Vorsaison
heulen.
>>Ich hab‘ doch nur versucht
dieses Mittel gegen Pickel zu bekommen.<<
>>Welches Mittel gegen Pickel?<<
>>Ach das von dem Detlef damals
dauernd gesprochen hat — AIDS oder so, und Hermann hat mir deshalb extra einen
Brief auf Spanisch geschrieben, den ich dann im Krankenhaus einem Arzt gegeben
habe. Hermann hatte in dem Brief erklärt, warum man mir im Krankenhaus das
Mittel doch bitte gegeben sollte und dass es in Deutschland auch nicht zu
kaufen sei.<<
>>Mein Gott Babs! Bist du
wirklich so BLÖD? AIDS ist kein Mittel gegen Pickel, sondern eine
Geschlechtskrankheit und das habe ich dir damals auch schon gesagt!<<
Ich konnte es einfach nicht fassen,
dass Babs dermaßen dämlich war! Babs schluchzte und erklärte kleinlaut, dass
sie dies mittlerweile auch wüsste, aber dass Detlef, sie und auch Hermann,
damals absichtlich getäuscht habe. Ich fluchte leise. Aber es hätte keinen Sinn
gemacht, Babs erklären zu wollen, dass Hermann mit Sicherheit gewusst hatte,
dass AIDS keine Pickelcreme war! Er war mit Sicherheit nicht der Schlaueste,
aber keinesfalls so naiv wie Babs.
>>Und was ist dann passiert?<<,
fragte ich stattdessen.
>>Der Arzt im Krankenhaus, dem
ich Hermanns Brief gegeben habe, wollte mich zuerst wegschicken und da habe ich
ihm dann die 2.000 DM geboten, die ich noch dabei hatte, wenn er mir das Mittel
doch noch geben würde und da hat er einfach die Polizei gerufen und die haben
mich dann mitgenommen und den ganzen Tag dabehalten und verhört.<<
>>Und?<<
>>Und die haben gesagt, dass
ich versucht hätte, an Medikamente zu kommen, deren Besitz ohne Rezept strafbar
wäre. Die haben dann jemanden gerufen, der das alles für mich übersetzt hat und
ich habe immer wieder gesagt, dass das nicht stimmt und ich bloß etwas gegen
meine Akne hätte haben wollen. Die haben dann gesagt, dass der Brief, den
Hermann mir gegeben hat, in Wirklichkeit eine Liste von Medikamenten gewesen
wäre, aber das habe ich nicht geglaubt und ich habe denen deshalb auch nicht
Hermanns Namen verraten! Später habe ich mir dann schon gedacht, dass der Brief
mit Sicherheit gar nicht von Hermann, sondern von Detlef gewesen ist, weil Hermanns
Spanisch ja auch noch nicht so gut ist, und dass Hermann das mir gegenüber bloß
nicht hat zugeben wollen. Dieser fiese Detlef hat jedenfalls versucht, uns
beide reinzulegen!<<
Mittlerweile klang ihre Stimme
trotzig.
>>Aber dafür hast du der Polizei
dann Ernies Namen genannt und auch gesagt, wo er wohnt!<<
Babs schniefte.
>>Na und? Ernie war auch nicht
eben nett zu mir und außerdem haben die von mir ja auch wissen wollen, wo ich
wohne! Und irgendeinen Namen musste ich denen doch geben!<<
>>Haben die sonst noch etwas
von dir wissen wollen?<<, fragte ich.
>>Nein<<, meinte Babs und
schluchzte wieder. >>Aber die haben die 2.000 DM von mir behalten und
haben gesagt, das sei Geld mit dem ich Drogen habe kaufen wollen und ich hätte
die Wahl, entweder ins Gefängnis zu gehen oder das Geld abzugeben.<<
Sie hatte wieder zu weinen
angefangen.
>>Babs, was für Polizisten
waren das. Erinnere dich! War es die Policía Municipal oder die Guardia
Civil?<<
Doch beide Namen sagten ihr nichts
und so fragte ich sie, ob die Polizisten blaue oder grüne Uniformen getragen
hatten.
>>Blaue<<, schniefte
Babs. Ich wusste, was ich hatte wissen wollen. Wahrscheinlich war das auch der
Grund, warum es letztendlich noch so lange gedauert hatte, bis man Ernie
schließlich verhaftete. Bestimmt war der Behördenweg von der Municipal zur
Guardia Civil tausend mal länger, als der direkte Weg von einer Wache rüber zur
anderen, denn für internationale Angelegenheiten, so wie in Ernies Fall, war
wohl eher die Guardia Civil zuständig. Die Municipal kümmerte sich eher um die Dorfangelegenheiten .
Babs fing nochmal über Hermann an zu
reden, doch ich war ehrlich gesagt so sauer auf sie, dass ich keine Lust mehr
hatte, weiter mit ihr zu sprechen. Ich sagte, ich hätte kein Kleingeld mehr und
bat sie, mir noch einmal kurz Sonja zu geben. Sonja wollte wissen, was denn
überhaupt los sei und ich antwortete, es wäre besser, wenn wir später noch
einmal in Ruhe telefonieren würden. Sonja sagte daraufhin, dass sie jetzt eh
los müssten, wollte Babs noch pünktlich zu Hause sein und ich versprach, mich
zwischen acht und halb neun noch einmal bei ihr zu melden.
Später in meiner Essenspause rief ich
dann erneut bei Sonja an und erzählte ihr, dass man Ernie, den Holländer bei
dem ich bislang gewohnt
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