Vorsätzlich verliebt
»Sie war entzückt und total verliebt, und ihr war nicht klar, dass es sich nur um einen bedeutungslosen One-Night-Stand handelte. Das ist so
traurig
. Du hast sie dumm aussehen lassen.«
Jack betrachtete sie einen Augenblick lang, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Dann meinte er mit fester Stimme: »Ich möchte nicht über Amy sprechen. Ich spreche nie über meine Beziehungen. Das weiß jeder.«
»Dann ist das Teil der Anziehungskraft? Alle wissen, dass sie sich auf deine Diskretion verlassen können?«
Ein Funken von Amüsement. »Es ist sicher hilfreich.«
Natürlich hatte er recht. Tilly hatte nie die tiefe Demütigung vergessen, als sie nach der Trennung von Ben Thomas in die Schule gekommen war und feststellen musste, dass er jedes noch so intime Detail ihrer Beziehung allen erzählt hatte, die er kannte. Aber anstatt zu verkünden, wie großartig sie küssen konnte – was er ihr eine
Million
Mal gesagt hatte, solange sie noch zusammen waren –, hatte er fröhlich die Kunde verbreitet, dass sie ihren BH mit Taschentüchern auszustopfen pflegte und einmal bei einem Video von
Mr. Bean
so herzhaft hatte lachen müssen, dass sie sich ihr Höschen nass gemacht hatte.
Nur ein winziges bisschen, aber das hatte Ben natürlich nicht weitererzählt. Wenn man ihm zuhörte, konnte man glauben, sie hätte eimerweise uriniert. Die Sticheleien, die sie deswegen ertragen musste, hatten die zwölfte Klasse monatelang köstlich unterhalten.
Und deshalb: Ja, die Aussicht auf eine Beziehung mit jemandem, der wusste, was das Wort
Diskretion
bedeutete, hatte definitiv ihr Gutes.
»Was denkst du gerade?« Der kleine Finger von Jacks linker Hand fuhr über ihr Handgelenk, während er sprach, erinnerte sie daran, dass er immer noch da war.
Als ob sie das vergessen könnte. Tillys Mund wurde staubtrocken.
Was denke ich gerade? Dass ich mit dir schlafen könnte, und kein Mensch müsste davon erfahren. Wir könnten nach oben gehen und Sex haben, und es würde unser Geheimnis bleiben. Ich muss nur vor Mitternacht zu Hause sein, bevor Max und Lou aus Stratford kommen. Soweit es die beiden betrifft, habe ich den Abend DVDs schauend mit Betty verbracht, und das ist das Tolle an Hunden, sie können nicht die Augenbraue heben und wie Hercule Poirot kühl verkünden, dass dies, wertes Flittchen Tilly, nicht ganz der Wahrheit entsprach, weil sie nämlich …
Dddrrinngg.
21. Kapitel
Die Türglocke.
Mist
.
Mit einem dumpfen Aufprall zurück auf der Erde.
»Wer ist das?« Abgesehen davon, dass es der rücksichtsloseste Besucher aller Zeiten sein musste.
Jack zuckte mit den Schultern. »Ich bin irgendwie nie dazu gekommen, Überwachungskameras zu installieren.« Aber auch er sah nicht allzu begeistert aus. Er rührte sich auch nicht vom Sofa.
»Solltest du es nicht herausfinden?«
»Vielleicht geht er von allein wieder weg.«
Wahrscheinlich war es eine seiner vielen Frauen, eine, der es nicht gefallen würde, an der Tür abgewiesen zu werden, die vielleicht sogar darauf bestand, ins Haus zu kommen. Vielleicht war Jacks Methode, sich tot zu stellen, die beste.
Ddrrinngg
, machte die Türglocke erneut, gefolgt vom Geräusch eines Briefschlitzes, der geöffnet wurde. Tilly hielt den Atem an. Vielleicht warf die Person nur einen Zettel mit der Nachricht ein, dass sie hier gewesen war, und ob Jack später anrufen könnte, wenn er …
»Jaaa-aaack! Bist du da?«
Eine Frauenstimme. Überraschung, Überraschung. Tilly sah Jack an, der die Stirn runzelte.
»Wer ist das?«
»Jack, ich bin’s! Mach bitte die Tür auf, ich bin
verzweifelt
.«
Tja, und sie schämte sich nicht, das auch zuzugeben.
»Sieht aus, als müssten wir sie hereinlassen.« Tilly stand vom Sofa auf. »Und wenn das eine Frau ist, die zur Eifersucht neigt, sollte ich vielleicht durch die Hintertür verschwinden.«
Aber Jack war bereits auf den Beinen, sein Gesichtsausdruck lockerte sich. »Ist schon gut. Ich weiß, wer das ist. Mein Gott, ich kann es nicht glauben …«
Er eilte in den Flur, ließ Tilly wie ein Ersatzteil im Wohnzimmer zurück. Im nächsten Moment hörte sie, wie die Haustür geöffnet wurde, gleich darauf beiderseitige Ausrufe des Entzückens, gefolgt von Schritten über den Parkettboden, dann eine weitere Tür, die geöffnet und geschlossen wurde.
Jack kehrte ins Wohnzimmer zurück, schüttelte den Kopf und lächelte. »Sie musste unbedingt auf die Toilette.«
Ha, die alte Ausrede. »Ist es Amy?« Es hatte nicht nach Amy
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