Vorsätzlich verliebt
Verteidigung herbei. »Die sind cool.«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie mir nicht gefallen«, erklärte Jack. »Ich halte sie für sehr … individuell. Die Art von Stiefeln, die man beispielsweise tragen kann, wenn man über Mülltonnen hechtet.« Er schwieg kurz. »Also, zumindest war es der Versuch eines Bocksprungs.«
Tilly presste die Hand auf den Mund. »Sie haben mich gesehen?«
»Oh, mehr als das.« Seine Mundwinkel zuckten. »Ich habe Sie angebrüllt.«
Tilly kiekste betreten: »Das war
Ihr
Auto?«
»Mein brandneues Auto«, betonte Jack. »Erst vor zwei Tagen vom Autohändler abgeholt. Sie haben Fettschlieren an der Scheibe hinterlassen.«
»Ich habe doch gesagt, wie leid es mir tut. Es war ein Unfall.« Entschieden fügte Tilly noch hinzu: »Im Gegensatz zu Ihnen, als Sie durch die Pfütze fuhren und mich nass spritzten. Das haben Sie absichtlich getan!«
»Halb absichtlich«, räumte Jack ein. »Es sollte nur ein kleiner Spritzer werden. He, mir tut es auch leid. Aber sehen Sie es positiv: Wenigstens wissen Sie jetzt, dass es nicht nur ein Anbaggerspruch war.« Seine Augen funkelten fröhlich. »Ich wusste, wir haben uns schon einmal gesehen. Ich wusste nur nicht, dass es die Nacht war, in der Sie mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf meinem neuen Auto lagen.«
»Herein, herein. Tut mir leid, dass es hier so aussieht. Dad hat früher immer gestöhnt und mir ständig aufgetragen, endlich aufzuräumen, aber mittlerweile hat er aufgegeben. Ich habe ihm gesagt, wir müssten uns, wenn schon, über weitaus wichtigere Dinge streiten, und Chaos sei nicht wichtig. So ist es doch auch viel gemütlicher.«
Louisa hockte in einem lilafarbenen Pyjama auf ihrem übergroßen Bett und las in der
Geschichte der industriellen Revolution
. Sie roch nach Seife und Zahnpasta.
»Beispielsweise über deine Hausaufgaben«, sagte Tilly. »Die sind wichtiger.«
»Ich mache sie gerade.« Louisa strahlte und wedelte mit dem Schulbuch. »Wiederholung. Wirklich langweilig … o nein, Dad hat es erzählt!«
»Tut mir leid, er ist der Chef.« Tilly hob das Kissen neben Louisa hoch, zog eine Ausgabe des
Heat
-Magazins hervor und legte sie außer Reichweite ab. »Er meinte, wenn ich unter den Kissen nachschaue, würde ich ein Magazin wie dieses entdecken.«
Louisa zog eine Schnute. »Ich wollte nur fünf Minuten darin blättern. Unsere Geschichtsarbeit ist sowieso erst nächste Woche.« Sie lehnte sich mit leuchtenden Augen zurück. »Und? Glauben Sie, es wird Ihnen hier gefallen?«
»Das hoffe ich doch.« Tilly setzte sich auf den Rand des Bettes, betrachtete die gerahmten Fotos auf dem Buchregal und dachte ganz bewusst nicht an Jack Lucas. »Mir gefällt das Foto von dir und deiner Mum.«
»Das wurde am Strand von Hawaii gemacht. Wir waren da letztes Jahr in den Ferien. Alle waren braungebrannt und todschick.« Louisa schnitt eine Grimasse. »Nur ich nicht, mit meinen blöden roten Haaren und meinen dürren weißen Beinchen. Ich sah aus wie ein Volldepp.«
»Überhaupt nicht.« Tilly nahm das Foto zur Hand und musterte die beiden, die in die Kamera lachten. »Sieh dir nur deine Mum an – sie hat auch rote Haare.«
»Ihre Sonnenbräune ist voll falsch. Und sie hat Sonnenschutzcreme Faktor 50 benutzt. Ich weiß nicht, wie sie es in Los Angeles aushält. Mir ist kaltes Wetter lieber. Ich wohne gern hier.«
Vorsichtig meinte Tilly: »Du musst sie sehr vermissen.«
Louisa zuckte mit den Schultern. »Schon, aber als ich bei Mum lebte, habe ich Dad auch ganz doll vermisst. Und ich rede ja ständig mit ihr. Sie ist glücklich, und in ihrem Job läuft es gut. Sie liebt ihren Job.«
Wer würde das nicht? Beim Abendessen hatte Tilly in Erfahrung gebracht, dass Kaye Dineen, Mutter von Louisa, Exfrau von Max und erfolglose britische Bühnenschauspielerin, in ganz Amerika und weiten Gebieten der restlichen zivilisierten Welt als Kaye McKenna ein Star war und in der mit mehreren Emmys ausgezeichneten Fernsehserie
Over the Rainbow
, die Billionen Zuschauer jede Woche ansahen, eine Hauptrolle spielte. Ein erfolgreiches Casting, mehr hatte es nicht gebraucht – genau das, wovon alle aufstrebenden Schauspieler träumten. Nach acht Monaten voller Ablehnungen und am Boden zerstörten Lebensgeistern hatte Kaye auf dem Weg zum Büro eines Casting-Direktors eine Reifenpanne. Als sie in dessen Büro endlich eintraf, das weiße Kleid voller Schmiere und das Make-up weggeschwitzt, war sie eineinhalb Stunden zu spät dran. Der
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