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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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danach besteuert, welchen
Stromverbrauch sie hatten — so auch das „Mau-Mau“. Auch mein Vermieter hatte
nur aus diesem einen Grund kein Interesse daran, mir einen Mietvertrag zu
geben, denn auch er ließ seine Nebeneinkünfte natürlich viel lieber einfach so unter
den Tisch fallen.
     
    ***
     
    Während ich so bei den beiden alten
Leuten im Wohnzimmer saß, fiel mein Blick auch auf ihr Telefon und ich fragte,
ob ich mal schnell telefonieren könnte. Die beiden nickten sofort. Dann wollten
sie mich für das Telefonat alleine lassen und ich sagte, das sei nicht nötig.
Also sahen sie mir zu, wie ich Sonja in ihrem Büro anrief. Ich wollte das
Gespräch jedoch nicht unnötig in die Länge ziehen und erklärte ihr bloß, dass
ich unbedingt mit Babs sprechen müsste. Ich fragte Sonja, ob sie das irgendwie
arrangieren könnte. Sonja überlegte kurz und sagte dann, ich solle sie um genau
18.20 Uhr nochmal zu Hause anrufen. Sonja hatte immer schon um 17.00 Uhr
Feierabend, Babs erst um 18.00 Uhr. Sie wollte Babs von der Arbeit abholen und
mit zu sich nehmen. Nach dem Telefonat wollte sie Babs dann im Auto nach Hause
fahren. So würde Babs den Zeitverlust wieder ausgleichen können, da ihr Vater
sie immer noch auf Schritt und Tritt überwachte und natürlich genau wusste,
wann der Bus, mit dem Babs normalerweise nach Hause fuhr, im Dorf ankam.
     
    Für das Telefonat legte ich dem
Ehepaar wieder 1.000 Pesten auf den Wohnzimmertisch. Ich wollte nun gehen, doch
die Frau fragte mich, ob ich denn auch Kontakt zu Ernie halten würde, weil sie nämlich
ebenfalls gerne wissen würde, wie es ihm ginge. Ehrlich gesagt, hatte ich keine
Ahnung, in welches Gefängnis man ihn in Holland bringen würde und ich hatte
auch keine Adresse von seinen Eltern oder sonst wem. Weil ich das mit dem
Gefängnis aber natürlich nicht erwähnen wollte, sagte ich nur, dass ich leider
keine Adresse von Ernie in den Niederlanden hätte und schon darauf vertrauen
müsste, dass er sich — wenn schon — bei mir melden würde. Immerhin kannte er ja
die Adresse vom piso . Die Frau nickte und sagte dann, sie hätte zwar
auch keine Adresse, dafür aber die Telefonnummer von Ernies Eltern. Ernie hätte
ihr diese mal gegeben, damit sie seine Eltern informieren könnte, falls ihm
etwas zustoßen sollte. Daraufhin griff die Frau in ihre Kittelschürze und holte
einen Zettel mit einer Nummer zum Vorschein.
    >>Kannst du nicht da anrufen
und seinen Eltern Bescheid geben?<<, fragte sie dann. Kurz entschlossen
nickte ich und hoffte nur, dass Ernies Eltern auch Englisch verstanden! Ich
nahm den Zettel und wählte die Nummer. Leider hatte ich mir vorher nicht
überlegt, was ich Ernies Eltern überhaupt sagen wollte. Das Gespräch wurde auch
gleich nach dem zweiten oder dritten Klingeln entgegen genommen und eine
Männerstimme meldete sich. Ich sagte auf Englisch, dass ich eine Bekannte von
Ernie sei und fragte, ob man Englisch verstünde.
    >>Nein<<, antwortete der
Mann, >>dafür aber Deutsch.<<
    Etwas überrascht, von der direkten
Art, fragte ich ihn dann auf Deutsch, ob er Ernies Vater wäre und der Mann
bejahte. Was passiert sei, wollte er wissen, noch bevor ich etwas hätte sagen
können und so erklärte ich ihm, dass man Ernie in Lloret verhaftet habe und in
den kommenden Tagen, von Gerona aus, in die Niederlande überstellen würde. Daraufhin
blieb es zuerst eine Weile still am anderen Ende und ich warf einen Blick auf
meine Vermieter, die aufmerksam zu hörten und dabei immer wieder nickten. Ich
hoffte, sie taten nur so, als ob sie verstanden, was ich da gesagt hatte. Dann
meldete sich wieder die Stimme am anderen Ende der Leitung, bedankte sich für
die Nachricht und legte auf.
    >>Todo bien-alles
gut?<<, fragte meine Vermieterin und ich zuckte die Schultern.
    >>Ich hoffe es<<,
antwortete ich auf Spanisch. Die Frau lachte und lobte meine
Spanischkenntnisse. Sie fand, dass ich in den letzten Wochen sehr viel gelernt
hatte und ihr Mann pflichtete ihr bei.
     
    Als ich später das Haus auf dem Weg zur
Arbeit verließ, traf ich den Vermieter im Hausflur. Die Reste von Ernies Namensschildchen
klebten an seinen Fingern. Er grinste und meinte, es wäre ja bestimmt nicht
nötig, dass auch ich meinen Namen auf die Klingel kleben würde, auch wenn das
bei uns Ausländern offenbar so üblich wäre. Corinna war ebenfalls dabei und so
stellte ich die beiden gleich einander vor. Während wir dann zum „Mau-Mau“ gingen,
erzählte ich Corinna, dass Peter vorhatte, schon

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