Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
vorzuziehen.«
    »Ich bin bisher noch keiner der anderen begegnet, die Granat heißen«, sagte Granat Fünf. »Als ich letztes Mal nachschaute, gab es in der ganzen Union insgesamt acht.«
    »Ich wette, es wird noch mehr geben«, bemerkte Bel.
    »Und du wirst daran schuld sein.«
    Granat Fünf lachte. »Ja, das wünsch ich mir!«
    Die zweite Hälfte der Vorführung war so eindrucksvoll wie die erste. Während eines der musikalischen Zwischenspiele hatte Nicol eine exquisite Harfenpartie. Es gab zwei weitere große Gruppentänze, der eine war abstrakt und mathematisch, der andere erzählend, anscheinend beruhte er auf einer tragischen Druckabfallkatastrophe einer früheren Generation. Das Finale versammelte alle Darsteller in der Mitte zu einem letzten lebhaften, Schwindel erregenden Wirbel; Trommler, Kastagnettenspielerinnen und Orchester waren vereint zu einer musikalischen Begleitung, die man nur als massiv bezeichnen konnte.
    Miles kam es vor, als endete die Vorstellung allzu früh, doch sein Chrono sagte ihm, dass vier Stunden während dieses Traumes vergangen waren. Er verabschiedete sich dankbar, doch unverbindlich von Granat Fünf. Als Bel und Nicol die drei Barrayaraner im Bubble-Car zurück zur Turmfalke begleiteten, dachte er darüber nach, wie Kultu137
    ren sich ihre Geschichten erzählten und sich so definierten.
    Das Ballett hatte vor allem den Körper der Quaddies gefeiert. Gewiss würde kein Planetarier die Aufführung des Quaddie-Balletts verlassen und dann die vierarmigen Menschen noch für Mutanten, Krüppel oder sonst wie Benachteiligte oder Unterlegene halten. Man konnte sogar – wie Corbeau demonstriert hatte – hinausgehen und sich in eine Quaddie verliebt haben.
    Nicht, dass jede verkrüppelnde Schädigung für das Auge sichtbar war. Dieser ganze überschwängliche Athletizismus erinnerte ihn dann, vor dem Zubettgehen die chemische Verfassung seines Gehirns zu überprüfen und zu schauen, wann voraussichtlich sein nächster Anfall stattfinden würde.
    138

7
    Miles erwachte aus tiefem Schlaf, als jemand an die Kabinentür klopfte.
    »Mylord?«, meldete sich Roic leise. »Admiral Vorpatril möchte mit Ihnen sprechen. Er ist auf der gesicherten KomKonsole in der Offiziersmesse.«
    Was immer an Inspiration in dem schläfrigen Intermezzo zwischen Schlaf und Erwachen aus seinem Hinterkopf in sein Bewusstheit heraufgeschwebt war, entzog sich ihm unwiderruflich. Miles stöhnte und schwang sich aus dem Bett. Ekaterins Hand hing vom oberen Bett herunter, sie blickte ihn verschlafen an; er nahm die Hand und flüsterte:
    »Schlaf weiter, Schatz.« Sie schnaufte zustimmend und rollte sich auf die andere Seite.
    Miles fuhr sich mit den Händen durchs Haar, packte seine graue Jacke, zog sie sich über seine Unterwäsche und tapste barfuß in den Korridor hinaus. Als die luftdichte Tür sich zischend hinter ihm schloss, blickte er auf sein Chrono. Da sich der Quaddie-Raum nicht mit unpraktischen planetarischen Rotationen abgeben musste, galt im Lokalraum eine einzige Zeitzone, an die sich Miles und Ekaterin wahrscheinlich auf der Herreise angepasst hatten. In Ordnung, es war also nicht mitten in der Nacht, es war früher Morgen.
    Miles setzte sich an den Tisch in der Offiziersmesse, glättete seine Jacke und zog den Kragen am Hals hoch, dann berührte er die Steuertaste an seinem Stuhl. Über der Vid-Scheibe erschienen Admiral Vorpatrils Gesicht und sein Oberkörper. Er war hellwach, angekleidet, rasiert und 139
    hatte zur rechten Hand eine Kaffeetasse stehen, der Mistkerl.
    Vorpatril presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Wie zum Teufel haben Sie es gewusst?«, wollte er wissen.
    Miles kniff die Augen zusammen. »Wie bitte?«
    »Ich habe gerade von meinem Chefarzt den Bericht über Solians Blutprobe erhalten. Es war künstlich hergestellt, wahrscheinlich innerhalb von vierundzwanzig Stunden, bevor es auf dem Deck vergossen wurde.«
    »So, so.« Verdammt noch mal. »Das ist … bedauerlich.«
    »Aber was bedeutet das? Ist der Mann noch irgendwo
    am Leben? Ich hätte geschworen, dass er nicht desertiert ist, aber vielleicht hatte Brun Recht.«
    Wie eine Uhr, die stillstand, konnten auch Idioten mitunter Recht haben. »Ich muss darüber nachdenken. Eigentlich beweist es weder, dass Solian noch lebt, noch, dass er tot ist. Es beweist nicht einmal notwendigerweise, dass er nicht dort getötet wurde, nur. dass man ihm nicht dort die Kehle durchgeschnitten hat.«
    Gefolgsmann Roic – Gott segne

Weitere Kostenlose Bücher