Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
Madame«, sagte er ergeben. Nach dem
komischen Glitzern in seinen Augen zu schließen, war er nicht so niedergeschmettert, wie seine kurzzeitige Armesündermiene denken ließ. »Ich verspreche es.«
Versprechen. »Ich muss gehen.«
Er erhob sich ohne Widerrede. »Ich bringe Sie hinaus.«
Sie spazierten Arm in Arm dahin und suchten sich im Gang ihren Weg durch die Überbleibsel der Geschichte hindurch.
»Wie sind Sie hierher gekommen?«
»Mit dem Autotaxi.«
»Soll ich Pym sagen, dass er Sie nach Hause fährt?«
»Sicher doch.«
Am Ende fuhr er mit ihr mit, im Fond des großen alten gepanzerten Bodenwagens. Sie redeten nur über Kleinigkeiten, als hätten sie alle Zeit der Welt. Die Fahrt war kurz. Als er sie aussteigen ließ, berührten sie einander nicht. Der Wagen fuhr weg. Das silbrige Verdeck verbarg… alles.
Ivans Lächelmuskeln versagten allmählich. An diesem
Abend war Schloss Vorhartung glänzend ausgestattet für
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den Empfang, den der Rat der Grafen für die frisch
eingetroffene komarranische Delegation zu Gregors Hochzeit gab, die die Komarraner hartnäckig Laisas Hochzeit nannten. Lichter und Blumen schmückten die Haupteingangshalle, die große Treppe zur Galerie der Ratskammer, und den großen Salon, wo das Dinner
stattgefunden hatte. Die Party hatte einen doppelten Zweck, denn sie feierte auch die Wiederherstellung und Vergrößerung des komarranischen Sonnenspiegels, die letzte Woche im Rat der Grafen befürwortet oder –abhängig vom politischen Standpunkt des Betrachters –durchgeboxt worden war. Sie stellte eine kaiserliche Brautgabe von wahrhaft planetarischen Ausmaßen dar.
Auf das Festmahl waren Reden gefolgt sowie eine
Holovid-Präsentation. die nicht nur Pläne für die
Spiegelanlage zeigte, die für Komarrs laufendes
Terraforming lebenswichtig war, sondern auch Entwürfe für eine neue Sprungpunktstation enthüllte, die von einem gemeinsamen barrayaranisch-komarranischen Konsortium gebaut werden sollte, zu dem auch Toscane Industries und Vorsmythe Ltd. gehörten. Seine Mutter hatte Ivan beauftragt, eine komarranische Erbin bei dieser intimen kleinen Soiree von fünfhundert Personen zu begleiten; leider war sie schon einiges über sechzig Jahre alt, verheiratet und die Tante der zukünftigen Kaiserin.
Keineswegs eingeschüchtert von der von den hohen Vor geprägten Umgebung, war diese fröhliche grauhaarige Dame die gelassene Besitzerin eines großen Anteils an Toscane Industries, ein paar tausend komarranischer
Planetarischer Stimmanteile und einer unverheirateten - 687 -
Enkelin, in die sie ganz offensichtlich vernarrt war. Ivan, der die Vid-Bilder bewunderte, stimmte ihr zu: Das Mädchen war bezaubernd, schön und offenbar sehr
intelligent. Doch da sie nur sieben Jahre alt war, hatte man sie zu Hause gelassen. Nachdem er pflichtgemäß Tante Anna und ihre unmittelbare Entourage durch das Schloss geführt und dessen herausragendsten architektonischen und historischen Charakteristika aufgezeigt hatte, gelang es Ivan, die ganze Gruppe wieder in die Menge von Komarranern zu schleusen, die Gregor und Laisa umgaben, und er plante seine Flucht. Während Tante Anna mit einer Stimme, die durch das ganze Stimmengewirr drang, Ivans Mutter informierte, dass er ein sehr netter Junge sei, verdrückte er sich rückwärts durch die Masse in Richtung auf die Bediensteten, die an den Seitenwänden standen und Aperitifs servierten.
Er prallte fast gegen ein junges Paar, das gerade durch den Seitengang kam und sich gegenseitig anblickte, anstatt zu schauen, wohin sie gingen. Lord William Vortashpula, Graf Vortashpulas Erbe, hatte kürzlich seine Verlobung mit Lady Cassia Vorgorov bekannt gegeben. Cassie sah wundervoll aus: leuchtende Augen, ein schicklich errötetes Gesicht, ein tief geschnittenes Kleid – verdammt, hatte sie etwas unternommen, um ihren Busenumfang zu vergrößern, oder war sie einfach im Laufe der letzten paar Jahre etwas gereift? Ivan versuchte noch, eine Antwort darauf zu finden, als sie seinen Blick auffing; sie warf ihren Kopf zurück, was die Blumen hüpfen ließ, die in ihr glattes braunes Haar geflochten waren, grinste, packte ihren Verlobten fester am Arm und stolzierte an Ivan - 688 -
vorbei. Lord Vortashpula zwitscherte Ivan einen kurzen, zerstreuten Gruß zu, bevor er fortgezogen wurde.
»Ein hübsches Mädel«, sagte eine raue Stimme. Ivan zuckte zusammen, drehte sich um und entdeckte seinen um etliche Ecken entfernten Cousin Graf Falco
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