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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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der Nikki entführen würde, um ihn auszufragen, würde schon mehr wissen als er. Man könnte ihn in zehn Minuten mit Schnell-Penta aushorchen, und es würde kein Schaden entstehen. Vielleicht würde man ihn sogar zurückbringen.
    Oder auch nicht… Er ist kein größeres Sicherheitsrisiko als zuvor. Und wäre auch nicht mehr oder weniger in Gefahr als Druckmittel gegen Ekaterin.« Oder gegen mich. »Die wahre Verschwörung war selbst unter den Hauptpersonen sehr geheim gehalten worden. Das ist nicht das Problem.«
    »Und worin besteht das Problem…?«
    Miles stützte die Ellbogen auf die Knie und starrte auf seine undeutlichen, verzerrten Spiegelbilder auf den Spitzen seiner Halbstiefel. »Ich dachte, wegen Kronprinz Serg würde Gregor wissen, wie – oder ob – jemand davon in Kenntnis gesetzt werden sollte, dass sein Vater ein Verbrecher war. Sofern man Prinz Serg das nennen darf, wegen seiner geheimen Laster.«
    »Ich darf es«, flüsterte der Graf. »Verbrecher und auf halbem Weg zur Tollwut.« Der damalige Admiral Vorkosigan war auf höchster Ebene ein Augenzeuge des Desasters der Invasion von Escobar gewesen. Miles
    richtete sich auf; sein Vater schaute ihm voll ins Gesicht und lächelte düster. »Der glückliche Schuss jenes - 611 -
    escobaranischen Schiffes war der beste politische
    Glücksfall, der Barrayar jemals zugefallen ist. Im Rückblick bereue ich jedoch, dass wir Gregor in dieser Sache so mangelhaft betreut haben, Ich schließe aus deinen Worten, dass er es besser gemacht hat?«
    »Ich glaube, er ist mit Nikki… gut umgegangen.
    Jedenfalls wird Nikki nicht diese Art späte Erschütterung seiner Welt erleben wie Gregor. Natürlich war Tien im Vergleich mit Serg nur töricht und käuflich. Doch es war hart, es zu beobachten. Kein Neunjähriger sollte mit etwas so Schlimmem zu tun haben, das ihm so zu Herzen geht.
    Was wird es aus ihm machen'«
    »Am Ende… einen Zehnjährigen«, sagte der Graf. »Man
    tut, was man tun muss. Man wächst oder geht unter. Du musst daran glauben, dass er wachsen wird.«
    Miles trommelte mit den Fingern auf die gepolsterte
    Armlehne des Sofas. »Gregors Raffinesse wird mir
    allmählich klar. Indem er Tiens Unterschlagungen zugab, hat er Nikki auf unsere Seite der Eingeweihten gezogen.
    Jetzt hat auch Nikki ein maßgebliches Interesse daran, die Tarngeschichte aufrechtzuerhalten, um den Ruf seines verstorbenen Vaters zu schützen. Seltsam. Das ist übrigens der Grund, weshalb ich zu dir komme. Gregor bittet – er bittet und verlangt, nicht weniger! –, dass du mir den Vortrag über Ehre versus Ruf hältst, den du ihm gehalten hast. Er muss denkwürdig gewesen sein.«
    Der Graf runzelte die Stirn. »Vortrag? O ja.« Er lächelte kurz. »Also ist das bei ihm hängen geblieben. Gut. Man fragt sich manchmal bei jungen Leuten, ob etwas, das man sagt, in ihren Kopf dringt, oder man seine Worte einfach in - 612 -
    den Wind spricht.«
    Miles rutschte unbehaglich hin und her und fragte sich, ob diese letzte Bemerkung zum Teil an seine Adresse gerichtet war. Nun gut, wie viel von dieser Bemerkung.
    »Hm?«, fragte er.
    »Ich hätte es nicht einen Vortrag genannt. Nur eine
    nützliche Unterscheidung, um das Denken zu klären.« Er breitete seine Hand mit der Fläche nach oben in einer Geste des Ausgleichs aus. »Ruf ist, was andere Leute über dich wissen. Ehre ist, was du über dich selbst weißt.«
    »Hm.«
    »Die Reibung entsteht meist, wenn die beiden nicht
    dasselbe sind. In der Angelegenheit von Vorsoissons Tod, wie geht es dir da mit dir selbst?«
    Wie trifft er nur die Mitte so mit einem einzigen Schlag?
    »Ich bin mir nicht sicher. Zählen unreine Gedanken?«
    »Nein«, sagte der Graf mit Nachdruck. »Nur
    Willensakte.«
    »Wie ist es mit Akten der Unfähigkeit?«
    »Eine Grauzone, und sag mir nicht, dass du nicht schon früher in diesem Zwielicht gelebt hast.«
    »Den größten Teil meines Lebens, Sir. Nicht, dass ich nicht dann und wann in das blendende Licht der Kompetenz gesprungen bin. Was mir nicht gelingt, ist, die Höhe beizubehalten.«
    Der Graf zog die Augenbrauen hoch und lächelte schief, doch er unterließ es barmherzigerweise, dieser Aussage zuzustimmen. »Also. Dann scheinen mir deine - 613 -
    unmittelbaren Probleme mehr im Bereich des Rufes zu
    liegen.«
    Miles seufzte. »Ich komme mir vor, als würde ich
    überall von Ratten angenagt. Von kleinen nagenden Ratten, die zu schnell wegrennen, wenn ich mich umdrehe und sie auf den Kopf schlagen

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