Vorposten des Commonwealth
Stimme aus der Nähe des Fensters.
Chatham Kingsley lehnte auf einer niedrigen, fellbezogenen Plattform. Er war kleiner als alle anderen, Porsupah natürlich ausgenommen. Gute drei Zentimeter kleiner als Malcolm oder Kitten. Kurzgeschnittenes blondes Haar, ein dicker Bürstenschnurrbart und ein Goldring mit einem Topas in dem einen Ohr schmückten ihn. Eckige Wangenknochen, ein spitzes Kinn, eine römische Nase und porzellanblaue Augen mit einem falschen Unschuldsblick vervollständigten das Gesicht. Eine seltsame Mischung von Kitt und Feuerstein. Der Verstand hinter den babyblauen Augen war zumindest so hart wie Feuerstein – eine Tatsache, die Kingsley mit stets höflichem Geplauder zu verschleiern strebte.
„Jedenfalls sind Sie gerade rechtzeitig zum Lunch gekommen, Malcolm. Setzen Sie sich doch, Sie alle. Ich habe dem Koch entsprechende Anweisungen gegeben.“
„Ich fürchte, Chatham, es gibt Dinge von größerer Wichtigkeit als …“
„Bremsen Sie sich“, sagte Kitten. „Porsupah und ich haben in den letzten sechsunddreißig Stunden nichts bekommen als ein paar dürftige Kanapees und Fisch-Sandwiches. Im Augenblick ist nichts von größerer Wichtigkeit als ein Lunch.“
„Was mich betrifft“, ergänzte Porsupah, den Blick starr auf die Unterwasserszene gerichtet, „so habe ich nicht die Absicht, all diese köstlichen und zweifellos eßbaren Schwimmer zu betrachten, ohne in irgend etwas hineinzubeißen. Ihr offensichtlich wohlgenährter Bauch ist dabei nicht ausgenommen, Kapitän.“
„Deshalb nehmen wir Ihre Einladung an“, schloß Kitten mit fester Stimme. Sie sandte Malcolm einen herausfordernden Blick zu. Der Kapitän seufzte tief und entschied sich dafür, nicht zurückzuschlagen.
„Großartig! Gott segne Sie, meine Liebe. Miss Kai-sung, nicht wahr?“
„Nennen Sie mich Kitten.“
„Und Sie müssen mich Chatham nennen. Sind Sie und Ihr Freund – Porsupah ist ein tolianischer Name, glaube ich – wirklich Offiziere in der Streitmacht der Kirche? Ich habe Sie noch nie in der Stadt gesehen.“
„Das sind wir tatsächlich, Chatham. Allerdings sind wir nur vorübergehend an das kirchliche Rektorat in Repler City abkommandiert worden.“
„Zu schade. Aber der Geschmack des alten Orvenalix bessert sich.“ Der Kaufmann betrachtete Kitten beifällig.
Kitten wandte sich an Malcolm. „Das beantwortet Ihre Frage. Er ist unschuldig!“ Der Frachter-Kapitän stöhnte.
„Unschuldig?“ fragte Kingsley unsicher. „Dann soll ich also irgendeiner Missetat schuldig gewesen sein?“ Er setzte sich auf und sah Malcolm fragend an.
„Okay, okay. Essen wir zuerst, wie abgestimmt wurde. Ich gestehe, daß auch mein eigener Magen meine Wünsche beiseitesetzt. Ich bin am Verhungern.“
Die anderen spielten mit ihrem Nachtisch herum. Malcolm nagte sein viertes Geflügel-Bein ab. Es stammte vom Garvual, einem großen, fleischfressenden Watvogel. Da forderte ihn ein Blick des Gastgebers zum Sprechen auf. Malcolm war längst zu dem Schluß gekommen, daß Feinheiten an Kingsley ebenso verschwendet sein würden wie an Rose. Aus unterschiedlichen Gründen. Er wischte sich Hände und Mund mit einem warmen Handtuch ab, unterdrückte zum größten Teil ein gewaltiges Rülpsen und begann:
„Chatham, ich habe unter der letzten Fracht der Umbra einen Behälter mit Drogen gefunden. Die Fracht ging zu zweiundneunzig Prozent an Sie. Wir hatten auf Largess alles gelöscht, deshalb weiß ich, die Drogen sind dort an Bord gekommen. Sie enthielten auch eine größere Menge Bloodhype. Jawohl, Bloodhype. Beinahe rein, wie mir gesagt wurde. Dazu eine Reihe von anderen scheußlichen Giften, aber nichts in der Klasse von Jaster. Versuchen Sie jetzt nicht, den Dummen zu spielen. Sie wissen bestimmt, daß das Zeug von neuem auf dem Markt ist.“
Kingsley tupfte sich zart die Mundwinkel mit einem Handtuch ab. „Es stimmt, daß ich nicht völlig uninformiert bin, wo es um den Handel in diesem Abschnitt des Spiralarms geht.“ Er lehnte sich zurück und faltete die Hände zufrieden über seinem vorstehenden Bauch. „Die Liköre kommen gleich. Sie schließen also daraus, daß ich irgendwie in diesen Handel verwickelt bin?“
„Sind Sie es?“
„Nein.“
„Warum sollten Sie es nicht sein? Sie wohnen in bequemer Nähe von Dominic Rose, von dem wir wissen, daß er für die Verteilung des Stoffs verantwortlich ist.“
„Wir leben auf demselben Planeten, das stimmt.“
„Die Sache ist zu ernst für sarkastische
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