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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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diesen Weg gegeben.«
    »Ach«, sagte Miles, »ach das.« Seine Stimme klang
    nicht im Geringsten verwirrt; er sprach in einem Ton, als käme ihm durchaus bekannt vor, was sie sagte.
    »Dem Ende zu war mein Schwur das einzige Stück von
    mir, das nicht aufgerieben war. Als ich versuchte, darüber mit Tante Vorthys zu reden, versuchte sie mich zu beruhigen, dass es in Ordnung ist, weil alle anderen dachten, Tien sei ein Dummkopf. Wissen Sie… es hat nichts mit Tien zu tun, ob er ein Heiliger war oder ein Monster. Es ging um mich und mein Wort.«
    Er zuckte die Achseln. »Was ist daran so schwer zu
    verstehen? Mir ist es eklatant offensichtlich.«
    Sie wandte den Kopf und blickte auf sein Gesicht, das mit geduldiger Neugier zu ihr aufschaute. Ja, er verstand vollkommen – doch er versuchte sie nicht zu trösten, indem er über ihr Leid hinwegging oder sie zu überzeugen versuchte, dass es nichts bedeute. Die Empfindung war, als - 677 -
    öffnete sie eine Tür zu etwas, das sie für eine Kammer gehalten hatte, und als trete sie hinaus in ein anderes Land, das sich vor ihrem sich weitenden Blick wellte. Oh.
    »Nach meiner Erfahrung«, sagte er, »besteht das
    Problem mit Schwüren der Form Tod vor Unehre darin, dass sie am Ende bei genügend Zeit und Verschleiß die Welt in nur zwei Arten von Menschen trennen: in die Toten und die Meineidigen. Das ist ein Problem der Überlebenden.«
    »Ja«, stimmte sie ihm ruhig zu. Er weiß es. Er weiß alles, bis hin zu dem bitteren Bodensatz aus Reue auf dem Grund des Brunnens der Seele. Wie weiß er das?
    »Tod vor Unehre. Nun ja, zumindest kann sich niemand
    beschweren, dass ich sie in der falschen Reihenfolge
    abbekommen habe … Wissen Sie…«Er schaute weg, doch
    dann blickte er zurück, ihr direkt in die Augen. Sein Gesicht war ein wenig blass. »Ich wurde genau genommen nicht aus medizinischen Gründen aus dem KBS entlassen.
    Illyan hat mich gefeuert. Für die Fälschung eines Berichts über meine Anfälle.«
    »Oh«, sagte sie. »Das wusste ich nicht.«
    »Ich weiß, dass Sie es nicht wussten. Aus ziemlich
    offensichtlichen Gründen gehe ich nicht herum und
    verkünde diese Tatsache. Ich versuchte so sehr, mit meiner Karriere weiterzumachen – Admiral Naismith war alles für mich, Leben und Ehre und damals der größte Teil meiner Identität –, und stattdessen habe ich sie zerbrochen. Nicht, dass ich mich nicht darauf vorbereitet hätte. Admiral Naismith begann als Lüge, als eine Lüge, die ich sühnte, - 678 -
    indem ich ihn später wahr werden ließ. Und es
    funktionierte eine Weile wirklich gut; der kleine Admiral brachte mir alles, wovon ich je gedacht hatte, dass ich es wollte. Nach einer Weile begann ich zu meinen, alle Sünden könnten so gesühnt werden. Lüge jetzt, regle es später. Genau wie ich es mit Ihnen versucht habe. Selbst Liebe ist nicht so stark wie eine Gewohnheit, oder?«
    Jetzt wagte sie es, ihren Arm um ihn zu legen. Kein
    Grund für sie beide zu verhungern… Einen Moment hielt er den Atem an wie ein Mann, der vor einem wilden Tier Nahrung niederlegt und versucht, es ganz vorsichtig zu seiner Hand zu locken. Verlegen zog sie den Arm wieder zurück.
    Sie holte Luft und sagte: »Gewohnheiten, ja. Ich komme mir vor, als wäre ich halb verkrüppelt vor alten Reflexen.«
    Alten Narben der Seele. »Tien… scheint nie mehr als nur einen Gedanken von mir entfernt zu sein. Wird sein Tod jemals in Vergessenheit geraten, was meinen Sie?«
    Jetzt schaute er sie nicht an. Wagte er es nicht? »Das kann ich nicht für Sie beantworten. Meine eigenen Gespenster scheinen einfach weiter zu reiten, meistens nicht um Rat gefragt, aber immer da. Ihre Dichte nimmt allmählich ab, oder ich gewöhne mich an sie.« Er schaute sich in der Dachkammer um, stieß den Atem aus und fügte hinzu: »Habe ich Ihnen schon erzählt, wie es dazu kam, dass ich meinen Großvater tötete? Den großen General, der alles überlebte, die Cetagandaner, Yuri den Wahnsinnigen, alles, was dieses Jahrhundert gegen ihn schleudern konnte?«
    Sie ließ sich nicht zu einer geschockten Reaktion
    - 679 -
    ködern, die diese dramatische Aussage seiner Meinung
    nach verdienen mochte, sondern hob nur die Augenbrauen.
    »Ich habe ihn auf den Tod enttäuscht, ja, an dem Tag, als ich meine Aufnahmeprüfung in die Militärakademie versaute und meine erste Chance auf eine militärische Karriere verlor. Er starb in jener Nacht.«
    »Natürlich«, erwiderte sie trocken, »waren Sie der
    Grund. Es konnte

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