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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wahrscheinlich nichts damit zu tun
    haben, dass er fast hundert Jahre alt war.«
    »Ja, sicher, ich weiß.« Miles zuckte die Achseln und
    blickte sie unter dunklen Augenbrauen scharf an. »Genauso wie Sie wissen, dass Tiens Tod ein Unfall war.«
    »Miles«, sagte sie nach einer langen, nachdenklichen
    Pause, »versuchen Sie etwa, mir in Bezug auf meinen
    Toten eine Nasenlänge voraus zu sein?«
    Überrascht begannen seine Lippen eine ungehaltene
    Verneinung zu bilden, die dann zu einem schwachen »Oh«
    wurde. Er stieß sanft mit der Stirn an ihre Schulter, als schlüge er seinen Kopf gegen die Wand. Als er wieder sprach, verbarg sein spöttischer Ton die echte Pein nicht ganz. »Wie können Sie mich ertragen? Nicht einmal ich kann mich ertragen!«
    Ich glaube, das war das wahre Geständnis. Wir sind gewiss einander auf den Grund gekommen. »Sch, sch!«
    Jetzt nahm er ihre Hand, seine Finger umfassten sie so warm wie eine Umarmung. Sie zuckte nicht überrascht zurück, doch ein seltsamer Schauder durchlief sie. Ist sich selbst auszuhungern nicht auch Verrat. Selbst gegen Selbst?
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    »Um Kareens betanische psychologische Terminologie
    zu benutzen«, sagte sie ein wenig atemlos, »ich habe dieses Ding mit Schwüren. Als Sie Kaiserlicher Auditor wurden, haben Sie erneut einen Eid abgelegt. Obwohl Sie einmal eidbrüchig geworden waren. Wie konnten Sie ertragen, das zu tun?«
    »Oh«, sagte er und blickte ein wenig vage umher. »Was denn, als man Ihnen Ihre Ehre aushändigte, hat man Ihnen da nicht das Modell mit der Reset-Taste gegeben? Die meine ist direkt hier.« Er zeigte ungefähr in die Gegend seines Nabels.
    Sie konnte nicht anders; ihr tiefes Lachen brach aus ihr hervor und hallte von den Deckenbalken wider. Etwas in ihr, das bis zum Zerreißen eng verstrickt war, lockerte sich bei diesem Lachen. Wenn er sie auf diese Weise lachen machte, dann war es, als würden Licht und Luft an Wunden gelassen, die zu dunkel und schmerzvoll für eine Berührung waren und so eine Chance zur Heilung bekamen. »Ist er dafür da? Das habe ich nicht gewusst.«
    Er lächelte und ergriff wieder ihre Hand. »Eine sehr
    kluge Frau hat mir einmal gesagt – man macht einfach
    weiter. Ich habe nie einen guten Rat gehört, der letzten Endes nicht darauf hinauslief. Nicht einmal der Rat meines Vaters.«
    Ich möchte immer bei dir sein, damit du bewirkst, dass ich gut über mich selbst lache. Er schaute auf ihre Handfläche, die er hielt, als wollte er sie küssen. Er war nahe genug an ihr, dass sie ihrer beider Atem spüren konnte, der im selben Rhythmus erfolgte. Das Schweigen dehnte sich. Sie war gekommen, um ihn aufzugeben, nicht, - 681 -
    um mit ihm zu schmusen … wenn das so weiter ging, dann würde sie ihn am Ende noch küssen. Sein Geruch erfüllte ihre Nase, ihren Mund, schien von ihrem Blut in jede Zelle ihres Körpers gespült zu werden. Die Intimität des Fleisches erschien leicht nach der weit schrecklicheren Intimität des Geistes.
    Schließlich richtete sie sich mit enormer Anstrengung gerade auf. Mit vielleicht gleicher Anstrengung ließ er ihre Hand los. Ihre Herz pochte, als wäre sie gerannt. Sie bemühte sich um ihre gewöhnliche Stimme und sagte: »Dann ist Ihre wohl überlegte Meinung also, wir sollten warten, bis sich mein Onkel mit Vassily befasst. Glauben Sie wirklich, dass dieser Unfug als Falle gedacht ist?«
    »Es riecht geradezu danach. Ich weiß noch nicht ganz, wie viele Ebenen tief die Quelle dieses Gestanks verborgen ist. Es könnte sein, dass es nur Alexi ist, der mich als Rivalen auszustechen versucht.«
    »Doch dann überlegt man, wer Alexis Freunde sind. Ich verstehe.« Sie versuchte einen munteren Ton anzuschlagen.
    »Also, werden Sie in der Ratssitzung übermorgen Richars und die Vormoncrief-Partei in die Enge treiben?«
    »Ach«, sagte er. »Da gibt es noch etwas, was ich Ihnen dazu sagen muss.« Er schaute weg, tippte an seine Lippen, schaute wieder zu ihr. Er lächelte noch, doch seine Augen waren ernst, fast trostlos geworden. »Ich glaube, ich habe einen strategischen Fehler begangen. Sie … äh … wissen, dass Richars Vorrutyer diese üble Nachrede als einen Hebel zu dem Versuch benutzt hat. um eine Stimme von mir zu erzwingen?«
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    »Ich hatte mir zusammengereimt, dass hinter den
    Kulissen etwas von der Art vor sich ging. Mir war nicht klar, dass es ganz so offen war.«
    »Primitiv, genau genommen.« Er verzog das Gesicht.
    »Da Erpressung ein Verhalten ist. das ich nicht

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