Vorsaison
„Moby‘s“ kennengelernt hatten, fuhren
Porsche, waren gut gekleidet gewesen und hatten diamantenbesetzte Rolex-Uhren
getragen. Doch dann verwarf ich den Gedanken wieder — denn die Beschreibung
hätte auch genauso gut auf Adelio zutreffen können. Obwohl ich damals noch
nicht wusste, dass auch er tatsächlich Porsche fuhr. Außerdem wollte ich gar
nicht wissen wer Peters Geschäftspartner waren, denn sonst hätte ich ihn
bestimmt um eine genauere Beschreibung gebeten!
Als wir das Café „Canaletas“ kurze
Zeit später wieder verließen, regnete es noch immer. Zu Hause, nachdem ich mich
erneut abgetrocknet hatte, ging ich hinauf zum piso der Vermieter und
klingelte. Diesmal war es der Mann, der öffnete und ich fragte ihn, ob er und
seine Frau einen Moment Zeit hätten. Der Mann nickte und bat mich in die
Wohnung. Im Wohnzimmer wurde ich wieder aufgefordert, Platz zu nehmen und die
Frau kam und fragte, ob ich einen café wollte. Ich lehnte dankend ab.
Dann erzählte ich ihnen, dass man Ernie ausgewiesen habe und es fraglich sei,
ob er tatsächlich nochmal zurückkommen würde — jedenfalls in den nächsten
Monaten. Ich fand, mehr brauchten die beiden nicht zu wissen und ich wollte
auch Graham nicht als Lügner hinstellen. Trotzdem war ich ziemlich überrascht,
als ich die Bestürzung der beiden sah. Sie fragten, ob es Ernie denn gut ginge
und wollten wissen, ob sie noch etwas für ihn tun könnten. Ich schüttelte den
Kopf. Ganz offensichtlich hatten sie Ernie wirklich sehr gemocht. Dann kam ich
auf etwas anders zu sprechen und sagte, dass auch Peter nun vorhabe, bald
wieder nach Hause zu fahren und ich Ernies piso dann gerne ganz
offiziell übernehmen würde. Ich sagte auch, dass ich wüsste, dass die Miete bis
einschließlich Mai schon bezahlt wäre und ich dann Ende Mai die 90.000 Peseten
für die nächsten drei Monate bezahlen würde. Das Ehepaar sah sich daraufhin
kurz an und dann nickten beide.
>>Por qué no-warum
nicht?<<, sagte der Mann und seine Frau lächelte zustimmend. Der Mann fragte mich
daraufhin, ob ich das piso ganz alleine bewohnen wollte, immerhin war es
ja ziemlich groß und ich erklärte, dass ich mir die Wohnung eventuell mit einer
Freundin teilen wollte. Die Frau wollte wissen, ob diese Freundin das blonde
Mädchen aus dem „Picasso“ sei. Ich nickte und nannte auch Corinnas Namen.
Daraufhin tat die Frau so, als flüstere sie ihrem Mann ins Ohr und sagte, das
Mädchen würde in einer Copa-Bar arbeiten. Dann fing sie an zu kichern und
zwinkerte mir zu. Anscheinend war dies jedoch auch kein Problem! Der Mann
verzog sogar anerkennungsvoll das Gesicht und sagte, als Barmädchen würde sie
ja ziemlich gut verdienen. Die nächste Frage sah ich deshalb auch schon kommen,
aber warum hätte ich es auch leugnen sollen? — Und so gab ich zu, selbst
ebenfalls in einer Bar zu arbeiten. Doch die beiden schien das nicht im
Geringsten zu stören. Für sie war nur wichtig, Mieter zu haben, die pünktlich
zahlten, möglichst lange blieben und sich nicht bei Nacht und Nebel aus dem
Staub machten oder wilde Orgien feierten.
Allerdings erklärte mir mein
Vermieter auch, dass er mir leider keinen Mietvertrag machen könnte,
weil ich als Ausländerin ja genau genommen auch nicht länger als drei Monate im
Land bleiben dürfte und somit auch nicht länger, wie drei Monate mieten könnte.
Deshalb fragte er mich, ob mir sein Handschlag reichen würde, denn so hätten er
und Ernie es auch immer gehandhabt und ich nickte, ohne zu zögern. Was die
beiden anging, so hatte ich wirklich ein sehr gutes Gefühl! Obwohl ich natürlich
mittlerweile wusste, dass das, was mein Vermieter da gesagt hatte, so nicht
ganz der Wahrheit entsprach; zwar musste ich mit einem Touristenvisum nach
spätestens drei Monaten das Land mindestens für vierundzwanzig Stunden
verlassen, aber etwas mieten konnte ich ohne weiteres auch für längere Zeit. Mittlerweile
wusste ich aber auch, das SCHWARZGELD in Spanien groß geschrieben wurde und
kaum jemand Steuern bezahlte. Über das sogenannte dinero negro wurde in
Spanien auch nicht, wie bei uns zu Hause nur hinter verhohlener Hand
gesprochen, sondern ganz offen. Kein Handwerker und kein Geschäftsinhaber oder
Restaurantbetreiber hatte großes Interesse daran, Steuern zu bezahlen und
stellte seinen Kunden deshalb auch nur äußerst ungerne Rechnungen oder
Quittungen aus! Weil dies für den spanischen Staat aber durchaus ein Fiasko
war, wurden zum Beispiel kleinere Geschäfte
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