Vorsätzlich verliebt
ich! Es ist also doch nicht ganz unerträglich?«
»Ich habe ja noch kaum etwas getan. Ich komme mir wie eine Hochstaplerin vor.«
»He, das liegt nur daran, dass ich die Peitsche noch nicht geschwungen habe. Bis zum Ende der Woche werden Sie meinen Anblick hassen. Ich habe eine Liste erstellt, was Sie morgen alles erledigen sollten. Ich fahre in aller Frühe nach Oxford, aber falls es Probleme gibt, können Sie mich anrufen.« Max reichte ihr die Liste:
8 Uhr: Lou zur Schule fahren.
Vormittags: Tapetenmuster zu Derwyns in Cirencester bringen. Lebensmittel kaufen, Essen kochen, mit Betty Gassi gehen, sechs gerahmte Drucke von Welch & Co. in Roxborough abholen.
16 Uhr 10 : Lou und Nesh von der Schule abholen.
»Das sieht doch gut aus.« Tilly konnte sich kaum konzentrieren. Die Offenbarung über Jack ging ihr nicht aus dem Kopf, und sie hatte ungefähr eine Million Fragen. »Äh, was soll ich denn kochen?«
»Ach, egal. Es nervt mich, über Essen nachdenken zu müssen. Das Schöne daran, Sie hierzuhaben, ist, dass das von nun an Ihre Aufgabe ist. Wir sind aber nicht mäkelig, also machen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen. Um sechs bin ich wieder zu Hause. Und übermorgen können Sie mich begleiten und mir beim Maßnehmen für den nächsten Job helfen.«
»Phantastisch.« Tilly fragte sich, wann sie das Gespräch auf Jack lenken konnte.
»Es ist nichts Großes, nur ein Projekt für Jack.«
Bingo!
»Ehrlich gesagt, haben Lou und ich gerade …«
»Hier, ich zeige Ihnen die Details. Er hat mir einen Prospekt dagelassen.« Max griff nach einem Ordner auf dem Tisch. »Wussten Sie, dass Jack Wohnungen kauft und dann vermietet? Hat im Laufe der Jahre einen beachtlichen Bestand aufgebaut. Er sucht sich auf Auktionen geeignete Objekte und renoviert sie, und dann lasse ich sie großartig aussehen, bevor er sie vermietet. Dieses Projekt hier ist eine Wohnung im zweiten Stock eines viktorianischen Hauses in Cheltenham. Das Wohnzimmer geht nach Süden und …«
»Lou hat mir erzählt, dass seine Freundin gestorben ist«, platzte Tilly heraus. Sie konnte sich einfach nicht länger beherrschen. »In der Woche vor der Hochzeit. Lou meinte, sie sei ertrunken.«
Max schwieg, lächelte vage, nahm einen Schluck Wein. Schließlich sah er sie an.
»Das stimmt. Ach je, Sie sind jetzt eine von denen. Ich sehe es in Ihren Augen.«
»Wie bitte? Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Aber Tilly spürte, wie sie rot anlief, denn tief in ihrem Innern wusste sie es.
»Es ist ja so romantisch. Der tragische Witwer – nur dass er kein Witwer ist, weil er es nicht ganz bis zum Altar geschafft hat. Tut mir leid.« Max schüttelte den Kopf, er klang ironisch. »Jack ist einer meiner besten Freunde, und was geschehen ist, ist wirklich furchtbar, aber mich amüsiert die Wirkung, die das auf das andere Geschlecht hat. Als ob er nicht schon gut genug aussehen würde, dazu noch klug und erfolgreich wäre – kaum hört eine Frau seine Geschichte, verliert sie jedwede Kontrolle und wirft sich ihm unweigerlich an den Hals, um ihn zu trösten. Und bei Ihnen ist das jetzt genauso.«
»Gar nicht wahr«, protestierte Tilly, röter denn je.
»Tun Sie nicht so.« Max seufzte resigniert. »Wissen Sie, was? Wenn Jack Sie verführt und Sie dann abserviert und es Ihnen das Herz bricht und Sie infolgedessen dermaßen am Boden zerstört sind, dass Sie nicht länger hier leben können, und mir Ihre Kündigung präsentieren und Sie mich und Lou einfach sitzenlassen, dann schwöre ich bei Gott, dass ich dem tragischen Witwer höchstselbst den Hals umdrehe, ob er nun mein bester Freund ist oder nicht.«
»Ich habe es Ihnen doch schon gesagt – ich möchte niemandes Kerbe im Bettpfosten sein.«
»Ah, aber das war, bevor Sie die ganze Geschichte kannten.«
Frust stieg in Tilly auf. »Ich kenne die ganze doch gar nicht!«
»Also schön. Sind Sie bereit für die ganze Geschichte?« Er füllte ihr Glas auf, dann legte er die Füße auf den Couchtisch. »Holen Sie sich ein Taschentuch. Jack und Rose waren drei Jahre zusammen. Sie war einfach umwerfend, ein Jahr jünger als er. Das hübscheste Ding, das man je gesehen hat. Alle liebten sie. Am Weihnachtstag vor fünf Jahren verlobten sich die beiden. Die Hochzeit sollte im darauffolgenden Dezember stattfinden. Und zwar in der Kirche des Dorfes in Pembrokeshire, in dem Rose aufgewachsen war. Alles war schon fest vereinbart. Dann stellten sie fest, dass Rose schwanger war, und das war das absolute
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