, fragte Venn misstrauisch.
»Vor allem Wasser. Und etwas Glyzerin«, erwiderte
Gupta.
»Überprüfen Sie es«, sagte Venn zu seiner Polizistin. Sie nickte und schwebte hinaus; Gupta beobachtete ihren Abgang mit etwas Misstrauen, aber ohne besondere Beunruhigung.
»Durchreisender Gupta, es scheint, dass Sie für einige Zeit unser Gast sein werden«, sagte Venn. »Wenn wir
Ihnen Ihre Fesseln abnehmen, werden Sie uns dann
Schwierigkeiten bereiten oder werden Sie sich benehmen?«
Gupta schwieg einen Moment lang, dann stieß er einen
erschöpften Seufzer aus. »Ich werde mich benehmen. Es
nützt mir ja eh nichts.«
Ein Polizist schwebte herbei und befreite die Hand-und Fußgelenke des Gefangenen. Nur Roic schien diese
unnötige Höflichkeit nicht zu gefallen, er umspannte mit einer Hand einen Wandgriff und setzte einen Fuß auf ein Schott, das nicht mit Geräten besetzt war. bereit, sich vorwärts zu stürzen. Doch Gupta strich sich nur über die Handgelenke, dann bückte er sich, um die Fußknöchel zu reiben, und blickte dabei auf mürrische Weise dankbar drein.
1241
Die Polizistin kehrte mit dem Behälter zurück und
überreichte sie ihrem Chef. »Der chemische Schnüffler im Labor sagt, dass der Inhalt inert ist. Dürfte sicher sein«, berichtete sie.
»Sehr gut.« Venn warf Gupta die Flasche zu, und der
fing sie trotz seiner seltsamen langen Hände ohne weiteres auf, fast ohne die übliche Schwerfälligkeit eines Planetariers. Miles war sich sicher, dass der Quaddie dies bemerkte.
»Umpf.« Gupta blickte die Schar der Zuschauer etwas
verlegen an, dann hob er seinen weiten Poncho hoch. Er streckte sich und atmete ein, die Rippen an seiner großen gewölbten Brust traten auseinander, Hautlappen teilten sich und gaben rote Schlitze frei. Die darunter liegende Substanz schien schwammig zu sein und kräuselte sich wie dicht aneinander liegende Federn.
Allmächtiger! Er hat da drunter wirklich Kiemen!
Vermutlich half die blasebalgartige Bewegung der Brust Wasser hindurchzupumpen. wenn der Amphibier untergetaucht war. Ein zweifaches System. Hörte er dann zu atmen auf, oder schlossen sich seine Lungen unwillkürlich?
Durch welchen Mechanismus schaltete sein Blutkreislauf von der einen mit Sauerstoff anreichernden Schnittstelle auf die andere um? Gupta pumpte mit der Flasche und sprühte einen Nebel in die roten Schlitze, er führte sie hin und her und von rechts nach links, und es schien ihm Erleichterung zu verschaffen. Er seufzte, und die Schlitze schlossen sich wieder, seine Brust schien lediglich von Wülsten und Narben überzogen zu sein. Zum Schluss zog er den Poncho wieder zurecht.
»Woher stammen Sie?«, sah sich Miles gedrängt zu
1242
fragen.
Gupta wurde wieder mürrisch. »Raten Sie mal.«
»Nun, von Jackson's Whole, nach der Last der Beweise,
aber welches Haus hat Sie hervorgebracht? Ryoval,
Bharaputra, oder ein anderes? Und waren Sie eine Einzelausführung oder Teil einer Reihe? In der
Weitere Kostenlose Bücher