Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
musste noch packen und winkte dem camarero für die Rechnung.
    >>Ich nehme an, damit ist unsere
Unterhaltung beendet?<<, fragte Peter ein wenig pikiert.
    >>Tut mir leid, aber ich muss
noch packen.<<
    >>Und das mit meiner Krankheit
interessiert dich nicht mehr?<<
    Er wollte noch etwas hinzuzufügen,
doch der c amarero kam mit der Rechnung und wollte wissen, ob etwas mit
meinem bikini nicht in Ordnung wäre. Ich schüttelte den Kopf und sagte,
dass alles OK sei. Ich würde ihn nur später essen und deshalb lieber mitnehmen.
Der camarero fragte daraufhin, ob er mir dann ein wenig Stanniolpapier
holen sollte und mir blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Der camarero verschwand in Richtung Küche — und die Rechnung hatte er auch mitgenommen! Ich
seufzte.
    >>Ich habe
Bauchspeicheldrüsenkrebs<<, sagte Peter. >>Er ist zwar erst kurz
vor Weihnachten voriges Jahr diagnostiziert worden, aber da war es schon zu
spät. Die Ärzte haben mir gesagt, dass sie nichts mehr für mich tun könnten und
ich höchstens noch drei Monate zu leben hätte. Also habe ich mich von meinem
Bruder auszahlen lassen, ihm dafür meine Anteile an der Firma überschrieben und
mich danach in mein Auto gesetzt, um mir einen Platz zum Sterben zu suchen.
Aber vorher wollte ich die letzten Wochen einfach noch mal genießen und auch
endlich mal etwas erleben! Ich bin nämlich bislang immer ein sehr
rechtschaffener Bürger gewesen, musst du wissen.<<
    Peter machte eine Pause und sah
hinaus in den Regen.
    >>Ich bin dann einfach drauf
los gefahren. Immer Richtung Süden, bis ich einen Platten hatte und so Ernie
kennenlernte. Den Rest kennst du ja.<<
    Der camarero kam mit dem
Stanniolpapier zurück und gab es mir. Die Rechnung legte er danach jedoch bei
Peter hin, obwohl ich darum gebeten hatte. Typisch Spanien, dachte ich. Die Rechnung kriegt immer der Mann, auch wenn die Frau darum
bittet!
     
     
    Im selben Moment kam auch der Strom
wieder.
    >>Möchtest du nicht doch noch
einen Kaffee?<<, fragte Peter daraufhin und meinte, er hätte mir nämlich
noch nicht alles erzählt, was ich wissen sollte. Also nickte ich und er
bestellte nochmal einen café solo , einen carajillo — und eine cerveza.
    >>Solo la botella-nur
die Flasche<<, fügte Peter hinzu und ich musste lachen. Da konnte der Kerl
noch nicht mal Guten Tag auf Spanisch sagen, aber das wusste er! Nachdem
der camarero erneut gegangen war, fing ich an, meinen kalten bikini zu essen, während Peter weiter seine Geschichte erzählte. Er sagte, er wäre am
ersten Tag in Lloret ziemlich fertig gewesen und habe Ernie und Graham dann seine
Geschichte erzählt — nachdem er abends einen zu viel getrunken gehabt hätte!
    >> Einen zu viel getrunken? Aber tust du das nicht ständig?<<, unterbrach ich ihn. Peter ging nicht
auf die Bemerkung ein.
    >>Jedenfalls habe ich dabei
auch erzählt, dass ich jede Menge Bargeld habe und nochmal Lust hätte, etwas
Verrücktes zu machen<<, sagte er stattdessen. >>Tja, und da hatte
Ernie eben die Idee mit Ceuta!<<
    >>Und woher wussten die Bullen,
dass du krank bist — und woher hatten sie die Durchschläge von der Bank, wo du
das Geld für eure kleine Reise gewechselt hast?<<
    >>Einige der Bankbelege hatte
ich dummerweise aufgehoben. Sie lagen in meinem Zimmer — in derselben
Schublade, wie meine Schmerzmittel und das Morphin, dass ich zu Hause von einem
Freund bekommen habe. Natürlich wollte dieser Comandante wissen, wozu ich die
ganzen Medikamente brauche und da habe ich ihm von meinem Krebs erzählt und
dass mein Arzt zu Hause mir einen gewissen Vorrat mitgegeben hätte, weil er
gewusst habe, dass ich verreisen würde.<<
    >>Und wollte er denn gar nicht wissen,
was du mit dem Geld, das du gewechselt hast, gemacht hast?<<
    >>Doch.<<
    >>Und was hast du darauf
geantwortet?<<
    >>Na, das Ernie und ich es
verprasst haben!<<
    >>Was? Umgerechnet 100.000
DM?<<
    Peter musste daraufhin herzhaft
lachen.
    >>Ehrlich gesagt war es ein
bisschen mehr — aber was sind schon 100.000 DM, wenn du mal richtig einen drauf
machen willst? Ich habe dem Comandante gesagt, dass wir ein paar Mal in
Barcelona gewesen wären. Erst ein paar Drinks in ein paar Bars, zusammen mit
ein paar Hostessen und dass ich den Rest dann beim Pokern verzockt
hätte.<<
    >>Und das hat er dir
geglaubt?<<
    Peter zuckte die Schultern.
    >>Ich habe ihm gesagt, dass ich
todkrank bin und eben nochmal einen drauf machen wollte, bevor ich ins Gras
beißen würde. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er mir wirklich geglaubt

Weitere Kostenlose Bücher