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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Verrat. Sie ketteten ihn auf diese grausame Weise an das Geländer, um ihn für den Versuch, seine Ehre zurückzugewinnen, zu bestrafen. Sie ließen eine

Datendiskette mit einer Dokumentation seiner
    Verwicklung in die Sache mit Klebeband an seinem
    Rücken befestigt zurück, damit seine Retter sie finden sollten und er sicher entehrt würde, und dann riefen sie deine Mama an, sie solle kommen und ihn holen. Aber da sie nichts von den geringen Sauerstoffreserven wussten, riefen sie sie zu spät an.«
    Jetzt wirkte Nikki bestürzt und klein. O mein armer Sohn, ich hätte nicht Tiens Ehre in deinen Augen befleckt; gewiss wird all unsere Ehre in deinen Augen bewahrt…
    »Wegen weiterer Tatsachen bezüglich dieser Diebe, die niemand mit dir erörtern kann, ist die ganze Geschichte ein Staatsgeheimnis. Soweit der Rest der Welt weiß, sind dein Papa und Lord Vorkosigan allein hinausgegangen, sind - 602 -
    niemandem begegnet, wurden getrennt, während sie zu Fuß im Dunkeln unterwegs waren, und Lord Vorkosigan hat deinen Vater zu spät gefunden. Wenn irgendjemand meint, Lord Vorkosigan hätte etwas mit dem Tod deines Vaters zu tun, dann werden wir uns nicht mit ihm streiten. Du kannst sagen, dass das nicht wahr ist und dass du nicht darüber sprechen möchtest. Aber lass dich in keine Streitgespräche ziehen.«
    »Aber…«, erwiderte Nikki, »aber das ist nicht fair.«
    »Es ist schwer«, sagte Gregor, »aber es ist notwendig.
    Fair hat nichts damit zu tun. Um dir den schwersten Teil zu ersparen, haben deine Mama und dein Onkel und Lord Vorkosigan dir die Tarngeschichte und nicht die wirkliche erzählt. Ich kann nicht sagen, dass sie falsch gehandelt haben.«
    Gregor und Miles blickten einander unverwandt in die
    Augen; Miles zog fragend die Augenbrauen hoch. Gregor antwortete darauf mit einem winzigen ironischen Nicken.
    Die zusammengepressten Lippen des Kaisers deuteten ein Lächeln an.
    »Alle Diebe befinden sich in kaiserlichem Gewahrsam,
    in einem Gefängnis mit höchster Sicherheitsstufe. Keiner von ihnen wird bald entlassen. Alle Gerechtigkeit, die geübt werden konnte, wurde geübt: da gibt es nichts mehr zu tun. Wenn dein Vater überlebt hätte, dann wäre er jetzt auch im Gefängnis. Der Tod löscht alle Ehrenschulden aus.
    In meinen Augen hat er sein Verbrechen gesühnt und
    seinen Namen gereinigt. Mehr kann er nicht tun.«
    Es war alles viel, viel härter als das, was Ekaterin sich
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    vorgestellt hatte, sich vorzustellen gewagt hatte, womit Gregor oder irgendjemand anderer Nikki konfrontieren würde. Onkel Vorthys blickte sehr grimmig drein, und selbst Miles wirkte bestürzt.
    Nein: Das war die abgemilderte Version! Tien hatte
    nicht versucht, seine Ehre wiederzugewinnen; er hatte lediglich erfahren, dass sein Verbrechen entdeckt worden war, und strampelte sich ab, um den Konsequenzen zu entgehen. Aber wenn Nikki ausrufen sollte: Ehre ist mir egal! Ich möchte meinen Papa zurück!, konnte sie dann sagen, er habe Unrecht? Sie stellte sich vor, wie etwas von diesem Ausruf in seinen Augen aufflackerte.
    Nikki blickte zu Miles hinüber. »Was waren Ihre zwei
    Fehler?«
    »Erstens«, erwiderte Miles ruhig, und Ekaterin konnte nicht einschätzen, welche Anstrengung es ihn kostete, »habe ich es unterlassen, meine Kontaktleute beim KBS zu informieren, als ich die Stadtkuppel verließ. Als Tien mich zu der Station hinaus mitnahm, erwarteten wir beide ein kooperatives Geständnis, keine feindliche Konfrontation.
    Als wir dann die… Diebe überraschten, zog ich meinen
    Betäuber eine Sekunde zu langsam. Die anderen feuerten zuerst. Ein diplomatisches Zögern. Eine Sekunde Verspätung. Die winzigsten Dinge bereut man am meisten.«
    »Ich möchte Ihre Handgelenke sehen.«
    Miles schob seine Manschetten zurück und streckte
    seine Hände aus, zuerst mit den Handflächen nach unten, dann nach oben, damit Nikki sie eingehend untersuchen konnte.
    - 604 -
    Nikki runzelte die Stirn. »War Ihre Atemmaske auch
    leer?«
    »Nein. Meine war in Ordnung. Ich hatte sie überprüft, bevor ich sie aufsetzte.«
    »So.« Nikki lehnte sich zurück. Er wirkte äußerst
    kleinlaut und nachdenklich.
    Alle warteten. Nach einer Minute fragte Gregor sanft:
    »Hast du jetzt noch weitere Fragen?«
    Nikki schüttelte stumm den Kopf.
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn blickte Gregor auf sein Chrono und erhob sich. Er bedeutete allen mit einer Geste, sie sollten sitzen bleiben. Dann trat er an seinen Schreibtisch, kramte in einer Schublade

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