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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wenn… wenn meine Feinde mir nicht ein minimales Gefühl für Moral zugestehen, dann wünsche ich, dass sie mir wenigstens Fähigkeiten in meinen Lastern zuschreiben! Wenn ich jemanden ermorden würde, dann hätte ich einen viel eleganteren Job vollbracht als diesen grässlichen Schlamassel. Niemand würde dann überhaupt vermuten, dass ein Mord geschehen ist, ha!«
    »Ich glaube dir«, beschwichtigte der Graf. Er reckte den Kopf in plötzlicher Neugier. »Ach… hast du je einen begangen?«
    Miles kauerte sich wieder in das Sofa und kratzte sich an der Wange. »Es gab eine Mission für Illyan… darüber möchte ich nicht reden. Es war eine harte, unangenehme Arbeit, aber wir haben sie erledigt.« Seine Augen waren brütend auf den Teppich gerichtet.
    »Wirklich. Ich hatte ihn gebeten, dich nicht für Attentate einzusetzen.«
    »Warum? Hattest du Angst, ich würde schlechte
    Gewohnheiten annehmen? Jedenfalls war es viel
    komplizierter als ein einfacher Mord.«
    »Das ist es im Allgemeinen.«
    Miles starrte eine Minute lang vor sich hin. »Also, was du mir sagst, läuft auf dasselbe hinaus, was Galeni gesagt - 617 -
    hat. Ich muss hier stehen und das schlucken und dabei lächeln.«
    »Nein«, sagte sein Vater, »du musst nicht lächeln. Aber wenn du mich wirklich aufgrund meiner gesammelten Erfahrungen um Rat fragst, dann sage ich: Hüte deine Ehre. Lass deinen Ruf fallen, wohin er will. Und überlebe die Mistkerle.«
    Miles' Blick richtete sich neugierig auf das Gesicht
    seines Vaters. Seit er ihn kannte, war sein Haar grau gewesen; jetzt war es fast weiß. »Ich weiß, du bist im Laufe der Jahre mal oben und mal unten gewesen. Als dein Ruf zum ersten Mal ernsthaft Schaden nahm – wie bist damit fertig geworden?«
    »Oh, das erste Mal… das war vor langer Zeit.« Der Graf beugte sich vor und tippte sich nachdenklich mit dem Daumennägel an die Lippen. »Mir fällt plötzlich ein, dass unter Beobachtern, die ein gewisses Alter überschritten haben – den wenigen Überlebenden jener Generation –, die trübe Erinnerung an jene Episode bei deinem Fall vielleicht nicht hilft. Wie der Vater, so der Sohn?« Der Graf betrachtete ihn mit besorgt gerunzelter Stirn. »Das ist sicher eine Konsequenz, die ich nie habe voraussehen können. Du verstehst… nach dem Selbstmord meiner ersten Frau ging weit und breit das Gerücht um, ich hätte sie umgebracht. Wegen Untreue.«
    Miles blinzelte. Er hatte wirre Fetzen von dieser alten Geschichte gehört, aber nichts über diesen letzten Aspekt.
    »Und, hm… war sie es? Untreu?«
    »O ja. Wir hatten einen grotesken Streit deswegen. Ich
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    war verletzt, verwirrt – was als eine Art linkischer, befangener Wut herauskam –, und durch meine kulturelle Konditionierung schwer gehandikapt. Ein Punkt in meinem Leben, wo ich definitiv einen betanischen Therapeuten gebraucht hätte, statt des schlechten barrayaranischen Rates, den wir bekamen von … schon gut. Ich wusste nicht – konnte mir nicht vorstellen, dass es solche Alternativen gab. Es war eine dunklere, altere Zeit. Männer duellierten sich noch, weißt du, obwohl es damals schon illegal war.«
    »Aber hast du… hm, du hast doch nicht wirklich, hm…«
    »Sie ermordet? Nein. Oder, nun, vielleicht mit Worten.«
    Jetzt war es am Grafen wegzuschauen. Er kniff die Augen zusammen. »Allerdings war ich mir nie hundertprozentig sicher, dass es nicht dein Großvater getan hat. Er hatte die Heirat arrangiert; ich weiß, dass er sich verantwortlich fühlte.«
    Miles zog die Augenbrauen hoch, während er dies
    überdachte. »Wenn ich mich an Opa erinnere, scheint mir das schon ein bisschen möglich, schrecklicherweise. Hast du ihn jemals gefragt?«
    »Nein.« Der Graf seufzte. »Was hätte ich am Ende
    getan, wenn er ja gesagt hätte?«
    Aral Vorkosigan war damals wie alt gewesen?
    Zweiundzwanzig? Vor mehr als einem halben Jahrhundert.
    Er war damals viel jünger, als ich heute bin. Verdammt, er war ja fast noch ein Kind. Schwindelerregend schien sich Miles' Welt langsam zu drehen und in eine neue und gekippte Achse einzurasten, was veränderte Perspektiven ergab. »Also… wie hast du überlebt?«
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    »Ich hatte das Glück der Narren und Verrückten, glaube ich. Ich war sicher beides. Mir war das schnuppe. Übler Klatsch? Ich bewies ihnen, dass dies eine Untertreibung war und gab ihnen eine doppelt schlimme Geschichte, an der sie kauen konnten. Ich glaube, ich habe sie so überrascht, dass sie schwiegen. Stell dir einen

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