Vorsaison
hat.
Er hat nämlich auch gesagt, dass Ernie damals mehrere Millionen erbeutet hat —
Geld, das angeblich nie gefunden wurde.<<
Der camarero kam mit unserer
Bestellung und Peter nahm gleich einen großen Schluck Bier. Als er die Flasche
dann wieder auf den Tisch setzte, war diese nur noch bis zur Hälfte gefüllt.
Gleich darauf nippte Peter dann an seinem carajillo , den er mit Cognac versetzt
trank. Ich fragte mich, nicht zum ersten Male, wie sein Körper dem ganzen
Alkohol so gut standhalten konnte, noch dazu, wo Peter so krank war.
>>Anscheinend glaubt dieser
Comandante tatsächlich, dass Ernie hier irgendwo immer noch einen Großteil
seiner Beute versteckt hat<<, sagte Peter gerade. Ich nahm meinen Blick
von seinem carajillo und sah wieder Peter an.
>>Tja, und anscheinend glaubt
dieser Comandante auch, dass du das Geld lediglich in Ernies Auftrag gewechselt
hast, weil man dafür eben einen Pass vorlegen muss, den Ernie nun mal nicht
hatte!<<
>>So ein Unsinn!<<,
erklärte Peter. >>Dann hätte ich doch wohl Gulden gewechselt, statt
Deutsche Mark!<<
Ich nickte zustimmend.
>>Das habe ich dem Comandante
ja auch gesagt.<<
Peter griff erneut zur Bierflasche
und trank sie leer. Danach holte er tief Luft und sagte: >>Komischerweise
hilft mir das Bier und auch der Schnaps schadet mir nicht mehr wirklich. Ohne
das ganze Bier bin ich sicher, dass ich schon lange aufgegeben hätte. Aber das
Bier nimmt tatsächlich einen Großteil der Schmerzen weg, wenn auch vielleicht
nur zusammen mit dem Schmerzmittel. Aber es hilft — so verrückt das auch
klingen mag und das Morphin hebe ich mir dann für mein Ende auf.<<
>>Und wie stellst du dir dein
Ende nun vor? Ernie hat gesagt…<<
Peter schüttelte den Kopf.
>>Nein<<, sagte er dann,
>>ich habe mir das alles nochmal überlegt. Wenn ich es genau bedenke,
dann war meine Abreise zu Hause wohl etwas, hm, überstürzt und es gibt da doch
noch etwas, das ich regeln sollte, bevor es soweit ist.<<
Peter sah meinen überraschten Blick
und meinte, das ginge mich aber nun wirklich nichts an.
>>Jedenfalls habe ich
beschlossen, dass ich zurück nach Hause fahre, sobald der Deal über die Bühne
gegangen ist und ich mein Geld zurück habe! Deshalb ist es auch Unsinn, wenn du
jetzt ausziehst. Spätestens in zwei Wochen haue ich eh ab und ich habe auch
nicht vor wiederzukommen. Eine Überdosis Morphin kann ich mir schließlich auch
zu Hause geben. Ich hatte mein Abenteuer und mein Vergnügen. Jetzt ist es Zeit,
nochmal ernsthaft zu werden. Im Übrigen habe ich gerade erst die Miete für weitere
drei Monate bis einschließlich Mai bezahlt und es wäre doch schade, wenn wir
das Geld dem spanischen Ehepaar so einfach schenken würden — egal wie nett die
beiden auch sind.<<
Mir fiel ein, dass jemand die beiden
ja auch noch darüber informieren müsste, das Ernie nicht wiederkam. Doch Peter
sagte, Graham hätte schon mit ihnen gesprochen. Sie hatten nicht mitbekommen,
weswegen man Ernie abgeführt hatte und Graham hatte ihnen wohl erzählt, Ernies
Reisepass wäre abgelaufen gewesen. Deshalb habe man ihn nun in den nächsten Bus
zurück nach Holland gesetzt und sobald er einen neuen Pass hätte, käme er
wieder. Dies könnte allerdings durchaus ein paar Wochen dauern. Peter meinte,
Graham habe das erzählt, damit das Ehepaar mich und ihn nicht vor die Tür setzen
würde, denn immerhin war Ernie ja der eigentliche Mieter der Wohnung gewesen. Ich
konnte mir jedoch nicht vorstellen, dass die beiden uns deshalb rausgeschmissen
hätten und nahm mir vor, selbst mit ihnen zu reden. Würde ich wirklich dort
wohnen bleiben, dann wollte ich auch sicher wissen, dass es in Ordnung war,
wenn ich die Wohnung übernahm!
Peter bekräftigte noch einmal seinen
Entschluss, nach Deutschland zurückzufahren und dass er alle Drogen, die nun in
seinem Kofferraum lagerten, am Montag verkaufen würde. Er war überzeugt, dass seine
Geschäftspartner, wenn er ihnen ein paar Tage Zeit geben würde, auch das Kokain
wieder gegen bares von ihm zurückkaufen würden — und danach wollte Peter sich gleich
auf die Heimreise machen.
>>Wie gesagt, die beiden fahren
Porsche und jeder von ihnen hat eine dicke Rolex, besetzt mit Diamanten, um.
Ich bin mir sicher, die beiden sind liquide und mir geht’s ja auch nur darum,
meine Kohle wiederzubekommen<<, sagte Peter. Bei der Beschreibung seiner sogenannten
Geschäftspartner klingelte etwas bei mir. Auch die beiden Typen, die
Corinna und ich vor einigen Wochen im
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