Vorposten des Commonwealth
zumute, im Dunkeln zu sitzen.
„Ich atme erst auf, wenn all das erledigt ist und wir uns wieder an die Arbeit machen können, Kapitän“, antwortete der Erste Maat. „Listige Intrigen liegen nicht auf meiner Linie. Ich bin geistig nicht für Raffinessen und Täuschungsmanöver konstruiert.“
„Mir geht es ebenso“, sagte Malcolm. „Erstens mag ich so etwas nicht, und zweitens bin ich darin nicht besonders gut. Aber dieser junge Mann hier…“, er wies auf Philip, der seinen langen Körper auf einer leeren Packkiste verstaut hatte.
„Was haben Sie nun vor, Philip-al?“ fragte Porsupah.
„Darüber habe ich noch nicht viel nachgedacht. Ich könnte mir einen neuen Job suchen, aber vielleicht werde ich eine Weile einfach herumgammeln. Arbeit kann ich immer finden. Es könnte sich etwas Interessanteres ergeben.“
„Nun, über die Finanzen brauchen Sie sich eine Zeitlang keine Sorgen zu machen“, fiel Kitten fröhlich ein. „Wir haben Ihnen im Namen der Kirche eine Belohnung versprochen. Für solche Situationen gibt es einen Sonderfonds. Selbst wenn man unseren Empfehlungen nicht folgen sollte, was man aber bestimmt tun wird, kann die Kirche ein Wort nicht brechen, das einer ihrer Außendienstmitarbeiter gegeben hat. Ganz zu schweigen von zweien.“ Sie blickte zu Porsupah hinüber, und er nickte bestätigend.
„Sie haben die Vollmacht, Entscheidungen dieser Art zu treffen?“ fragte Malcolm ein bißchen skeptisch.
„Für gewöhnlich nicht. Aber es war auch kein gewöhnlicher Auftrag, den wir hatten.“
„Das habe ich mir gedacht.“
„Hören Sie“, fuhr Kitten auf, „ich gebe ja zu, daß Porsupah und ich vielleicht nicht immer auf der Höhe der Situation gewesen sind… worüber lachen Sie?“
Malcolm krümmte sich vor Lachen. Ein tiefes Rumpeln der Belustigung erfüllte die Kabine.
„Hören Sie mir zu, Mensch-der-angibt-wie-ein-Affe!“ schrie sie.
„Was diese Belohnung betrifft – ich bin im Augenblick nicht in dringender Verlegenheit“, unterbrach Philip sie eilends. „Hier habe ich nicht viel Geld ausgeben können. Ich habe genug zur Seite gelegt, um mich eine Weile über Wasser zu halten.“
„Die Belohnung braucht nicht die Form von Credits anzunehmen, wenn Sie wollen“, sagte Kitten. Sie beruhigte sich ein wenig, aber sie hielt immer noch ein Auge auf den röhrenden Schiffskapitän. Er bemühte sich vergeblich, sein Gelächter zu unterdrücken. „Es kann etwas anderes ausgemacht werden.“
„Okay. Dann will ich Sie.“
Malcolms Lachen brach ab. Porsupahs erstes Schnurrbartpaar zuckte.
„Wie bitte?“ fragte Kitten.
Die Stimme des jungen Ingenieurs hatte sich verändert. Sie war nicht mehr gedämpft, nicht mehr irgendwie unterwürfig. Nicht, daß sie tiefer geworden oder einen anderen Klang angenommen hätte. Er sprach nur sicherer, selbstbewußter.
„Ich sagte, ich will Sie. Die Regierung schuldet mir eine Belohnung; darauf haben Sie mir Ihr Wort gegeben.“
„Ja sicher, aber… he, das meinen Sie tatsächlich im Ernst?“
„Hören Sie, Junge…“ begann Malcolm.
„Mein Name ist Philip, Kapitän.“ Er sah Malcolm gerade an. „In bestimmten Situationen höre ich auf Junge, Bursche, ,Heda’ und viele ähnliche Anreden. Diese Situation gehört nicht dazu. Die junge Dame mag ein oder zwei Jahre älter sein als ich – wenn überhaupt. Es geschieht selten genug, daß mir ein so attraktives, intelligentes und – ja, das auch – mir in der Größe entsprechendes Mädchen über den Weg läuft. Diese Gelegenheit will ich nützen.“
„Na, hören Sie, Philip…“
„Hören Sie selber, Kapitän“, fuhr Kitten ziemlich aufgeregt dazwischen. „Ich brauche weder Sie noch irgendwen sonst, um für mich zu unterhandeln oder Predigten zu halten.“ Sie drehte sich um und musterte Philip. Er gab ihren Blick ohne Wimpernzucken zurück. „Es ist meine Sache, ob ich den Vorschlag ablehnen oder annehmen will. Unter den gegebenen Umständen hat er meiner Meinung nach die Bedeutung einer beinahe vergessenen Galanterie. Und eines Kompliments. Ich nehme Ihr Angebot an, Philip.“
„Danke, Miss Kai-sung“, erwiderte er ernst und vollführte eine ungelenke halbe Verbeugung.
„Meinst du nicht, daß du mich unter den gegebenen Umständen…“ – sie maß Malcolm mit einem hochmütigen Blick – „… mit dem Vornamen anreden solltest?“
„Einverstanden… Kitten.“ Er grinste breit.
„Sie haben ganz recht“, sagte Malcolm ruhig. „Es geht mich überhaupt nichts
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